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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ins Büro, wo Herr Quengler in seinem Ablagekorb döste und der offizielle Zylinder in vorwurfsvollem Schwarz auf ihn wartete.
    Ach ja, deswegen wollte er noch etwas unternehmen, nicht wahr?
    Er griff in eine Hosentasche und zog den kleinen Topf mit Kleister heraus. Es handelte sich um eins dieser praktischen Modelle, die einen Pinsel im Deckel haben, und nachdem er die Masse sorgfältig verstrichen hatte, schüttete er den Glitzerstaub so gleichmäßig wie möglich darauf.
    Er war immer noch völlig in diese Arbeit vertieft, als Gladys wie eine Sonnenfinsternis vor ihm aufragte und etwas in den Händen hielt, das sich als Sandwich mit Schinken und Ei entpuppte, über einen halben Meter lang und weniger als einen halben Zentimeter dick. Außerdem hatte sie ihm eine Times  mitgebracht.
    Er stöhnte. Er hatte es wieder auf die Titelseite geschafft. Das schaffte er meistens. Es lag an seinem sportlichen Mundwerk. Es ging jedes Mal mit ihm durch, sobald er ein Notizbuch sah.
    Äh ... er hatte es auch auf Seite zwei geschafft. Ach, und sogar in den Leitartikel. Mist, sogar in die politische Karikatur — die eigentlich nie besonders witzig war.
    Erster Gassenjunge: »Warum ist Ankh-Morpork keine einsame Insel?«
    Zweiter Gassenjunge: »Wenn man auf einer einsamen Insel ist, können die Haie einen nicht beißen!«
    Zum Totlachen.
    Seine verschlafenen Augen wanderten zum Leitartikel zurück.  Der  hingegen konnte sehr witzig sein, weil er meistens davon ausging, dass es in der Welt viel besser zugehen würde, wenn die Journalisten das Sagen hätten. Er war ... Was? Was war das?
    Zeit, das Undenkbare zu wagen ... endlich weht ein frischer Wind durch die Schatzkammern ... unbezweifelter Erfolg des neuen Postamts ... Briefmarken bereits als inoffizielle Währung genutzt... dringender Bedarf an unverbrauchten Ideen ... Jugend übernimmt das Ruder ...
    Die Jugend übernahm das Ruder? Und das von William de Worde, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genauso alt wie Feucht war, aber Leitartikel schrieb wie ein reaktionärer Großvater?
    Zwischen all den gewichtigen Worten war es manchmal schwer zu erkennen, welche Meinung de Worde tatsächlich zu einer bestimmten Angelegenheit hatte, aber im wallenden Nebel der Metaphern zeichnete sich vage ab, dass die  Times  Feucht von Lipwig im Großen und Ganzen, unter Berücksichtigung der Umstände und auf lange Sicht betrachtet, wahrscheinlich für den richtigen Mann auf dem richtigen Posten hielt.
    Er wurde sich bewusst, dass Gladys hinter ihm stand, als rötliches Licht auf den Messingverzierungen seines Schreibtischs schimmerte.
    »Du Bist Sehr Angespannt, Herr Lipwig«, sagte sie.
    »Ja, richtig«, sagte Feucht und las den Leitartikel noch einmal. Bei den Göttern, der Mann schrieb wirklich, als würde er seine Worte in Stein meißeln.
    »Es Gab Einen Interessanten Artikel Über Rückenmassagen Im  Magazin Für Die Dame«,  fuhr Gladys fort. Später dachte Feucht, dass er vielleicht mehr auf den hoffnungsvollen Unterton in ihrer Stimme hätte achten sollen. Aber er dachte: nicht nur gemeißelt, sondern außerdem mit großen Serifen verziert.
    »Das Ist Sehr Gut Gegen Die Verspannungen, Die Der Rummel Des Modernen Lebens Verursacht«, tönte Gladys.
    »Das wollen wir doch auf gar keinen Fall«, sagte Feucht, und dann wurde es schwarz um ihn herum.
    Das Seltsame daran war, dachte er, als Peggy und Aimsbury ihn wieder zu sich gebracht und seine Knochen wieder in die richtigen Gelenke gedrückt hatten, dass er sich danach tatsächlich viel besser fühlte. Vielleicht war das der Sinn des Ganzen. Vielleicht war der schreckliche Schmerz dazu da, einem klarzumachen, dass es viel schlimmere Dinge auf der Welt gab als ein gelegentliches Zwicken.
    »Es Tut Mir Sehr Leid«, sagte Gladys. »Ich Wusste Nicht, Dass So Etwas Geschehen Würde. Im Magazin Hieß Es, Der Behandelte Würde Einen Angenehmen Schauer Verspüren.«
    »Damit war wohl nicht gemeint, dass man in der Lage sein sollte, seinen eigenen Augapfel zu sehen«, sagte Feucht und rieb sich den Nacken. Gladys’ Augen wurden so düster, dass er sich genötigt sah hinzuzufügen: »Aber ich fühle mich jetzt wesentlich besser. Es ist einfach wunderbar, nicht meine Fersen zu sehen, wenn ich nach unten blicke.«
    »Hör nicht auf ihn, so schlimm war es gar nicht«, sagte Peggy mit schwesterlicher Solidarität. »Männer machen immer einen Riesenaufstand wegen ein bisschen Schmerz.«
    »Sie Sind Nichts Anderes Als Große,

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