Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
sie immer zorniger wurde.
»Er trifft sich mit Rocky – die beiden wollen sich um dich prügeln«, erwiderte Michelle mit einem wütenden Funkeln in den Augen. »Der Bruderkampf ist ausgebrochen.«
»Bruderkampf?« Kim verstand nicht.
Michelle lächelte kühl. »Tu nicht so, als hättest du es nicht gewusst. Rocky ist Lunkes älterer Bruder.«
An Michelle vorbei hetzte Kim durch den dunklen Wald. Lunke würde ihretwegen Prügel beziehen. Bei dem Gedanken zog sich ihr Magen zusammen. Sie musste nicht lange suchen. Von der Lichtung, auf der Deng gestorben war, hörte sie Rockys laute, selbstbewusste Stimme.
»Du willst es nicht anders, Fritz«, sagte der wilde Schwarze und lachte. »Außerdem hast du Zeit genug habt, dir die Kleine richtig vorzunehmen.«
»Rocky, hast du die falschen Pilze gefressen? Oder ist dir etwas anderes zu Kopf gestiegen?«, erwiderte Lunke. »Sieh dich an! Du bist potthässlich – du könntest dich von einem Bauern als Vogelscheuche anstellen lassen!« Lunke lachte genauso laut wie Rocky, und insgeheim bewunderte Kim ihn dafür. Er zeigte sich nicht als Feigling.
Kurz vor der Lichtung hielt sie inne und schaute sich um. Wider Erwarten schien Michelle ihr nicht gefolgt zu sein. Durch das Dickicht konnte sie im Mondlicht sehen, wie sich Rocky und Lunke als mächtige Schatten gegenüberstanden und anstarrten, als könnten sie den anderen allein durch einen bösen Blick in die Flucht schlagen.
»Noch hast du die Chance, dich zu unterwerfen«, sagte Rocky düster. »Musst dich nur auf den Rücken legen – kennst du ja noch von früher!«
»Pah!«, stieß Lunke furchtlos hervor. »Hau ab in dein Revier! Wenn du zählen könntest, würde ich sagen, auf drei bist du weg.«
Rocky machte ein paar schnelle Schritte nach vorn und kam unmittelbar vor Lunke zum Stehen.
Gleich würde es ernst werden. Kim spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Sollte sie abwarten, wie der Kampf ausging? Nein, auch wenn Lunke sich furchtlos zeigte, könnte Rocky ihn mit einem Schlag außer Gefecht setzen. Er war älter und größer und vermutlich auch heimtückischer.
Rocky begann heftig zu schnauben, doch Lunke wich keinen Schritt zurück. Die beiden Keiler begannen sich an den Flanken zu berühren, erst zaghaft, dann immer heftiger. Sie drängten und schoben mit aller Kraft. Ein lautes Schnauben entrang sich ihren Kehlen. Kim konnte erkennen, dass Lunke vor Anstrengung die Augen zusammenkniff und sich verstohlen umblickte. Erwartete er, sie irgendwo zu sehen? Nein, wahrscheinlich wusste er lediglich, dass Michelle in der Nähe war.
»Wenn ich mit dir fertig bin, wird die Kleine dich nicht mehr wiedererkennen«, stieß Rocky stöhnend hervor.
Lunke lachte heiser, während er sich gegen Rocky stemmte. »Und du wirst dich von dem Gedanken, Nachwuchs in die Welt zu setzen, verabschieden müssen«, keuchte er.
Dann wandte Rocky abrupt den Kopf und biss zu. Kim zuckte zusammen, während Lunke einen lauten Schrei von sich gab, aber sofort mit seinem Eckzahn zurückschlug, ohne Rocky allerdings zu erwischen.
»Halt – hört sofort auf!« Atemlos sprang Kim aus dem Gebüsch. »Seid ihr wahnsinnig geworden?«
Die beiden Keiler ließen voneinander ab und starrten sie überrascht an, so als wäre sie geradewegs vom Himmel gefallen.
»Verschwinde!«, zischte Rocky ihr ganz und gar unfreundlich zu. »Du hast hier nichts zu suchen.« Er grinste und entblößte sein stattliches Gebiss, das im Mondlicht glänzte. »Oder willst du zusehen, wie ich Lunke das Fell über die Ohren ziehe? Könnte allerdings recht blutig werden!«
»Warum tut ihr das? Ihr seid doch Brüder!« Kim rannte auf die beiden wilden Schwarzen zu. Ihr Herz hämmerte einen harten Rhythmus.
»Babe, das verstehst du nicht«, erklärte Lunke mit überraschend sanfter Stimme. »Rocky hat dich beleidigt. Ich muss deine und auch meine Ehre verteidigen …«
»Nein, nein! Ein Kampf ist keine Lösung.« Für einen Moment hatte sie beinahe das Gefühl, wie Deng zu klingen.
»Sag der Kleinen, dass sie sich verziehen soll, Fritz!« Rocky wandte sich an Lunke. »Oder ich werde jedem im Wald erzählen, dass du ein elender Feigling bist!«
»Lunke ist kein Feigling!« Kim starrte Rocky feindselig an. Wieso nur war ihr dieser aufgeblasene Schwarze einmal attraktiv vorgekommen? »Und wenn es irgendjemanden auf der Welt gäbe, mit dem ich eine Nacht verbringen wollte, dann wäre er es!«
»Oho!« Rocky grinste wieder, diesmal jedoch nicht mehr so
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