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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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»Habe von deinem Missgeschick gehört«, fuhr er fort, während er sich neben sie drängte, »aber glaube mir, ich habe nichts damit zu tun. Michelle ist manchmal ein wenig … impulsiv … Sieht schlimm aus – dein Auge.«
    Kim blieb stehen. Vögel zwitscherten um sie herum, der Himmel war blau; eigentlich ein schöner Tag. Nur ihr Kopf tat noch ein wenig weh.
    »Fritz«, erklärte sie mit fester Stimme, »ich wäre sehr froh, wenn du mich nicht mehr belästigen würdest.«
    Lunke zog die Augenbrauen zusammen und schwieg einen Moment. Ihn Fritz zu nennen, wie seine Mutter es tat, war so ziemlich die größte Beleidigung, die man aussprechen konnte.
    »Oho!«, sagte er dann, und seine Augen weiteten sich. »Ich sehe schon, dass du schlechte Laune hast, aber ich kann nichts dafür, wenn ihr euch um mich prügelt. Außerdem hast du mir etwas versprochen: eine gemeinsame Nacht, wenn ich diesen Pfahl zum Einsturz bringe, und diese Nacht will ich nun …«
    Kim drückte sich an ihm vorbei und trabte weiter. Sie wollte Dörthe und den beiden anderen, die auf der Teerstraße Richtung Dorf gingen, keinen zu großen Vorsprung lassen. Noch immer schwang die wunderbare Musik in ihrem Ohr nach. Da würde sie ihre Schmerzen gleich vergessen.
    »Fritz«, sagte sie im Laufen und versuchte, nicht zu wütend zu klingen, »wenn du dich recht erinnerst, habe ich den Pfahl umgestoßen. Du hast da jammernd und nach Atem ringend im Dreck gelegen …«
    »Kim!« Lunke postierte sich vor ihr und sah sie mit funkelnden Augen an. »Ich habe gedacht, wir sind uns einig, und ein Versprechen ist ein Versprechen …«
    »Ja«, entgegnete sie zornig, »aber ich war es nun einmal, die das Holzgerüst umgeworfen hat, und nun wünsche ich dir viel Glück mit Michelle.« Sie versuchte an ihm vorbeizukommen. »Ein schönes Leben noch, Fritz!«
    Lunke ließ sie an sich vorbeilaufen und rief ihr auch nichts hinterher, er stöhnte lediglich auf. Für einen Moment tat er ihr beinahe leid; ja, möglicherweise konnte er nichts dafür, dass Michelle sie verprügelt hatte, aber egal … Vom Friedhof erklangen wieder die wunderbar traurigen Töne, die der blonde James mit seinem goldenen Gegenstand erzeugte. Kim musste sich beeilen. Sie schlich an der Mauer vorbei durch das schmiedeeiserne Tor und versteckte sich hinter der steinernen Figur mit den Flügeln, die gleich am Eingang stand und aus der unaufhörlich Wasser plätscherte. Draußen auf dem Parkplatz hatten etliche Autos gestanden. Also waren viele Menschen gekommen. Die Tür zu der kleinen Halle auf dem Friedhof war geöffnet, so dass sie die Musik beinahe so gut hören konnte, als würde der blonde James neben ihr stehen. Er spielte so wunderbar, dass sich niemand zu bewegen traute; kein anderer Laut drang aus der Halle. Kim schloss die Augen und gab sich ganz der Musik hin; wie Wellen waren diese Klänge, auf denen sie liegen und schaukeln konnte. Nie hatte sie etwas Schöneres gehört. Mit den Wolken einen blauen Himmel entlangzuschweben konnte nicht vollkommener sein.
    Als die Musik aufhörte, drückte sich Lunke neben sie.
    »Das war unfair«, zischte er ihr zu. »Für dich heiße ich nicht Fritz. Ich kann nichts dafür, dass Michelle … Tut dir die Wunde sehr weh?«
    »Ist schon gut«, raunte sie zurück und hätte ihm fast erklärt, wie alles gekommen war, dass sie gar nicht wirklich gegen Michelle verloren hatte, dass sie nur wegen Deng … Deng? Saß er wohl auch in der Halle und trauerte um den toten Jan?
    »Wir sollten wieder Freunde sein«, flüsterte Lunke.
    Jemand, augenscheinlich ein Nachzügler, schritt hastig den Weg entlang, und Kim musste sich ganz gegen ihren Willen gegen Lunke schmiegen, um nicht gesehen zu werden. Es war Marten, erkannte sie, der Mann mit dem Kinnbart, der Dörthe bedroht hatte.
    In der Halle begann nun jemand zu sprechen. Der grauhaarige Mann namens Husemann, der kürzlich auf dem Hof gewesen war, hatte das Wort ergriffen.
    »Wir haben uns hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Jan Tauer, einem jungen, offenbar zu seinem und unserem Unglück höchst verzweifelten Menschen.« Huse-
mann räusperte sich. »Manchmal sind es die Menschen mit den größten Gaben, die auch die größte Verzweiflung in ihrem Herzen tragen. Nur Gott im Himmel mag wissen, warum Jan Tauer beschlossen hat, seinem blühenden Leben ein Ende zu setzen, wir vermögen seine Gründe nicht zu erkennen, aber wir wissen, dass Jan Tauer ein wunderbarer, mitfühlender Mensch gewesen ist, der

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