Schöne Ruinen
Wir haben schon so was Ähnliches oder bei einem wirklich scheußlichen Vorschlag Für uns ist das nicht das Richtige. Aber nach diesem Tag, nach den letzten drei Jahren, nach allem – kann sie einfach nicht mehr. Sämtliche geknebelten Reaktionen der vergangenen Jahre auf lächerliche Ideen und schwachsinnige Pitches strömen als Lachen aus ihr heraus wie eine unaufhaltsame Lavawalze. Ein historischer Thriller mit Spezialeffekten über menschenfres sende Cowboys ? Drei Stunden Leid und Mühsal, nur um herauszufinden, dass der Sohn des Helden als Nachtisch geendet hat?
»Entschuldigung«, ächzt sie wieder, ohne aufhören zu können.
Entschuldigung – das Wort scheint Michael Deane endlich aus seiner Versunkenheit zu reißen. Er wirft seiner Assisten tin einen bösen Blick zu und löst die Hände vom Kinn. »Claire, bitte. Es reicht.« Dann beugt er sich nach vorn über seinen Schreibtisch und sieht Shane Wheeler fest in die Augen. »Ich finde es super.«
Nach einem letzten Aufbäumen erstirbt Claires Lachen allmählich. Sie wischt sich die Tränen aus den Augen und merkt, dass Michael es ernst meint.
»Einfach perfekt«, sagt er. »Genau der Film, von dem ich geträumt habe, als ich in diesem Geschäft angefangen habe.«
Benommen sinkt Claire in ihren Stuhl zurück. Sie ist schwerer gekränkt, als sie es noch für möglich gehalten hätte.
»Wirklich brillant.« Michael erwärmt sich für sein Thema. »Eine epische, noch nie erzählte Geschichte über Not und Entbehrungen im amerikanischen Westen.« Er wendet sich an Claire. »Wir machen gleich einen Vorvertrag. Das will ich dem Studio vorlegen.«
Dann gilt seine Aufmerksamkeit wieder Shane. »Wenn es Ihnen recht ist, schließen wir eine Optionsvereinbarung über sechs Monate, damit ich das mit dem Studio regeln kann. Sagen wir zehntausend Dollar? Das ist natürlich nur zur Sicherung der Rechte – wenn wir die Sache weiterverfolgen, wird ein höherer Kaufpreis fällig. Wenn Sie damit einverstanden sind, Mr. …«
»Wheeler.« Shane hat Mühe, den eigenen Namen auszusprechen. »Ja, mit zehntausend bin ich … äh … einverstanden.«
»Nun, Mr. Wheeler – das war wirklich ein beeindruckender Pitch. Sie haben viel Energie. Fast so wie ich, als ich noch jung war.«
Shane blickt von Michael Deane zu Claire, die völlig zerschlagen ist, dann zurück zu Michael. »Danke, Mr. Deane. Ich habe Ihr Buch geradezu verschlungen.«
Bei der Erwähnung seines Buchs zuckt Michael wieder zusammen. »Ja, das merkt man.« Er bleckt die blinkenden Zähne zu einer Art Lächeln. »Vielleicht hätte ich Lehrer werden sollen. Was meinen Sie, Claire?«
Ein Film über die Donner-Party? Michael als Lehrer ? Claire ist vollkommen sprachlos. Sie denkt an das Abkommen, das sie mit sich selbst geschlossen hat – ein Tag, eine Idee zu einem Film –, und erkennt, dass das Schicksal sich jetzt tatsächlich über sie lustig macht. Schlimm genug, dass sie in dieser geistlosen, zynischen Welt leben muss, aber wenn ihr das Schicksal auch noch vor Augen führt, dass sie die Regeln dieser Welt nicht mal versteht – dann wird es unerträglich. Mit einer ungerechten Welt kommen die Leute klar; erst wenn die Welt willkürlich und unerklärlich wird, bricht jede Ordnung zusammen.
Michael erhebt sich und wendet sich wieder seiner konsternierten Entwicklungsassistentin zu. »Claire, ich möchte, dass Sie für nächste Woche eine Besprechung im Studio vereinbaren – Wallace, Julie … alle.«
»Sie wollen damit zu Universal gehen?«
»Ja. Montagvormittag. Sie, ich, Danny und Mr. Wheeler stellen Die Donner-Party vor.«
»Äh, es heißt nur Donner! «, wirft Shane ein. »Mit Ausrufe zeichen.«
»Noch besser«, erwidert Michael. »Mr. Wheeler, können Sie diesen Pitch nächste Woche bringen? Genauso wie heute?«
»Klar«, meint Shane. »Ja.«
»Also schön.« Michael zückt sein Handy. »Und Mr. Wheeler, wenn Sie sowieso übers Wochenende hier sind, wäre es vielleicht möglich, dass Sie uns mit Mr. Tursi helfen? Wir können Sie fürs Übersetzen bezahlen und Sie in einem Hotel unterbringen. Und am Montag sehen wir, dass wir diesen Filmvertrag unter Dach und Fach bringen. Wie klingt das für Sie?«
»Gut.« Shane schielt zu Claire, die noch mehr unter Schock steht als er.
Michael zieht eine Schreibtischschublade auf und sucht darin herum. »Ach, und Mr. Wheeler, bevor Sie gehen … könnten Sie Mr. Tursi vielleicht noch eine Frage stellen?« Michael lächelt Pasquale zu. »Fragen Sie ihn
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