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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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Selbst Kaltmann, der Metzger aus dem Dorf, war gekommen, um Jan die letzte Ehre zu erweisen.
    »Können wir endlich abhauen?«, fragte Lunke nervös.
    Keine Angst, wollte Kim ihm entgegnen, von denen achtet niemand auf uns, nicht einmal der mörderische Kaltmann, doch entschied sie sich zu schweigen und sich zu konzentrieren. Fünf Schweinslängen von ihnen entfernt zog die Prozession in den hinteren Teil des Friedhofs. So viele Menschen hatte Kim wohl noch nie auf einem Haufen gesehen, doch einer fehlte: Deng. Ihn entdeckte sie nirgends, so sehr sie sich auch anstrengte.

14
    Was konnte Deng Besseres zu tun haben? War es überhaupt wichtig, wo er war? Das kleine schwarze Buch kam Kim wieder in den Sinn – wie es einsam und verlassen auf dem Stuhl im Stall gelegen hatte.
    »Um noch einmal auf die Nacht zu sprechen zu kommen«, begann Lunke, während sie in den Wald eintauchten. Hinter ihnen war plötzlich wieder Musik zu vernehmen. Der blonde James spielte, und obwohl die Klänge nur leise und gedämpft zu ihr herüberwehten, überfiel Kim ein Gefühl der Wehmut und des Scheiterns. Die Menschen begruben den toten Jan Tauer, ohne dass jemand ahnte, wie er wirklich gestorben war.
    »Also«, setzte Lunke erneut an, »ich finde, der Moment ist gekommen – unsere Nacht sollte den Beginn der Rauschzeit …«
    Rauschzeit? Glaubte Lunke tatsächlich, sie würde in der Stimmung, in der sie sich nun befand, mit ihm im Wald bleiben, um das Eine zu tun?
    He, wollte sie sagen, schlag dir das aus dem Kopf, vergiss es … Ich werde niemals …
    Irritiert verharrte sie. Die Musik in ihrem Rücken hatte aufgehört, eine seltsame Stille lag über dem Wald, doch deswegen hatte sie nicht innegehalten.
    »Mit Michelle werde ich schon fertig«, sagte Lunke mit leicht überheblich klingender Stimme, »und Emma werde ich darauf vorbereiten, dass wir …«
    Kim kniff die Augen zusammen, sie hörte nicht mehr zu; ein Sonnenstrahl war vor ihr auf einen blinkenden Gegenstand gefallen. Neugierig lief sie darauf zu: Dort, im Gras lag ein kleiner runder Knopf, der jenem glich, den der tote Jan in der Hand gehalten und den Deng ihm abgenommen hatte …
    Interessiert schnüffelte Kim daran. Ein Geruch klebte an dem silbernen Ding – der Geruch, den auch das kleine schwarze Buch verströmt hatte; nicht sehr stark, aber für einen sensiblen Rüssel deutlich wahrzunehmen. Deng hatte den Knopf noch vor kurzer Zeit in der Hand gehalten. Vorsichtig packte sie das Silberding mit der Schnauze, um es in Sicherheit zu bringen.
    »Wir sollten die Sache also in Angriff nehmen«, hörte Kim Lunke wieder reden, ohne zu wissen, was er meinte. Sie sah sich um. Wieso lag dieser Knopf, Dengs Beute, hier so verloren herum? Das Gras war niedergetrampelt; die Abdrücke von Schuhen hatten sich in den Erdboden gebohrt, ein Stück Seil lag weggeworfen an einem Baum. Eine Schweinslänge weiter entdeckte Kim einen grünen Stiefel, der ihr sofort bekannt vorkam. Dengs Stiefel, kein Zweifel. Er musste hier gewesen sein. Ratlos blickte sie sich um. Diese Stelle lag nicht weit von der Lichtung entfernt, wo sie Deng zuletzt gesehen hatte. Unruhe erfasste sie. All ihre Sorgen schienen sich zu bewahrheiten. Sie hob ihren Rüssel in den Wind. Wieso hatte sie diesen dumpfen, bitteren Geruch noch nicht bemerkt?
    Lunke starrte sie an. »Was ist los?«, fragte er, plötzlich aufgeregt. »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein«, sagte Kim nachdenklich. Der Knopf tanzte in ihrem Maul hin und her. Sie hatte Angst vor dem, was ihr Rüssel ihr vermeldet hatte.
    Langsam hob sie den Kopf. Zuerst sah sie einen roten schmutzigen Socken, dann einen zweiten grünen Stiefel. Deng hing an einem langen Ast und baumelte im Wind. Sein Kopf war zur Seite gesunken, so dass man auch von unten sein Gesicht sehen konnte. Es war blau und völlig leblos, die Zunge ragte ihm aufgequollen aus dem Mund.
    »Da!«, sagte Kim atemlos, und im nächsten Moment verschluckte sie vor Entsetzen den silbernen Knopf, der Deng offenbar in dem Augenblick seines Todes aus der Hand gefallen war.
    Einen Moment trat eine abgrundtiefe Stille ein. Kim spürte dem verschwundenen Knopf nach, der irgendwie in sie hineingerutscht war, und auch Lunke wagte nicht zu atmen.
    Dann stieß er abrupt einen unpassend lauten Grunzer aus.
    »Wer hoch hängt, kann tief fallen«, erklärte er und rülpste.
    Kim glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Was war denn das für eine Weisheit, die er ohne jede Rührung von sich gab?
    »Der Tote ist Deng«,

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