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Schöne Ruinen

Schöne Ruinen

Titel: Schöne Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Walter
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gut rüberkommen und nicht gut sein ? Und ein Storyboard, damit es aussieht, als wären sie schon weiter? Ernste Gesichter ? Dann erinnert sie sich an Michaels prahlerische Ankündigung von gestern: Ich pitche einen achtzig Millionen teuren Western über Kannibalismus.
    »Ach, Scheiße«, entfährt es ihr.
    »Wieder eine SMS von deinem Freund?«
    Haben sie das wirklich vor? Ihr fällt ein, wie sich Danny und Michael darüber unterhalten haben, dass die Anwälte nach einem Weg suchen, um Michael aus seinem Vertrag mit Universal rauszuholen. Was für eine blöde Frage: Natürlich haben sie das vor. Nie im Leben würden sie sich so eine Chance entgehen lassen. Es ist so. Claire drückt die Hand an die Schläfe.
    »Was ist?« Shane steht auf, und die großen Rehaugen in dem kotelettenumrahmten Gesicht richten sich auf sie. »Alles in Ordnung?«
    Claire spielt mit dem Gedanken, es ihm nicht zu verraten und ihn sein Wochenende des Triumphs genießen zu lassen. Sie könnte einfach Scheuklappen aufsetzen und die nächsten zwei Tage hinter sich bringen, sie muss nur Michael bei seinem aussichtslosen Pitch und der Suche nach der verschollenen Schauspielerin helfen, dann kann sie am Montag die Stelle beim Filmmuseum antreten … und schon mal anfangen, Katzenfuttervorräte anzulegen. Doch Shane starrt sie mit seinen Unschuldsaugen an, und sie merkt, dass sie ihn mag. Wenn sie sich je aus diesem Schlamassel befreien will, muss es sofort sein.
    »Shane, Michael hat nicht die Absicht, deinen Film zu machen?«
    »Was?« Er lacht unsicher. »Was soll das heißen?«
    Sie setzt sich aufs Bett neben ihm und erklärt ihm, was sie sich zusammengereimt hat. Sie fängt mit dem Vertrag an, den Michael mit der Filmgesellschaft abgeschlossen hat: Auf dem Tiefpunkt seiner Karriere übernahm das Studio einen Teil von Michaels Schulden im Austausch gegen die Rechte an einigen seiner alten Filme. »Der Vertrag umfasst noch zwei weitere Punkte«, sagt sie. »Michael bekam ein Büro auf dem Gelände. Und Universal bekam ein Vorkaufsrecht, das heißt, Michael muss dort all seine Ideen vorlegen und kann sich erst an andere Studios wenden, wenn Universal absagt. Na ja, das mit dem Vorkaufsrecht war eher ein Witz. In den ersten fünf Jahren hat das Studio alles abgelehnt, was Michael vorgelegt hat. Und wenn er mit diesen Drehbüchern, Treatments und Romanen zu anderen Filmgesellschaften gegangen ist … na ja, wer nimmt schon was, das von Universal abgelehnt wurde?
    Dann kam Hookbook. Als Michael die Idee ausgearbeitet hat, dachte er, dass sich sein Vertrag nur auf die Entwicklung von Filmen erstreckt, aber nicht auf eine Reality- TV -Show und Website. Doch wie sich herausstellte, sichert die Vereinbarung dem Studio ein Vorkaufsrecht auf Material in ›Medien jeglicher Art‹ zu. Michael hatte also eine noch ungeschriebene TV -Sendung mit Riesenpotenzial, die praktisch dem Studio gehört.«
    »Ich verstehe nicht, was das mit mir zu tun …«
    Claire hebt die Hand. »Seitdem suchen Michaels Anwälte fieberhaft nach einer Möglichkeit, aus dem Vertrag rauszukommen. Vor ein paar Wochen sind sie fündig geworden. Das Studio hat eine Rücktrittsklausel in den Vertrag gesetzt, für den Fall, dass Michael nicht nur in einem Tief, sondern völlig am Ende ist. Wenn Michael in einem bestimmten Zeitraum eine bestimmte Anzahl schlechter Ideen vorlegt – sagen wir, wenn das Studio in fünf Jahren hintereinander zehn Projekte nicht entwickelt –, dann können beide Seiten aus dem Vertrag aussteigen. Aber während der Vertrag von Medien jeglicher Art spricht, werden in der Rücktrittsklausel nur Filme erwähnt. Hookbook wurde zwar von Universal realisiert, doch wenn Michael in fünf Jahren die Option auf zehn Filmideen erwirbt und das Studio alle zehn ablehnt, dann können beide Seiten den Vertrag ohne weitere Verpflichtungen aufkündigen.«
    Shane begreift schnell und legt die Stirn in Falten. »Das bedeutet also, dass ich …«
    »Du bist die zehnte Absage«, bestätigt Claire. »Ein achtzig Millionen teurer Kannibalenwestern – ein Film, der so düster, so kostspielig und unkommerziell ist, dass das Studio nie Ja dazu sagen kann. Michael kriegt deine Idee für ein Butterbrot und lässt dich ein vorläufiges Drehbuch schreiben, das er nie realisieren wird. Wenn das Studio ablehnt, kann er seine TV -Sendung an den Höchstbietenden verkaufen – für, was weiß ich, zig Millionen.«
    Shane starrt sie an. Claire fühlt sich schrecklich, weil sie ihm das erzählt

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