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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Flussbett.
    Doch über dem Meer der Köpfe schwebte ein kreisrundes Segeltuch von etwa drei Metern Durchmesser, wie es benutzt wird, um Leute aufzufangen, die sich nur noch mit einem Sprung aus brennenden Gebäuden retten können. Die fünf Personen, die es trugen, waren Dr. Hicks und vier weitere Zauberer, und an diesem Punkt bemerkte man den Kreidekreis und die magischen Symbole auf dem Tuch. Mitten in diesem tragbaren magischen Kreis saß Professor Flett, der wirkungslos mit seinem ätherischen Stab auf die Zauberer einschlug. Vor der Treppe zur Bank blieben sie stehen, während die Menge weiterrannte.
    »Es tut mir sehr leid deswegen«, sagte Hicks keuchend. »Aber es war die einzige Möglichkeit, ihn hierher zu schaffen, und er hat darauf bestanden, oh, und wie ...«
    »Wo ist die junge Dame?«, rief Flett. Seine Stimme war im vollen Tageslicht kaum zu verstehen. Adora Belle schob sich durch die Polizisten.
    »Ja, Professor Flett?«, sagte sie.
    »Ich habe die Antwort gefunden, die du gesucht hast! Ich habe mit mehreren Ähmianern gesprochen!«
    »Ich dachte, sie wären alle schon vor Jahrtausenden gestorben!«
    »Nun, ich komme schließlich aus dem Institut für Nekromantie«, sagte Flett. »Aber ich muss zugeben, dass sie schon ein klein bisschen verschwommen waren, selbst für mich. Könnte ich einen Kuss haben? Einen Kuss für eine Antwort?«
    Adora Belle blickte sich zu Feucht um. Dieser zuckte mit den Schultern. Heute konnte ihn ohnehin nichts mehr erschüttern. Er flog nicht mehr auf den Schwingen seines Improvisationstalents dahin, er wurde nur noch vom Sturm mitgerissen.
    »Also gut«, sagte sie. »Aber ohne Zunge.«
    »Zunge?«, sagte Flett traurig. »Ich wünschte, ich hätte noch eine ...«
    Es war nur ein flüchtiges Küsschen, aber der geisterhafte Nekromant strahlte. »Wunderbar!«, rief er. »Ich fühle mich mindestens hundert Jahre jünger!«
    »Du hast den Text übersetzt?«, sagte Adora Belle. Und genau in diesem Moment spürte Feucht, wie der Boden vibrierte.
    »Was? Ach das«, sagte Flett. »Es ging um diese goldenen Golems, von denen du gesprochen hast...«
    ... und wieder erzitterte der Boden heftig genug, um ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend zu erzeugen ...
    »... obwohl sich herausgestellt hat, dass das Wort im Zusammenhang ganz und gar nicht >golden< bedeutet. Es gibt über einhundertzwanzig Bedeutungen, die es außerdem haben kann, doch in diesem Fall heißt es in Verbindung mit dem Rest des Satzes eindeutig eintausend.«
    Wieder bebte die Straße.
    »Ich glaube, du wirst es mit  viertausend  Golems zu tun bekommen«, sagte Flett fröhlich. »Oh, da kommen sie ja schon!«
    Sie kamen im Sechserglied über die Straßen, von Wand zu Wand und drei Meter hoch. Wasser und Schlamm tropfte an ihnen herab. Die Stadt hallte im Rhythmus ihrer Schritte wider.
    Sie zertrampelten keine Menschen, aber bloße Marktstände und Kutschen zersplitterten unter ihren schweren Füßen. Sie fächerten sich auf, je weiter sie durch die Stadt marschierten, drangen donnernd in Nebenstraßen ein und steuerten die Tore an, die in Ankh-Morpork immer offen standen, weil es unvernünftig gewesen wäre, Kunden abzuweisen.
    Und dazu die Pferde, vermutlich nicht mehr als zwanzig in der marschierenden Heerschar. Die Sättel waren aus dem Ton ihres Rückens geformt. Sie überholten die zweibeinigen Golems, und wer es sah, dachte unwillkürlich: Wo kriege ich so eins her?
    Ein menschenförmiger Golem blieb allein mitten auf dem Hiergibt’salles-Platz stehen, hob eine Faust wie zum Gruß, ließ sich auf ein Knie sinken und erstarrte. Die Pferde hielten neben ihm an, als würden sie auf Reiter warten.
    Die übrigen Golems marschierten unter Donnergetöse weiter, zur Stadt hinaus. Und als die von vielen Mauern umgebene Stadt Ankh-Morpork außerhalb der Tore eine neue Mauer hatte, blieben auch sie stehen. Gleichzeitig reckten sie die rechte Hand zur Faust geballt empor. Schulter an Schulter ließen die Golems die Stadt erzittern ... und bewachten sie.
    Auf dem Hiergibt’salles-Platz blickte Kommandeur Mumm zur erhobenen Faust auf und dann zu Feucht.
    »Bin ich verhaftet?«, sagte Feucht leise.
    Mumm seufzte. »Herr Lipwig«, sagte er, »es gibt kein Wort für das, was du bist.«
    Der große Ratssaal im Erdgeschoss des Palasts war gerammelt voll. Die meisten Leute mussten stehen. Jede Gilde, jede Interessengruppe und jeder andere, der einfach nur sagen wollte, dass er dabei gewesen war ... war dabei. Die Menge

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