Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
die beiden erreicht hatte.
Kim beeilte sich, zum Gatter zu kommen und zu lauschen.
»Na, bei euch ist ja ständig was los«, sagte Bauer, während er sich das ausgebrannte Wrack besah. »Ich dachte bisher immer, auf dem Dorf ginge es gemütlich zu.« Er wandte sich an Max. »Wer sind Sie? Sie habe ich hier noch nie gesehen!«
Max kniff die Augen zusammen. Er war viel kleiner als der Polizist, schien sich aber keineswegs von ihm einschüchtern zu lassen. »Ich passe auf, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht«, sagte er mit einem spöttischen Tonfall und rieb sich seine kräftigen Unterarme. »Die Polizei schafft das ja nicht.«
Während Sabeth zu lächeln begann, verzog Bauer das Gesicht. »Lassen Sie mich raten«, sagte er und musterte Max. »Sie sind Anwalt oder Komiker. Wahrscheinlich eher Komiker.«
»Max Windeck ist der Tierarzt hier am Ort«, erklärte Sabeth, die den Polizisten offenbar besänftigen wollte. »Und er ist ein … Freund von Dörthe.«
»Wir haben gehört, was passiert ist«, warf Marcia Pölk ein. »Marten hat es schlimm erwischt – Verbrennungen dritten Grades. Er wurde in eine Spezialklinik gebracht. Ist aber wohl nicht lebensgefährlich. Kotter, sein Komplize bei diesem Anschlag, hat sich heute Morgen gestellt. Und der Flughafenbetreiber hat sich distanziert. Marten habe auf eigene Faust gehandelt, heißt es.«
Bauer blickte sich um und grinste dann Max an. »Wo ist denn eigentlich die schöne Hausherrin? Wir hätten ihr die Neuigkeiten gerne persönlich überbracht.«
»Sie ist im Krankenhaus – vorzeitige Wehen wegen der Aufregung«, erwiderte Max mit Blick auf die Polizistin, als hätte sie ihn angesprochen. Bauer war Luft für ihn.
Bauer zog die Augenbrauen in die Höhe. »Na, Gratulation! Dann gibt es ja wohl bald Nachwuchs auf dem Hof. – Sagen Sie Ihrer Chefin, dass MacFarlane oder Hewitt, wie er sich hier genannt hat, sich noch ziert, alles zuzugeben. Aber wir werden ihn kleinkriegen – wird vielleicht noch ein paar Tage dauern.« Dann wandte er sich ab und ging zum Gatter hinüber, als wolle er Kim begrüßen. Abrupt drehte er sich noch einmal um. »Wir haben übrigens den werten Jan Tauer nicht ganz ausbuddeln müssen. Wir haben nur eine Gewebeprobe entnommen. Sie können also beruhigt sein.«
Kim bemerkte, dass Sabeth vor Wut am liebsten auf den Polizisten losgegangen wäre, aber Marcia Pölk hielt sie am Arm fest. »Der Brief, den wir gefunden haben, stammt wohl tatsächlich von MacFarlane. Jedenfalls gibt es große Übereinstimmungen in der Schrift, wie uns ein Graphologe bestätigt hat.« Sie versuchte Sabeths Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, die Bauer immer noch voller Zorn hinterherstarrte.
Der Polizist steckte sich am Gatter eine Zigarette an. »Wieso hat eigentlich dieses Schlitzauge hier gearbeitet?«, rief er zu Sabeth herüber. »Und warum sind Sie hier aufgetaucht? Das frage ich mich die ganze Zeit.«
»Weil Jan mein Freund war und bei dem Passionsspiel seinen Auftritt hatte«, erwiderte Sabeth voller Abneigung. »Dass Deng hier war, wusste ich nicht. Reiner Zufall!«
»Das Buch«, sagte Bauer. »Wir haben gehört, dass der kleine Chinese immer in einem Buch gelesen und herumgekritzelt hat. Wo ist dieses Buch? Wir haben es nicht gefunden.«
Sabeth zuckte mit den Achseln.
»Haben Sie es eingesteckt?« Bauer stieß den Qualm seiner Zigarette aus und bedachte Sabeth mit einem forschenden Blick.
»Wieso sollte ich?«, erwiderte sie gereizt.
Wenn alles aufgeklärt war, warum fragte er dann so unfreundlich?, dachte Kim.
»Irgendjemand muss es haben.« Bauer warf seine brennende Zigarette achtlos auf die Wiese.
Plötzlich erhoben sich Stimmen. Kim sah, wie ein paar Menschen die Straße heraufkamen und neugierig das ausgebrannte Auto begafften. Voller Schrecken erkannte sie, dass sich ein Bekannter unter ihnen befand: Er war groß, hatte kurze Stoppelhaare und ein rosiges Gesicht. Kaltmann, der Metzger aus dem Dorf, war gekommen. Er hielt etwas in der Hand. Ein Messer? Nein, bemerkte Kim. Eine Flasche, die er sich an den Mund setzte, um daraus zu trinken. Brüllend und lärmend liefen die Menschen auf Sabeth, Max und die beiden Polizisten zu.
»Habt ihr schon gehört?«, rief einer mit schriller Stimme und drehte sich tänzerisch um sich selbst, als wäre mit ihm etwas nicht in Ordnung. »Wir haben gesiegt!«
»Gesiegt! Wieso gesiegt?«, fragte Max, offenbar verwundert über den Aufmarsch.
Kaltmann streckte ihm die Flasche entgegen und grinste.
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