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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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nicht, dass er wieder lebendig war? Wusste er schon von Deng?
    »Du musst trinken«, sagte er mitfühlend. »Wir haben alle furchtbaren Durst gehabt, nachdem wir zu uns gekommen waren.«
    Kim nickte, während sie erneut versuchte, auf die Beine zu kommen.
    Draußen war es noch hell. Die Sonne schien freundlich vom Himmel herab. Es mochte später Nachmittag sein. Cecile stakste auf sie zu, brachte aber ganz gegen ihre Gewohnheit keinen Ton heraus. Brunst lag neben einer der Zinkwannen und starrte vor sich hin, als wäre er noch nicht ganz bei sich. Kim schaute ihn kurz an, bevor sie sich über das Wasser beugte. Gierig trank sie, das Wasser schmeckte köstlich, doch während sie das Gefühl hatte, das Leben, das sie schon beinahe verlassen hatte, kehrte langsam in sie zurück, begriff sie, dass etwas nicht stimmte. Sie hob den Kopf und spürte die Wunde an ihrer Augenbraue. Dörthe, Sabeth und der blonde James waren ebenfalls da, sie saßen schweigend und wie von einer großen Anstrengung erschöpft auf den Stühlen unter dem Sonnenschirm und tranken eine hellgelbe Flüssigkeit, ohne ein Wort zu sagen. Sonst war niemand zu sehen; der weiße Kittelmann, der die anderen gerettet hatte, war offenbar schon verschwunden.
    »Ganz recht«, sagte Doktor Pik neben ihr. Er hatte ihren suchenden Blick registriert. »Er ist nicht da … Che … sie haben ihn mitgenommen … Er hat es nicht geschafft …«
    Kim spürte, wie ein schriller Schmerz durch ihren Körper fuhr. »Che!«, stieß sie hervor. »Er hat es nicht geschafft?«
    Doktor Pik blickte sie mitleidig an. »Der weiße Mann hat uns irgendeine Flüssigkeit eingeflößt, damit wir aufwachen. Nur Che … bei ihm hat es nicht funktioniert … Er ist nicht mehr aufgewacht … Sie haben ihn an den vier Läufen gepackt und mitgenommen …«
    Kim spürte, wie ihre Beine nachgaben. Alles war wie sonst, der Hof, die Wiese, das Wasser, die Sonne, doch Che fehlte, und damit war gleichzeitig alles anders. Er war immer da gewesen, hatte jeden Tag seine schlechte Laune vor sich hergetragen, und nun … Plötzlich schien sich da ein Loch aufgetan zu haben. Kim musste würgen; das Wasser, das sie eben erst geschluckt hatte, quoll wieder aus ihr heraus. Besorgt erhob sich Dörthe aus ihrem Stuhl. Mitgenommen und am Ende ihrer Kräfte wirkte sie, wie sie sich mit ihrem dicken Bauch zum Gatter schleppte und zu Kim herüberschaute.
    »Wo bleibt Deng, verdammt?«, rief sie und wandte sich zu Sabeth um, als wäre sie für das Verschwinden des ewig lächelnden Chinesen verantwortlich. »Warum kümmert er sich nicht um die Schweine?«
    Kim drehte den Kopf zur Seite. Sie wollte nicht, dass Dörthe sich ihretwegen Sorgen machte. Es gab so viel, was in den letzten Tagen schiefgelaufen war.
    »Beruhige dich«, sagte Doktor Pik. »Che hat ein gutes Leben gehabt – und die Revolution wäre sowieso nicht gekommen.«
    Bist du sicher, dass Che tot ist?, war Kim im Begriff zu fragen. Vielleicht gab es ja noch ein Fünkchen Hoffnung.
    Im nächsten Moment, als wollte der Wald ihre Frage beantworten, drang das Heulen einer Sirene von den Bäumen jenseits ihrer Wiese herüber.
    Sie wusste, was das bedeutete.
    Man hatte den toten Deng gefunden.
    »Meinst du, Che kann uns sehen?«, fragte Cecile mit ihrer Piepsstimme und suchte den Himmel ab, als müsste Che oder zumindest sein Geist da irgendwo herumfliegen.
    »Keine Ahnung«, murmelte Kim. Sie ließ den Hof nicht aus den Augen. Ihr war nach wie vor schlecht. Immerhin ging es dem Minischwein ein wenig besser. Brunst hatte sich ebenfalls aufgerafft und sich vorne am Gatter aufgestellt. »Ich werde warten – Tag und Nacht, bis Che zurückkehrt«, hatte er den anderen erklärt.
    Offensichtlich hatte Brunst nicht mitbekommen, wie man den leblosen Che abtransportiert hatte, und Doktor Pik hatte nicht gewagt, ihm die ganze, traurige Wahrheit zu sagen.
    Das Protestschwein war tot. Dieser Gedanke hörte nicht auf, Kim durch den Kopf zu wirbeln. Wie konnte das sein – eine Welt ohne Che? Es war schlichtweg unvorstellbar! Aber wie viele Dinge waren in den letzten Tagen passiert, die sie sich nie hätte vorstellen können!
    Die Sirene aus dem Wald war verstummt; nur dann und wann schallte dumpfes Motorengeräusch herüber. Dörthe, Sabeth und der blonde James hockten noch immer auf ihren Stühlen und tranken. Die Sirene hatte sie nur kurz aufgeschreckt.
    Kim musste nicht allzu lange warten, dann rauschte ein dunkler Wagen auf den Hof. Interessiert hob Brunst den

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