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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ansehen und sofort mit Ratschlägen und Anweisungen reagieren.«
    »Ist Fräulein Gardinia eine nützliche Mitarbeiterin?«
    »Aber sicher. Sie erfüllt ihre Pflichten mit Sorgfalt und Eifer.« Er hielt kurz inne. Sie hatten das obere Ende der Treppe erreicht. Beuge drehte sich um und sah Feucht direkt in die Augen. »Ich habe mein ganzes Leben lang hier gearbeitet, Herr Lipwig. Nimm dich vor der Familie Üppig in Acht. Frau Üppig ist noch die Beste von allen, eine wundervolle Frau. Die anderen ... sind daran gewöhnt, ihren Willen zu bekommen.«
    Alte Familie, altes Geld.  So  eine Familie ist das also. Feucht verspürte einen fernen Ruf, wie das Lied einer Lerche. Er hörte ihn immer wieder, zum Beispiel, wenn er auf den Straßen der Stadt einen Fremden mit Stadtplan und verwirrtem Gesichtsausdruck sah, jemand, der danach schrie, auf irgendeine hilfreiche und nur schwer nachvollziehbare Weise um sein Geld erleichtert zu werden.
    »Sind sie gefährlich?«, fragte er.
    Beuge reagierte leicht beleidigt auf diese Unverblümtheit. »Sie neigen nicht dazu, sich der Enttäuschung hinzugeben, Herr. Sie haben versucht, Frau Üppig für verrückt erklären zu lassen.«
    »Wirklich?«, sagte Feucht. »Im Vergleich zu wem?«
    Der Wind wehte durch die Stadt Großer Kohlkopf, die sich selbst gerne als das Grüne Herz der Ebenen bezeichnete.
    Sie wurde Großer Kohlkopf genannt, weil hier der Größte Kohl der Welt wuchs, und die Bewohner der Stadt waren nicht sehr einfallsreich, wenn es um Namen ging. Die Leute reisten meilenweit, um dieses Wunder zu sehen, sie begaben sich in das Beton-Innere des Kohlkopfs und blickten durch die Fenster nach draußen, sie kauften Lesezeichen aus Kohlblättern, Kohltinte, Kohl-T-Shirts, Käpt’n-Kohl-Figuren, Spieluhren, die kunstvoll aus Kohlrabi und Blumenkohl zusammengesetzt waren und »Das Kohlesser-Lied« spielten, Kohlmarmelade, Grünkohlbier und grüne Zigarren, die aus einer neu gezüchteten Kohlart bestanden und auf den Schenkeln einheimischer Jungfrauen gerollt wurden, vermutlich weil sie großen Spaß daran hatten.
    Dann gab es auch noch die Sensationen der BrassicaWelt, wo sich sehr kleine Kinder erschrecken und schreien konnten, wenn sie den riesigen Kopf von Käpt’n Kohl erblickten, in Gesellschaft seiner Freunde, dem Blumenkohlclown und Billi Brokkoli. Für ältere Besucher gab es natürlich das Kohlforschungszentrum, über dem ständig eine grüne Dunstglocke hing und in dessen Umgebung sehr merkwürdige Pflanzen wuchsen, die sich manchmal umdrehten und einen beobachteten, wenn man vorbeiging.
    Und dann ... wie ließ sich ein großartiger Tag besser einfangen als durch ein Bild, das der schwarz gekleidete Mann mit dem Ikonografen schoss. Er brachte die glückliche Familie in Pose und versprach ein gerahmtes, farbiges Abbild, das sofort an die Heimadresse geschickt wurde, für nur drei Dollar, inklusive Versandgebühren und einem Dollar für die Auslagen, wenn du so freundlich sein könntest, mein Herr, und darf ich sagen, wie wunderbar deine Kinder sind, meine Dame, darauf könnt ihr stolz sein, ach, und habe ich schon erwähnt, wenn ihr nicht absolut begeistert vom gerahmten Bild seid, schickt uns einfach kein Geld mehr, und ihr werdet nie wieder einen Ton von uns hören?
    Das Grünkohlbier war im Allgemeinen recht gut, und Müttern konnte man gar nicht genug schmeicheln, und, nun ja, der Mann hatte ziemlich merkwürdige Zähne, die drauf und dran schienen, sich aus seinem Mund zu befreien, aber schließlich ist niemand von uns vollkommen, und was gibt es schon zu verlieren?
    Was es zu verlieren gab, war ein Dollar, und am Ende kam ein Dollar zum anderen. Wer behauptete, dass man einen ehrlichen Mann nicht übers Ohr hauen konnte, war selber keiner.
    Ungefähr bei der siebten Familie begann sich ein Wächter vage für die Angelegenheit zu interessieren, sodass der Mann im staubigen schwarzen Anzug nun theatralisch die letzte Adresse notierte und durch eine Gasse davonschlenderte. Er warf den kaputten Ikonografen zurück auf den Abfallhaufen, auf dem er ihn gefunden hatte - es war ein billiges Modell, und die Imps hatten sich schon vor langer Zeit daraus verflüchtigt -, und wollte sich gerade über die Felder davonmachen, als er die Zeitung sah, die vom Wind herangewirbelt wurde.
    Für einen Mann, der sich mit Verstand und Einfallsreichtum durchs Leben schlug, war eine Zeitung ein sehr nützlicher Besitz. Wenn man sie sich unters Hemd steckte, konnte man sich vor dem kalten

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