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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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lautete der Rat, den er den Anwälten damit vermittelte. Hört damit auf, sonst ziehe ich euch das Fleisch von den Knochen und sauge das Mark heraus. Ihr kennt die in Leder gebundenen Wälzer, die hinter eurem Schreibtisch an der Wand stehen, um eure Klienten zu beeindrucken? Ich habe sie alle gelesen und die Hälfte davon selbst geschrieben. Fordert mich nicht heraus. Ich bin heute nicht in guter Stimmung.
    Einer nach dem anderen nahmen die Anwälte wieder Platz. 12  
    »Weiterhin ist mir bekannt, dass Frau Üppig daraufhin ein Gespräch mit Herrn Lipwig führte und zu der Ansicht gelangte, dass er ein hervorragender Geschäftsführer nach den allerbesten Traditionen der Familie Üppig sei und zudem der ideale Aufpasser für den Hund Herr Quengler, der nach dem Brauch der Bank ihr Direktor ist.«
    Cosmo erhob sich langsam und trat vor. »Ich erhebe entschiedenen Einspruch dagegen, dass dieser Schurke in den besten Traditionen meiner ...«
    Herr Schräg war aufgesprungen, als hätte man plötzlich eine Feder gelöst. Trotzdem war Feucht noch schneller.
    »Einspruch!«, rief er.
    »Wie kannst du es wagen, Einspruch zu erheben!«, zeterte Cosmo, »nachdem du zugegeben hast, dass du ein gemeiner und arroganter Verbrecher bist?«
    »Ich verwahre mich gegen Lord Vetinaris Behauptung, dass ich irgendetwas mit den guten Traditionen der Bank zu tun habe«, sagte Feucht und blickte in Augen, aus denen nun grüne Tränen zu rinnen schienen. »Zum Beispiel war ich nie Pirat oder Sklavenhändler ...«
    Die Anwälte erhoben sich wieder.
    Herr Schräg blickte sie wütend an. Und sie setzten sich wieder.
    »Sie geben es offen zu«, sagte Feucht. »Es ist ein Teil der offiziellen Geschichte der Bank!«
    »Das ist korrekt, Herr Schräg«, sagte Vetinari. »Ich habe sie gelesen.  Volenti non fit injuria  trifft hier eindeutig zu.«
    Erneut war das Surren zu hören. Herr Quengler kam aus der anderen Richtung zurück. Feucht zwang sich, nicht hinzusehen.
    »Das ist in der Tat niederträchtig!«, knurrte Cosmo. »Wessen Geschichte könnte solcher Boshaftigkeit standhalten?«
    Feucht hob eine Hand. »Oh nein«, sagte er. »Meine kann es durchaus! Die schlimmste Tat, die ich jemals begangen habe, bestand darin, Leute auszurauben, die glaubten, dass sie mich ausrauben würden. Aber ich habe niemals Gewalt angewendet, und ich habe alles zurückgegeben. Nun gut, ich habe auch ein paar Banken ausgeraubt oder eher betrogen, aber nur, weil sie es mir sehr einfach gemacht haben ...«
    »Zurückgegeben?«, sagte Schräg und wartete auf irgendeine Reaktion von Vetinari. Doch der Patrizier blickte über die Köpfe der Menge hinweg, die fast ausnahmslos den Weg von Herrn Quengler verfolgte, und hob lediglich einen Finger, um entweder seine Zustimmung oder eine Verneinung zum Ausdruck zu bringen.
    »Ja, ihr erinnert euch vielleicht, dass ich letztes Jahr wieder auf den rechten Weg geführt wurde, als die Götter ...«, begann Feucht.
    »Ein paar Banken ausgeraubt?«, sagte Cosmo. »Vetinari, sollen wir wirklich glauben, dass du wissentlich einem bekannten Bankräuber die Verantwortung für die bedeutendste Bank der Stadt übergeben hast?«
    Die Reihen der Üppigs erhoben sich entschlossen, um vereint ihr Geld zu verteidigen. Vetinari starrte immer noch an die Decke.
    Feucht blickte auf. Etwas Weißes, Scheibenförmiges flog knapp unter der Decke durch die Luft. Es kreiste und sank tiefer, bis es Cosmo zwischen die Augen traf. Eine zweite Scheibe rauschte über Feuchts Kopf hinweg und landete inmitten der Üppigs.
    »Hätte er die Bank lieber einem  unbekannten  Bankräuber überantworten sollen?«, rief eine Stimme, während Sahne auf all die schicken schwarzen Anzüge spritzte. »Wie gehabt?«
    Eine zweite Tortensalve war bereits in der Luft und beschrieb kreisende Flugbahnen, die schließlich zwischen den sich verzweifelt wehrenden Üppigs endeten. Und dann kämpfte sich eine Gestalt durch die Menge und trat heraus, begleitet von den Protestlauten jener, die ihr vorübergehend im Weg gestanden hatten. Das lag daran, dass die, die dem Schicksal entronnen waren, von den großen Schuhen des Neuankömmlings auf die Füße getreten zu werden, rechtzeitig zurückgesprungen waren, um von der Leiter niedergemäht zu werden, die die Gestalt mit sich trug. Der Mann drehte sich mit Unschuldsmiene um und sah nach, welches Chaos er angerichtet hatte, worauf die Bewegung der Leiter jeden fällte, der sich nicht schnell genug in Sicherheit gebracht hatte.

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