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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht. Sag jemandem, dass du ihm alles rauben willst, und du erwirbst dir damit den Ruf eines aufrichtigen Mannes.
    Die wartenden Ohren saugten auf, was seine Zunge absonderte, und sein gesunder Menschenverstand ging auf Urlaub. Aus der Ferne hörte er, wie sein Mund sagte: »Und damit ich noch mehr davon bekomme, möchte ich euch - das heißt, der Bankdirektor möchte es - ein Prozent Zinsen für alle Konten anbieten, auf denen mindestens ein Jahr lang mindestens fünf Dollar liegen.«
    Der Hauptkassierer gab erstickte Laute von sich, aber in der Menge rührte sich kaum etwas. Die meisten Leute schienen weiterhin von der Socke unter der Matratze überzeugt zu sein. Diese Neuigkeit schien niemandem zu gefallen. Dann hob jemand die Hand und sagte: »Das ist viel Geld, das wir bezahlen müssen, um unser Geld in deinen Keller legen zu dürfen, nicht wahr?«
    »Nein, es ist das, was ich  euch  bezahle, wenn ich euer Geld ein Jahr lang in meinen Keller legen darf«, sagte Feucht.
    »Das willst du tun?«
    »Gewiss. Vertraut mir.«
    Das Gesicht des Fragestellers verzerrte sich zur vertrauten Maske eines langsamen Denkers, der sich bemühte hinterherzukommen. »Und wo ist der Haken?«, stieß er schließlich hervor.
    Überall, dachte Feucht. Zum einen werde ich das Geld nicht in meinem Keller lagern, sondern es jemand anderem in die Tasche stopfen. Aber das musst du im Moment nicht wissen.
    »Es gibt keinen Haken«, sagte er. »Wenn ihr einhundert Dollar einzahlt, wird das Konto ein Jahr später einen Wert von einhundertundeinem Dollar haben.«
    »Das sagt sich leicht dahin, aber wie soll jemand wie ich einhundert Dollar auftreiben?«
    »Genau hier. Wenn du nur einen Dollar investierst, wartest du ... wie lange, Herr Beuge?«
    Der Hauptkassierer schnaufte. »Vierhunderteinundsechzig Jahre!«
    »Nun gut, das ist eine recht lange Wartezeit, aber deine Urur-was-weiß-ich-Enkel werden stolz auf dich sein«, versuchte Feucht das Gelächter zu übertönen. »Ich sage euch jetzt, was ich tun werde: Wenn ihr hier und heute ein Konto eröffnet, sagen wir, über fünf Dollar, schenken wir euch am Montag einen Dollar dazu. Einen Gratis-Dollar, den ihr mitnehmen könnt, meine Damen und Herren! Wo bietet man euch ein besseres Geschäft als ...?«
    »Einen echten Dollar oder eine von diesen  Fälschungen ?«
    An der Tür entstand Unruhe, als Pucci Üppig hereinrauschte. Zumindest versuchte sie es. Aber wer gekonnt hereinrauschen will, muss die Sache gut planen und vielleicht sogar mindestens einmal proben. Man kann nicht einfach losmarschieren und hoffen. Dabei kommt nur Herumgeschubse heraus.
    Die zwei Schläger, die ihr einen Weg durch die dicht gedrängte Menge bahnen sollten, mussten vor der Anzahl der Menschen kapitulieren, was bedeutete, dass die etwas schlankeren jungen Männer mit den reinrassigen blonden Jagdhunden hinter ihnen stecken blieben. Pucci musste sich selbst durch die Massen schieben.
    Es hätte So  gut  laufen können, fand Feucht. Die richtigen Zutaten waren vorhanden: die schwarz gekleideten, bedrohlichen Rabauken, die schlanken, blonden Hunde. Doch Pucci selbst war mit misstrauischen kleinen Knopfaugen und einer großzügigen Oberlippe gesegnet, was in Verbindung mit dem langen Hals an eine Ente erinnerte, die sich von einer vorbeikommenden Forelle beleidigt fühlte.
    Jemand hätte ihr sagen sollen, dass ihr Schwarz einfach nicht stand, dass der teure Pelz an seinem ursprünglichen Besitzer besser ausgesehen hatte, dass, wenn man hohe Absätze trug, der Modetipp dieser Woche lautete,  man dazu keine dunkle Sonnenbrille aufsetzen sollte.  Denn wenn man aus dem hellen Tageslicht in einen spürbar dunkleren Innenraum trat, zum Beispiel in eine Bank, konnte man leicht jegliche Orientierung verlieren und mit dem Absatz den Fuß des eigenen Leibwächters aufspießen. Jemand hätte ihr sogar sagen müssen, dass wahrer Stil von innen kommt. Man kann ihn nicht kaufen.
    »Fräulein Pucci Üppig, meine Damen und Herren!«, rief Feucht und klatschte, als Pucci sich die Sonnenbrille herunterriss und mit mordlustigen Augen dem Schalter näherte. »Sie wird genauso wie die anderen Mitglieder des Aufsichtsrats dafür sorgen, dass wir  alle  viel Geld machen.«
    Hier und dort wurde in der Menge geklatscht, hauptsächlich von Leuten, die Pucci noch nie zuvor gesehen hatten, aber auf die kostenlose Darbietung neugierig waren.
    »Hört mir zu! Alle hören mir jetzt zu!«, befahl sie. Wieder fuchtelte sie mit etwas herum, das

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