Schöne Scheine
Jahrhunderten geschaffen worden, als der Posten des Münzvorstehers eine Sinekure war, die an einen Saufkumpel des jeweiligen Königs oder Patriziers ging, der die Stellung als sichere Einkommensquelle benutzte und nicht mehr tat, als hin und wieder verkatert mit einem großen Sack und vielsagendem Blick aufzutauchen. Das Amt des Vorarbeiters wurde eingerichtet, weil den Leuten allmählich dämmerte, dass jemand die Verantwortung haben und nach Möglichkeit nüchtern sein sollte.
»Also schmeißt du hier den ganzen Laden?«, sagte Feucht hastig, um den Strom aus wirklich interessanten finanziellen Fakten zu unterbinden.
»Richtig, Herr. Derzeit. Seit etwa hundert Jahren hat es keinen Vorsteher mehr gegeben.«
»Und wie wirst du bezahlt?«
Es folgte ein Moment der Stille, bis Herr Schattig in einem Ton, als würde er einem Kind etwas erklären, sagte: »Wir sind hier in der Münze, Herr.«
»Ihr produziert euer eigenes Gehalt?«
»Wer sonst sollte es tun, Herr? Aber das ist alles völlig offiziell, nicht wahr, Herr Beuge? Er bekommt sämtliche Laufzettel. Eigentlich überspringen wir nur den Zwischenhändler.«
»Nun, wenigstens arbeitet ihr in einem profitablen Gewerbe«, sagte Feucht fröhlich. »Ich meine, ihr müsst doch haufenweise Geld verdienen!«
»Wir schaffen es, irgendwie über die Runden zu kommen, Herr«, sagte Schattig, als wäre es eine ziemlich knappe Angelegenheit.
»Über die Runden? Ihr habt hier eine Münzanstalt!«, sagte Feucht. »Wie kann man am Hungertuch nagen, wenn man Geld macht?«
»Die Unkosten, Herr. Wohin man schaut, gibt es Unkosten.«
»Eigentlich dürften sie doch gar nichts kosten, wenn es Unkosten sind.«
»Tun Sie aber«, sagte Schattig. »Das ist ja das Schlimme daran. Siehst du, es kostet einen halben Cent, um einen Viertelcent zu machen, und fast einen Cent, um einen halben Cent zu prägen. Ein Cent kostet uns fünf viertel Cent. Eine Fünf-Cent-Münze kostet zwei ein viertel Cent, sodass wir hier endlich mal Gewinn machen. Ein halber Dollar kostet sieben Cent und ein Dollar nur fünf Cent, was eindeutig eine Verbesserung ist, aber nur, weil wir sie hier herstellen. Die richtigen Unkostenfresser sind die Scherfe, weil sie einen Zehntelcent wert sind, aber in der Produktion fünf Cent kosten. Die Arbeit ist ziemlich knifflig, weil sie so klein sind und dieses Loch in der Mitte haben. Und dann der Dreier, Herr! Wir haben hier nur ein paar Leute, die ihn machen, viel Arbeit, die sich auf sieben Cent beläuft. Und frag mich bitte nicht nach der Zwei-Cent-Münze!«
»Was ist mit der Zwei-Cent-Münze?«
»Ich bin froh, dass du danach fragst, Herr. Sehr gut gearbeitet, verursacht Stückkosten von sieben und einem sechzehntel Cent. Ach ja, es gibt auch noch den Sechzehntel-Cent, Herr, den Elim.«
»Davon habe ich noch nie gehört!«
»Das glaube ich gern, Herr, eine Person von deinem Stand ... aber der Elim hat durchaus seinen Platz in der Wirtschaftswelt. Ein nettes kleines Ding, Herr, sehr viele winzige Details, wird traditionell von Witwen hergestellt. Er kostet uns einen ganzen Schilling, weil die Gravuren so fein sind. Die alten Damen brauchen Tage, um einen zu machen, weil ihre Augen nicht mehr so gut sind und so weiter, aber dadurch haben sie das Gefühl, nützlich zu sein.«
»Aber ein Sechzehntel eines Cents? Ein Viertel von einem Viertelcent? Was kann man damit kaufen?«
»Du wirst staunen, Herr, was es in manchen Straßen dafür gibt. Einen Kerzenstummel, eine kleine Kartoffel, die ein bisschen grün ist«, sagte Schattig. »Oder vielleicht ein Apfelgehäuse, das noch nicht vollständig aufgegessen ist. Und natürlich ist die Münze sehr praktisch, um sie in eine Spendenbüchse zu werfen.«
Und das Gold ist der Anker, wie?, dachte Feucht.
Er blickte sich in dem riesigen Saal um. Hier arbeiteten etwa ein Dutzend Leute, wenn man den Golem dazurechnete, der für Feucht inzwischen ein Angehöriger einer Spezies war, die man als »menschlich im Sinne verliehener Menschlichkeit« betrachten sollte. Und nicht zu vergessen der pickelige Junge, der den Tee kochte und den er eigentlich nicht so betrachtete.
»Ihr scheint hier nicht sehr viele Leute zu brauchen«, sagte er.
»Ach ja, wir machen hier auch nur die silbernen und goldenen ...«
»Goldlichen«, warf Herr Beuge hastig ein.
»... goldlichen Münzen, musst du wissen. Und ungewöhnliche Sachen, wie zum Beispiel Orden. Wir stellen auch die Rohlinge für die Kupfer- und Messingmünzen her, aber die
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