Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Spezialität – alle Philosophen lieben Rätsel.«
Kim furchte die Stirn. Glaubte Deng wirklich, Jan hatte sich selbst erschossen? Ja, endlich begriff sie, weshalb der Schwarzgekleidete ihm die Waffe in die Hand gedrückt und sie nicht wieder mitgenommen hatte.
Deng zog ein winziges Telefon aus seiner Tasche. Selbst er kam nicht ohne ein solches Gerät aus. Mit ernster Miene tippte er darauf herum, und sein Mund formte stumme Worte, als müsse er proben, was er gleich sagen wollte.
»Polizei?«, fragte er dann mit hochgezogenen Augenbrauen in den Apparat hinein. Kim versuchte sich jedes seiner Worte zu merken. »Ich möchte einen Selbstmord melden – der Mann, der den Jesus spielen sollte, hat sich erschossen.«
8
Deng nahm sein schwarzes Buch auf und setzte sich neben den toten Jan, als müsse nun er ihn bewachen. Er schien keine Angst vor ihm zu haben.
»Wenn man geduldig wartet, wird das schönste Wetter«, sagte er vor sich hin und blätterte ein paar Seiten um, in die er sich sodann vertiefte.
Kim wusste, dass sie sich nun besser davonmachen sollte. Vielleicht könnte sie einen Umweg durch den Wald nehmen, sehen, ob Lunke tatsächlich mit der schreck-
lichen, ohrenwackelnden Michelle … Nein, sie wollte gar nicht wissen, was Lunke trieb, und es ging sie auch nichts an.
Als sie sich tatsächlich vom Acker machen wollte, zerriss der Klang eines Motors die Stille. Ein dunkler Wagen rumpelte über einen Feldweg heran. Zwei Menschen stiegen aus. Kim hatte beide schon einmal auf Dörthes Hof gesehen. Die Frau war recht klein, hatte halblange dunkelrote Haare, die aber irgendwie unecht aussahen. Der Mann hatte einen dunklen Teint, seine ebenfalls recht langen Haare hatte er nach hinten gekämmt. Auf seinen Wangen prangten Bartstoppeln. Er machte ein mürrisches Gesicht, während er sich Deng näherte.
»Haben Sie die Polizei wegen eines Toten gerufen?«, rief er Deng zu.
Deng war bereits aufgesprungen und verbeugte sich. »Ganz recht – habe einen Toten gefunden«, erwiderte er. Sein Gesicht erhellte sich, als wäre ihm dieser Fund ein besonderer Anlass zur Freude. »Dachte, ich muss sofort Bescheid sagen … Ein jeder kehre vor seiner eigenen Tür, dann wird die ganze Straße sauber.«
Der Mann warf der Frau einen fragenden Blick zu. Da-
raufhin berührte sie ihn kurz am Arm, als müsse sie ihn von einer unfreundlichen Antwort abhalten, und sagte: »Wir sind von der Kriminalpolizei. Mein Name ist Marcia Pölk, und das ist mein Kollege David Bauer.«
Bauers Gesicht wurde noch düsterer, während er sich dem toten Jan näherte.
Kim machte sich ein wenig kleiner und zog sich in den Wald zurück. Sie versuchte kein Geräusch zu verursachen und atmete ganz leise.
»Was ist denn mit dem Hochsitz passiert?«, fragte Bauer. »Haben Sie daran herumhantiert?«
Deng lachte kichernd auf, als hätte Bauer einen besonders guten Witz gemacht.
»Nein«, sagte er dann, immer noch lachend, »waren wohl die Schweine – sind hier durchgerannt.«
Bauer wechselte einen zweiten fragenden Blick mit der Polizistin. An seiner Miene konnte selbst Kim ablesen, dass er Deng für ziemlich verrückt hielt.
»Die Schweine?«, fragte Marcia Pölk. »Wildschweine, die einen Hochsitz umrennen?«
Deng hob die Achseln und kicherte wieder. »Kann sein. Glaube ja.« Er wedelte mit dem Buch in der Hand.
Bauer beugte sich über den toten Jan, aber nicht sehr weit. Die Waffe schien ihn auch weit mehr zu interessieren. »Eine Walther PPS – recht neues Modell, wird erst seit ein paar Jahren produziert«, sagte er. Er schaute die Polizistin an, als erwartete er, dass sie ihn für diese Kenntnisse lobte. Dann glitt sein Blick wieder zu Deng. »Kennen Sie den Toten?«
»Aber ja!«, erwiderte Deng und konnte der Versuchung, sich einmal mehr zu verbeugen, nicht widerstehen. »Mann war gestern auf dem Hof.« Er drehte sich um und deutete in die Richtung, in der Dörthes Haus liegen mochte. »Hat sich kreuzigen lassen.«
Wieder verzog Bauer vor Unverständnis das Gesicht. Dann war eine laute, schrille Sirene zu hören, ein grünweißer Wagen fuhr mit hohem Tempo heran. Das Gefährt ruckelte auf dem Feldweg bedrohlich auf und ab.
Die Polizistin blickte auf die Uhr an ihrem Handgelenk. »Lächerlich«, sagte sie. »Die Kollegen vom Streifendienst kommen nach uns an, aber dafür haben sie sich für den großen Auftritt entschieden.«
»Vielleicht mussten sie noch irgendwo halten und ein Schweineschnitzel essen, um sich zu stärken«, meinte
Weitere Kostenlose Bücher