Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
sagte sie leise und mit Trauer in der Stimme. »Er hat sich von allen unseren Hirten am besten um uns gekümmert.«
Warum hing Deng da? Waren die beiden Schwarz-
gekleideten hier gewesen und hatten ihn ebenfalls getötet? Sie versuchte sich daran zu erinnern, wo genau sie Deng zuletzt gesehen hatte. Auf der Lichtung, an der Stelle, wo das Gewehr versteckt gewesen war, als er sich einer Gestalt genähert hatte. Wäre sie nicht in diesen albernen Kampf mit Michelle verwickelt gewesen, hätte sie gewiss viel mehr mitbekommen, und wer weiß, vielleicht hätte sie ihn sogar retten können.
»Du interessierst dich schon wieder viel zu sehr für die Angelegenheiten der Menschen.« Lunke stöhnte, während Kim den Boden absuchte. Eine verwertbare Spur fand sie allerdings nicht.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, der Knopf würde in ihrem Bauch rumpeln, aber es war vermutlich der Anblick des Toten, der ihr Übelkeit verursachte.
Wie sollte sie Dörthe und die anderen zu Deng locken? Sie schaute sich um. In der Nähe waren ein paar Bäume gefällt worden. Vielleicht kamen die Baummörder bald zurück und fanden den Toten. Den Baum, an dem Deng hing, konnten Lunke und sie jedenfalls nicht aus der Erde reißen.
Als sie Lunke bitten wollte, am nächsten Morgen ein paar Baummörder aufzuscheuchen und zu Dengs Ast zu treiben, bemerkte sie, dass er unvermittelt in Schockstarre gefallen war. Er stand wie angewurzelt da und rührte keine Borste mehr. War ein zweites Unglück passiert? Ein zweiter Toter, der irgendwo lag?
Einen langen, vorsichtigen Atemzug später hörte Kim, wie eine tiefe, ihr bereits bekannte Stimme durch den Wald donnerte: »Fritz, warum bist du heute Morgen nicht auf unserem Versammlungsplatz gewesen?«
Emma, die majestätische Bache, trat zwischen den Bäumen hervor; sie warf einen furchterregenden Schatten vor sich.
Für Momente wurde selbst der Gedanke an den armen toten Deng in den Hintergrund gedrängt.
»Ich gehe besser«, flüsterte Kim und schaute Lunke mitleidig an. Dann schlug sie sich ins Unterholz. Gut, dass sie den Weg zum Stall mittlerweile ohne seine Hilfe fand.
Sie hatte wieder alles falsch gemacht. Dengs Aura, die Traurigkeit, die der Tote verströmt hatte, wirkte in ihr nach, als sie zurück auf die Wiese schlich. Und nun hatte sie zu allem Überfluss den Knopf hinuntergeschluckt. Vielleicht aber war dieses kleine silberne Ding ein Zeichen! Sie hätte es Dörthe und Sabeth zeigen können, aber stattdessen setzte es sich vermutlich irgendwo in ihr fest – oder es zerriss ihr die Gedärme. Konnte man von einem Knopf im Bauch sterben?
Aus einem Impuls heraus schlang sie einen halben Farn herunter und versuchte ihn dann zusammen mit dem Knopf wieder hervorzuwürgen, aber es klappte nicht. Nur ein wenig grünliche Flüssigkeit presste sie aus ihrem Maul. Außerdem tat ihr die Wunde am Kopf wieder weh, weil sie sich so angestrengt hatte.
Warum war Deng tot? Darauf konnte es nur eine Antwort geben: weil er etwas herausgefunden hatte, das mit dem Tod von Jan zu tun hatte. Oder irrte sie sich? Deng war zuletzt manchmal traurig gewesen.
Noch einmal versuchte sie den verdammten Knopf hervorzuwürgen, doch wieder lief ihr lediglich eine grünliche Flüssigkeit aus dem Maul.
Doktor Pik, dachte sie, hoffentlich wusste er ein Mittel.
Unheimlich still war es, als sie sich durch den Durchschlupf zwängte. Den Pfahl, der den Zaun hielt, würde Deng nie wieder aufrichten … Sollte sie den anderen berichten, was sie gesehen hatte? Bestimmt würde auch Che ihr Vorwürfe machen, oder er würde sich auf seine dumme, törichte Art freuen, dass wieder ein Mensch zu Tode gekommen war.
Zuerst sah sie Brunst auf der Wiese. Er lag auf der Seite, als hätte er sich ein für alle Mal überfressen. Kim wusste gleich, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung war. Voller Angst trabte sie zu ihm und stieß ihn mit dem Rüssel an.
»He, Brunst, ist dir nicht gut?«, rief sie, doch er rührte sich nicht. Eine Wunde war nicht zu erkennen. Er sah aus, als wäre er eingeschlafen und gestorben.
Als Kim panisch den Blick hob, erspähte sie Cecile ein Stück entfernt. Die Kleine lag ebenfalls wie leblos da, seltsam verrenkt, als wäre ihr plötzlich übel geworden. Kim spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Was war nur während ihrer Abwesenheit geschehen? Wo waren Che und Doktor Pik? Sie brauchte einen Moment, um die beiden zu entdecken. Che war neben einer der Zinkwannen zusammengesunken. Anders als Brunst war er
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