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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gesicht.
    »Ich glaube, du solltest dich eine Weile hinlegen, Herr Üppig«, sagte Feucht fröhlich. Cosmo bemühte sich, den Blick auf ihn zu konzentrieren.
    »Issn guter Schmerz«, bekannte der triefende Mann. »Habne kleine Mütze, ds Schwert von tausen Männern ...« Und dann, mit dem Flüstern von Stahl, zeigte plötzlich eine graue Klinge mit einem bösen rötlichen Schimmer genau zwischen Feuchts Augen. Sie zitterte nicht. Dahinter stand Cosmo wankend und zuckend, aber die Schwertspitze war völlig ruhig.
    Die näher rückenden Wachen wurden etwas langsamer.
    »Würde jetzt bitte niemand auch nur die leiseste Bewegung machen? Ich glaube, ich krieg das in den Griff«, sagte Feucht und schielte die Schwertschneide entlang. Jetzt war der Moment für Feingefühl ...
    »Das ist doch alles Unsinn!« sagte Pucci und stolzierte mit klackernden Absätzen nach vorn. »Es gibt nichts, wofür wir uns schämen müssten. Es ist doch unser Gold! Wen interessiert es, was er in seine Bücher geschrieben hat?«
    Die Phalanx der Üppig-Anwälte erhob sich sehr vorsichtig von den Sitzen, während die zwei, die in Puccis Diensten standen, eindringlich auf sie einflüsterten. Aber sie hörte nicht auf sie. Jeder starrte jetzt sie an, nicht mehr ihren Bruder. Alle Aufmerksamkeit war nun auf  sie  gerichtet.
    »Könntest du bitte still sein, Fräulein Üppig?«, sagte Feucht. Es beunruhigte ihn, dass die Klinge so ruhig war. Irgendein Teil von Cosmo funktionierte immer noch bestens.
    »Oh ja, ich habe damit gerechnet, dass du mir gerne das Wort verbieten würdest, aber ich werde es mir nicht verbieten lassen!«, sagte Pucci hämisch. Genauso wie Feucht angesichts eines aufgeschlagenen Notizbuches nicht mehr zu bremsen war, polterte sie triumphierend weiter: »Wir können nichts stehlen, was uns bereits gehört, nicht wahr? Warum hätte Vater das verdammte Geld nicht einem besseren Zweck zuführen sollen? Es lag doch nur nutzlos herum! Also wirklich, warum seid ihr alle nur so dumm? Jeder macht es. Es ist kein Diebstahl. Ich meine, das Gold existiert doch immer noch! In Ringen und anderen Dingen. Es ist ja nicht so, dass es irgendjemand wegwerfen würde. Wen interessiert es, wo das Gold ist?«
    Feucht widerstand dem Drang, sich zu den anderen Bankiers im Saal umzublicken. Jeder machte es, wie? Pucci würde dieses Jahr nicht allzu viele Silvesterkarten bekommen. Und ihr Bruder starrte sie voller Entsetzen an. Der Rest der Familiensippe, der nicht damit beschäftigt war, sich die Sahne abzuwischen, bemühte sich, den Eindruck zu erwecken, dass niemand auch nur den leisesten Schimmer hatte, wer diese Pucci eigentlich war. Diese Verrückte habe ich noch nie gesehen, sagten ihre Gesichter. Wer hat sie hereingelassen? Wovon redet sie überhaupt?
    »Ich glaube, dein Bruder ist sehr krank, Fräulein Üppig«, sagte Feucht.
    Pucci schüttelte verächtlich ihre zugegebenermaßen hübschen Locken. »Mach dir seinetwegen keine Sorgen, er ist nur ein wenig durchgeknallt«, sagte sie. »Er macht das nur, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Alberne Jungenträume, so wie Vetinari sein zu wollen, als ob irgendjemand, der noch bei Verstand ist, wirklich ...«
    »Er schwitzt  grün«,  sagte Feucht, aber er kam nicht gegen das Sperrfeuer des Geschreis an. Er blickte in Cosmos gezeichnetes Gesicht, und plötzlich ergab alles Sinn. Bart. Hut. Gehstock, ja, sogar mit einem Schwert, das der vagen Vorstellung von einer Klinge entsprach, die aus dem Eisen im Blut von tausend Männern gemacht worden war. Und was war mit dem Mord an dem Mann, der Ringe herstellte? Und unter diesem stinkenden Handschuh ...
    Das ist meine Welt. Ich weiß genau, was zu tun ist.
    »Entschuldige bitte. Du bist doch Lord Vetinari, nicht wahr?«, sagte er.
    Für einen Moment warf Cosmo sich in die Brust, und ein Funke von Autorität schimmerte durch. »In der Tat! Ja, in der Tat«, sagte er und zog eine Augenbraue hoch. Dann fiel sie wieder herunter, und gleichzeitig fiel sein aufgedunsenes Gesicht in sich zusammen.
    »Hab den Ring. Vetin’ris Ring«, murmelte er. »Iss meiner.  Guter  Schmerz ...«
    Auch das Schwert senkte sich zu Boden.
    Feucht packte die linke Hand des Mannes und riss den Handschuh herunter. Er löste sich mit einem schmatzenden Geräusch, und ein Geruch, der unvorstellbar übel war, erfüllte die Luft. Der am nächsten stehende Wachmann übergab sich. Wie viele Farben das sind, dachte Feucht. Und wie viele ... zappelnde und sich windende Dinger ...
    Und mitten

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