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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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    Ich fürchte, ich muss das Büro nun schließen, Ehrwürden«, drängte sich die Stimme von Frau Hauser in Kripplings Träume. »Ab morgen Früh um neun haben wir wieder geöffnet«, fügte sie hoffnungsvoll hinzu.
    Krippling öffnete die Augen. Die Wärme und das regelmäßige Ticken der Uhr hatten ihn auf sehr angenehme Weise eindösen lassen.
    Frau Hauser stand vor ihm, nicht wunderbar nackt und rosa wie in seiner Träumerei eben, sondern in einem schlichten braunen Mantel und einem unvorteilhaften Hut mit Federn.
    Plötzlich hellwach, kramte er hektisch in seiner Hosentasche nach den Zähnen, die er nicht der Obhut seines Mundes anvertrauen mochte, während er schlief. In nervöser, ungewohnter Verlegenheit wandte er den Kopf ab, kämpfte damit, sie hineinzubekommen, und dann darum, sie drinnen zu behalten, und zwar richtig herum. Denn sie wehrten sich jedes Mal. In seiner Verzweiflung riss er das Gebiss wieder heraus und schlug es einmal gegen die Armlehne des Stuhls, um seinen Widerstandsgeist zu brechen, bevor er es sich ein weiteres Mal in den Mund rammte.
    »Wschg!«, sagte Krippling und versetzte sich selbst eine Ohrfeige. »Danke sehr, Gnädigste«, sagte er dann und tupfte sich den Mund mit einem Taschentuch ab. »Tut mir leid wegen eben, aber ich schwöre, ich bin dem Ding wie ein Märtyrer ausgeliefert!«
    »Ich habe dich nur ungern gestört«, fuhr Frau Hauser fort, während ihr entsetzter Gesichtsausdruck sich allmählich verflüchtigte. »Ich bin sicher, du hattest den Schlaf nötig.«
    »Kein Schlaf, sondern Kontemplation«, sagte Krippling und stand auf. »Ich kontempliere den Fall der Sündigen und die Erhebung der Gottesfürchtigen. Heißt es nicht, dass die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein werden?«
    »Weißt du, genau das hat mich schon immer etwas beunruhigt«, sagte Frau Hauser. »Ich meine, was passiert mit den Leuten, die nicht die Ersten sind, aber auch nicht unbedingt als Letzte kommen? Du weißt schon ... die mittraben und sich alle Mühe geben.« Sie näherte sich der Tür auf eine Art und Weise, die - möglicherweise nicht ganz so subtil, wie sie dachte - eine Aufforderung für ihn war, sie zu begleiten.
    »In der Tat eine knifflige Frage, Berenice«, sagte Krippling und folgte ihr. »Die heiligen Texte erwähnen es nicht, aber ich bin überzeugt, dass ...« Seine Stirn legte sich in tiefe Falten. Religiöse Fragen brachten Krippling nur selten aus dem Konzept, aber diese war besonders schwierig. Er beantwortete sie wie ein geborener Theologe. »Ich bin überzeugt, dass sie weiterhin mittraben, aber  möglicherweise in die andere Richtung.«
    »Zurück zu den Letzten?«, sagte sie mit besorgter Miene.
    »Ja, aber vergiss nicht, dass sie dann die Ersten sein werden.«
    »Ach ja, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Natürlich kann es nur so funktionieren, es sei denn, die ursprünglichen Ersten warten darauf, dass die Letzten sie einholen.«
    »Das wäre in der Tat ein Wunder«, sagte Krippling und beobachtete, wie sie die Tür verschloss. Die Abendluft war unangenehm kühl nach der Wärme im Zeitungsarchiv, sodass die Aussicht auf eine weitere Nacht in der Absteige in der Affenstraße umso unerfreulicher war. Er brauchte jetzt selbst ein Wunder, und er hatte das Gefühl, dass sich gerade eins vor seiner Nase zusammenbraute.
    »Ich vermute, dass es für dich sehr schwierig ist, eine Unterkunft zu finden, Ehrwürden«, sagte Frau Hauser. Im Zwielicht konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen.
    »Oh, ich habe vollstes Vertrauen, Schweschter«, sagte er. »Wenn Om nicht kommt, dann schendet er - Arrgh!« Ausgerechnet jetzt! Eine Sprungfeder war verrutscht! Die Strafe der Götter!
    Aber mochte es noch so schlimm sein, vielleicht hatte es auch seine segensreiche Seite. Frau Hauser kam auf ihn zu, mit dem Blick einer Frau, die fest entschlossen ist, um jeden Preis Gutes zu tun. Aber es schmerzte auch, denn die Feder war quer über seine Zunge gesprungen.
    Eine Stimme hinter ihm sagte: »Entschuldigung, aber ... bist du zufällig Herr Krippling?«
    Wutschäumend vor Schmerz drehte sich Krippling geradezu mordlustig um. Doch dann sagte

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