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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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umzugehen, die ohne Bedienungshandbuch daherkommen«, sagte Feucht.
    »Ha!«, sagte Adora Belle. »Wie kommt es, dass nur Männer so komisch werden?«
    Verdient ihren kärglichen Lebensunterhalt damit, für Golems zu arbeiten, dachte Feucht. Muss sich wegen ihrer Golems ständig mit Graffiti und eingeschlagenen Fensterscheiben herumärgern. Kampiert draußen in der Wildnis, legt sich mit mächtigen Männern an. Nur wegen ihrer Golems. Aber er sagte nichts dergleichen, weil er das Bedienungshandbuch gelesen hatte.
    Schließlich erreichten sie das Direktorenstockwerk. Adora Belle schnupperte. »Riecht das nicht einfach wunderbar?«, sagte sie, »Dadurch könnte selbst ein Kaninchen zum Fleischfresser werden.«
    »Schafskopf«, sagte Feucht düster.
    »Nur für die Brühe«, sagte Adora Belle. »All die weichen, wabbeligen Teile werden vorher herausgenommen. Mach dir keine Sorgen. Du lässt dir nur wegen dieses alten Witzes den Spaß verderben, mehr nicht.«
    »Welcher alte Witz?«
    »Komm schon! Ein Junge geht in eine Fleischerei und starrt eine Weile schweigend den Schlachter an. Als er wortlos hinausgehen will, fragt ihn der Schlachter, ob er ihm irgendwie helfen kann. Darauf sagt der Junge: >Schon gut. Meine Mama hat mir gesagt, ich soll nur mal nachsehen, ob du einen Schafskopf hast.<«
    »Ich finde das Ganze nur etwas unfair gegenüber dem Schaf, das ist alles.«
    »Was, unser Abendessen oder den Witz?«, gab Adora Belle zurück. »Hör mal zu, du isst ständig anonyme Stücke von Tieren, aber du hältst es für unfair, die anderen Teile zu essen? Glaubst du wirklich, dass sich der Kopf darüber freut, dass du wenigstens  ihn  nicht gegessen hast? Genau genommen sollte eine Tierart eigentlich umso glücklicher sein, je mehr Teile wir davon essen, weil wir dann nicht so viele davon umbringen müssen.«
    Feucht stieß die Doppeltür auf, und wieder schien rein gar nichts zu stimmen.
    Kein Herr Quengler. Normalerweise würde er in seinem Ablagekorb warten, bereit, Feucht mit kräftigem Sabbern zu begrüßen. Aber der Korb war leer.
    Der Raum wirkte größer als sonst, und das lag daran, dass er keine Gladys enthielt.
    Am Boden lag ein kleines blaues Halsband. Essensgeruch erfüllte die Luft.
    Feucht hetzte durch den Gang zur Küche, wo der Golem feierlich vor dem Ofen stand und den klappernden Deckel eines sehr großen Topfes beobachtete. Schmutziger Schaum lief über und tropfte auf den Herd.
    Gladys drehte sich um, als sie Feucht sah. »Ich Koche Dein Abendessen, Herr Feucht.«
    Düstere Kreaturen des Grauens spielten vor Feuchts innerem Auge ein paranoides Himmel-und-Hölle-Spiel.
    »Könntest du bitte die Schöpfkelle weglegen und vom Topf zurücktreten?«, sagte Adora Belle, die plötzlich neben ihm stand.
    »Ich Koche Herrn Lipwigs Abendessen«, sagte Gladys mit einer Spur von Trotz. Feucht kam es vor, als würden die bräunlichen Schaumblasen immer größer.
    »Ja, und es sieht aus, als wäre es fast fertig«, sagte Adora Belle. »Also würde ich es gerne sehen, Gladys.«
    Schweigen.
    »Gladys?«
    Mit einer einzigen Bewegung reichte der Golem ihr die Kelle und trat zurück. Eine halbe Tonne Ton bewegte sich so leicht und lautlos wie Rauch.
    Vorsichtig hob Adora Belle den Topfdeckel an und tauchte die Kelle in die siedende Masse.
    Etwas kratzte an Feuchts Stiefel. Er schaute nach unten und blickte in die besorgten Goldfischaugen von Herrn Quengler.
    Dann wanderte sein Blick zurück zu dem, was sich aus dem Topf erhob. Irgendwann wurde ihm bewusst, dass mindestens dreißig Sekunden verstrichen waren, seit er das letzte Mal Atem geholt hatte.
    Peggy kam hereingestürmt. »Ach, da bist du ja, du ungehorsamer Bengel!«, sagte sie und hob den kleinen Hund auf. »Könnt ihr euch vorstellen, dass er den ganzen Weg bis hinunter zur Kühlkammer gelaufen ist?« Sie sah sich um und strich sich das Haar aus den Augen. »Ach, Gladys, ich habe dir gesagt, dass du den Topf von der heißen Platte nehmen sollst, wenn die Brühe dick wird!"
    Feucht starrte auf die Schöpfkelle, und in der Flut der Erleichterung kämpften die unterschiedlichsten Feststellungen darum, sich Gehör zu verschaffen.
    Ich mache diesen Job erst seit einer knappen Woche. Der einzige Mann, auf den ich wirklich angewiesen bin, ist schreiend davongerannt. Man wird mich als Verbrecher entlarven. Das ist ein Schafskopf...

Kapitel 9
    Krippling kämpft mit seinen Zähnen   -  Ein theologischer Ratschlag  -  »Das nenne ich vergnügliche Unterhaltung«

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