Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
denn niemand mochte einen offensichtlichen Lügner. Und nun verlor sie die Beherrschung, weil die Bieter bereits bei vierunddreißig Dollar angelangt waren. Und dann ...
    ... zerriss sie den Schein!
    »Da seht ihr, was  ich  von diesem idiotischen Geld halte!«, verkündete sie und warf die Fetzen in die Luft. Dann stand sie schwer keuchend da und blickte sich triumphierend um, als hätte sie etwas besonders Kluges getan. Für alle Anwesenden war es ein Schlag ins Gesicht. Man hätte weinen können, wirklich. Nun gut...
    Feucht zog einen der neuen Scheine aus der Tasche und hielt ihn hoch.
    »Meine Damen und Herren!«, rief er. »Ich habe hier einen der  zunehmend seltener werdenden  Ein-Dollar-Scheine der ersten Generation ...«Er musste kurz innehalten, um das Gelächter abzuwarten. »... von mir und dem Bankdirektor persönlich unterzeichnet. Ich eröffne bei vierzig Dollar, bitte! Alle Erlöse gehen an die kleinen Kinderchen!«
    Er trieb die Gebote bis auf fünfzig hoch und nahm nicht einmal jedes an. Pucci wurde ignoriert und stand eine Weile wutschnaubend da, bis sie herumwirbelte und abging. Auch das war eine beeindruckende Vorstellung. Sie hatte keine Ahnung, wie man mit Leuten umging, und sie versuchte ihr Selbstbewusstsein durch Selbstüberschätzung zu steigern, aber die Frau konnte fast so gut herumwirbeln und abgehen wie ein fetter Truthahn auf einem Trampolin.
    Der glückliche Gewinner wurde bereits von seinen unglücklichen Mitbietern umzingelt, als er den Ausgang der Bank erreichte. Der Rest der Menge drängte zu den Schaltern, ohne genau zu wissen, was eigentlich los war, aber fest entschlossen, ein Stück davon abzubekommen.
    Feucht legte die Hände an den Mund und rief: »Und heute Nachmittag, meine Damen und Herren, stehen Herr Beuge und ich euch persönlich zur Verfügung, um über die Vergabe von Bankkrediten zu reden!« Das führte zu neuer Unruhe. »Schall und Rauch, Herr Lipwig«, sagte Beuge und wandte sich von der Balustrade ab. »Nichts als Schall und Rauch ...«
    »Aber wir haben es völlig ohne Rauch geschafft, Herr Beuge!«, sagte Feucht fröhlich.
    »Und was ist mit den >Kindchen    »Such welche. Es muss doch irgendein Waisenhaus geben, das fünfzig Dollar gebrauchen kann. Natürlich als anonyme Spende.« Beuge sah ihn überrascht an. »Wirklich, Herr Lipwig? Ich muss ganz offen sagen, dass ich dich eher für jemanden gehalten hätte, der ein großes Tschingbumderassassa darum macht, wenn er Geld für wohltätige Zwecke spendet.« Dabei sprach er »Tschingbumderassassa« aus, als wäre es eine esoterische Perversion.
    »Das mache ich nicht. Tu Gutes nur heimlich, das ist mein Motto.« Man wird sowieso schnell genug dahinterkommen, fügte er in Gedanken hinzu, und dann bin ich nicht nur ein richtig feiner Kerl, sondern ein bescheidener obendrein.
    Dabei frage ich mich ... bin ich wirklich ein Mistkerl, oder bin ich einfach nur gut darin, wie einer zu denken? 
    Etwas rührte sich in seinem Hinterkopf. Die winzigen Haare in seinem Nacken zuckten. Etwas stimmte nicht, war nicht in Ordnung ... war gefährlich. Er drehte sich um und blickte erneut in den Saal. Die Leute wimmelten durcheinander, bildeten Schlangen, fanden sich zu Diskussionsgruppen zusammen ...
    In einer Welt der Bewegung wird das Auge vom Stillstand angezogen. Mitten in der Schalterhalle stand, von der Menge völlig unbehelligt, ein Mann, als wäre er in der Zeit erstarrt. Er war ganz in Schwarz gekleidet und trug einen flachen, breiten Hut, wie er oft von Vertretern der obskureren omnianischen Sekten getragen wurde. Er ... stand einfach nur da. Und beobachtete. Nur ein weiterer Gaffer, der sich das Spektakel nicht entgehen lassen will, sagte sich Feucht und wusste gleichzeitig, dass er sich selbst belog. Von diesem Mann ging eine starke Kraft aus.
    Ich habe eidesstattliche Erklärungen hinterlegt...
    Uber ihn? Worum ging es da? Feucht hatte keine Vergangenheit. Nun gut, ein Dutzend Alter Egos von ihm hatten ein recht bewegtes und ereignisreiches Leben geführt, aber sie alle hatten sich zusammen mit Albert Spangier in Luft aufgelöst, als dieser am Galgen gebaumelt hatte und noch nicht ganz tot von Lord Vetinari wiederbelebt worden war, der Feucht von Lipwig ein niegelnagelneues Leben angeboten hatte ...
    Bei den Göttern, jetzt wurde er schon nervös, wenn irgendein alter Kerl ihn mit einem komischen Lächeln anstarrte!  Niemand  konnte ihn kennen! Er war Herr Vergissmich Gleichwieder! Wenn er

Weitere Kostenlose Bücher