Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
selbstzufrieden und überlegen. »Das war ja beinahe eine Liebeserklärung.« Mit seiner mächtigen Klaue scharrte er ungeduldig Erde auf. »Also gut, Fritz, dann mache ich mich fürs Erste vom Acker – will euer kleines Glück nicht stören.« Er schnaubte und stieß dann einen dröhnenden Laut aus, der von den nachtschwarzen Bäumen widerhallte.
Ein unbändiges, ziemlich böses Lachen, registrierte Kim.
Kurz bevor er die Lichtung verließ, wandte Rocky sich noch einmal um. »Vergiss unsere Abmachung nicht!«, rief er, bevor er mit einem abermaligen kehligen Lachen im Unterholz verschwand.
»Was für eine Abmachung?«, fragte Kim.
Lunke lächelte ein wenig unsicher. »Nun ja …« Er schien nach Worten zu suchen. »Wir … wir haben das Revier aufgeteilt. Er soll sich hier nicht mehr blicken lassen, sonst verpasse ich ihm …« Unvermittelt warf er sich in Positur und starrte feindselig zu der Stelle, wo Rocky verschwunden war.
Kim blickte sich ebenfalls um. Sie hatte das Gefühl, dass Michelle sich irgendwo versteckt hatte, um sie zu beobachten.
Dann, als sie beide begriffen hatten, dass sie tatsächlich allein waren, trat für einen Moment peinliches Schweigen ein.
»Wir sollten …«, hoben sie gleichzeitig an und verstummten abrupt.
»Was sollten wir?«, fragte Kim.
»Ich wollte vorschlagen, dass wir uns suhlen gehen und dann …« Lunke beugte sich vor und funkelte sie an. »Dann sollten wir es endlich tun!«, hauchte er. »So wie du es eben versprochen hast!«
Kim schob ihn mit ihrem Rüssel zurück. »Was habe ich soeben versprochen?«
»Na, dass du eine Nacht mit mir verbringen willst!« Gereiztheit schwang auf einmal in Lunkes Stimme mit.
»Nein!« Kim schüttelte den Kopf. »Du hast nicht richtig zugehört. Ich habe gesagt: Wenn es irgendjemanden auf der Welt gäbe, mit dem ich eine Nacht verbringen wollte, dann wärst du das. Aber …« Sie zögerte und verlieh ihrer Stimme einen spöttischen Unterton. »Aber vielleicht gibt es ja niemanden, mit dem ich eine Nacht verbringen will!«
Lunke stieß ihr seinen Rüssel so heftig in die Flanke, dass es ihr wehtat. »Ich habe deine Ehre verteidigt, ich habe mich mit Rocky geprügelt und habe ihn furchtlos in die Flucht geschlagen – nur für dich!«
»Ich habe dich nicht darum gebeten.« Kim drehte sich in die Richtung um, in der ihr Stall lag. »Außerdem übertreibst du ein wenig. Noch hat Rocky dir keine Borste gekrümmt.«
»Babe!«, stieß Lunke hervor. »Ich sehe schon – du willst mich reizen, mich richtig sauer machen. Deinetwegen habe ich Michelle …«
Kim konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie er eine winzige Eiche mit der Schnauze packte und aus der Erde riss.
»Was hast du meinetwegen?«, fragte sie mit scheinbar mäßigem Interesse.
Lunke kaute an einem Ast. »Deinetwegen habe ich alle meine Verpflichtungen abgesagt!«
Verpflichtungen abgesagt! Was für ein Schwätzer er war! Sie kicherte leise. »Ich habe jetzt auch meine Verpflichtungen«, sagte sie dann und gähnte übertrieben. »Ich muss schlafen!«
»Schlafen?« Er sprang um sie herum und starrte sie wütend an. »Du hast mir eine Nacht versprochen – nein, eigentlich hast du gesagt, dass wir die Rauschzeit …«
»Gute Nacht, Lunke!« Sie lächelte ihn süßlich an. »Ich muss jetzt wirklich gehen.«
»Du willst mich zum Narren halten, willst mich zum Gespött machen.« Er baute sich vor ihr auf und starrte sie zornig an. Dann schnaubte er, wie er es eben getan hatte, um Rocky einzuschüchtern.
»Nein«, sagte sie leichthin und drehte geziert den Kopf. »Ich will schlafen, sonst nichts.«
»So geht das nicht.« Statt noch wütender zu werden, wie sie es erwartet hatte, sank Lunke vor ihr zusammen und blickte sie beinahe flehend an. »Ich habe doch alles für dich … ich meine, ich habe doch immer …« In seinen braunen Augen stand ein flackerndes Licht.
Er macht sich tatsächlich etwas aus mir, dachte Kim plötzlich, und für einen Moment stellte sie sich vor, neben ihm durch den Wald zu laufen, hinter ihnen eine Horde von aufgeregt grunzenden Ferkeln. Nein, Frischlinge nannten die wilden Schwarzen ihre Jungen – damit fing es schon einmal an.
»Ich weiß ja, dass es eigentlich unmöglich ist … du und ich. Ich bin stark und im Wald zu Hause, und du …«
Kim schaute ihn an, doch Lunke wich ihrem Blick aus. Sollte das eine Liebeserklärung werden?
»Und ich?« Kim versuchte, ihm auf die Sprünge zu helfen, weil er nicht weiterredete.
Lunke lächelte
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