Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Bauer.
Kim verzog den Rüssel in ihrem Versteck. Schweineschnitzel – wie unappetitlich!
Die beiden uniformierten Männer, die ausstiegen, sahen wirklich wie Fleischfresser aus. Der eine war fett und hatte eine rosige Haut im Gesicht, der andere hatte einen Schnauzbart, der ihm fast in die Nase kroch. Kim hätte sich nicht gewundert, wenn er angefangen hätte, wie ein Hund zu kläffen.
Der Fette tippte sich an seine Mütze. »Kollegen, bedaure, mussten noch einen Unfall aufnehmen«, erklärte er.
Ohne den Uniformierten weiter zu beachten, sagte Bauer mit einem Blick auf den Toten: »Wahrscheinlich Selbstmord. Wir lassen ihn trotzdem in die Rechtsmedizin bringen. Könnt schon mal einen Bestatter rufen.«
Der Fette tippte sich erneut an die Mütze und machte kehrt, um zu dem Wagen zurückzugehen, während der andere sich den umgekippten Hochsitz ansah. Für einen Moment kam er Kim gefährlich nahe. Er roch beißend nach Schweiß, und sie musste sich unwillkürlich schütteln.
»Wie sind Sie denn auf den Toten aufmerksam geworden?«, fragte die Polizistin.
Deng hatte sich ein Stück abseits gestellt, als wolle er nicht stören. Zu Kims Verwunderung hatte er den Knopf noch nicht vorgeführt, den er dem Toten abgenommen hatte. »Je stiller man ist, desto mehr kann man hören«, erwiderte Deng.
Marcia Pölk stöhnte auf, und dann begann es plötzlich zu regnen. Kim war selbst überrascht. Erst trafen nur einzelne dicke Tropfen auf die Blätter über ihr, dann rauschte es im ganzen Wald. Ein Wolkenbruch ging hernieder. Wie lange hatte es nicht mehr geregnet? Die Schweine würden sich freuen, allen voran Doktor Pik, der den kühlen Regen liebte.
»Verdammt!«, fluchte Bauer. »Muss es jetzt auch noch anfangen zu sauen?«
Die Polizistin mit den roten Haaren lachte, und Kim konnte sich einen leisen Grunzer der Entrüstung nicht versagen. Sauen – was war das für ein Ausdruck? Beleidigt wollte sie sich aufmachen, um endlich zu den anderen zurückzukehren. Deng hegte offenbar nicht die Absicht, der Polizei den Knopf zu übergeben. Vielleicht hielt er ihn nicht für wichtig, oder das kleine silberne Ding war irgendwie wertvoll, weil es so schön blinkte.
Als Kim sich aus dem Wald schleichen wollte, sah sie Dörthe auf dem Weg herankommen. Ihre langen roten Haare waren klitschnass. Neben ihr ging eine dünne junge Frau mit blonden kurzen Haaren, auch ihr klebte ihre weiße Jacke am Leib.
»Sabeth!«, rief Deng aus. »Was machst du denn hier?« Er lächelte nicht, nein, zum ersten Mal, seit Kim ihn kannte, wirkte sein Gesicht traurig und leer.
Die blonde Frau schaute Deng erstaunt an; anscheinend war sie überrascht, ihn hier zu sehen.
»Wir haben die Sirene gehört«, sagte Dörthe, »und da wollten wir nachsehen …« Plötzlich stockte sie. Nun hatte sie den umgestürzten Hochsitz und den toten Jan entdeckt. »Nein!«, schrie sie. Ein lauter jämmerlicher Laut, der Kim durch Mark und Bein fuhr. Auch die Blonde stürzte vor, an Deng vorbei, der hilflos die Hände nach ihr ausstreckte.
»Jan«, hauchte sie. »Jan, das kann nicht sein.« Sie schob Bauer zur Seite, der sie aufhalten wollte, und beugte sich über den Toten. Sie nahm sein schrecklich fahles, mittlerweile nasses Gesicht in die Hände und küsste ihn, als könnte sie ihn damit wieder zum Leben erwecken. Dann, in dieser Haltung, drehte sie sich um. »Was ist mit Jan? Was hat das zu bedeuten?«, schrie sie.
»Erschossen!«, erwiderte Bauer unfreundlich, als nähme er es der Frau übel, dass sie ihn beiseitegestoßen hatte. »Ihr Freund hat sich auf dem Hochsitz erschossen.«
»Nein!«, schrie Sabeth noch lauter.
Trotz ihres gewölbten Bauches, der sie bei jeder Bewegung behinderte, hatte Dörthe sich neben die blonde Frau gekniet. Ihr Gesicht war weiß, sie hatte Tränen im Gesicht. Gemeinsam legten sie den toten Jan zurück. Der dicke uniformierte Polizist beäugte sie argwöhnisch.
Kim spürte die Trauer der beiden Frauen – sie kroch weiter ins Unterholz. Sie wollte das nicht sehen. Viel zu lange schon hatte sie die Menschen beobachtet.
»Das kann nicht sein! Das ist völlig idiotisch«, rief die blonde Frau. »Dass Jan sich umgebracht haben soll – er hatte Pläne, wollte dieses Passionsspiel nutzen, um seine Karriere als Schauspieler voranzutreiben …« Plötzlich brach sie ab und wischte sich über das Gesicht.
Auch die rothaarige Polizistin hatte sich nun neben die Frau gekniet. »Er war Schauspieler, sagen Sie? Ihr Freund?«
Sabeth
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