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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hochmütig, wie er nur konnte. »Unterstützt vom Direktor, versteht sich.«
    »Herrn Quengler?«
    »Aber ja.«
    »Er ist ein vorzüglicher Menschenkenner, nicht wahr?«
    »Aber ja!«
    Feucht nahm den Hund auf den Arm und machte sich auf den Weg zum Büro. Er spürte, wie sich die Blicke des Hauptkassierers in seinen Rücken bohrten. Beuge hatte Recht behalten. Einige der Leute, die hoffnungsvoll auf ihn warteten, wollten sich bis nächsten Freitag ein paar Dollar borgen. Mit ihnen kam er leicht zurecht. Und dann waren da noch die anderen ...
    »Herr Schnapper, nicht wahr?«, sagte Feucht. Er wusste, wer der Mann war, aber so etwas musste man einfach sagen, wenn man hinter einem Schreibtisch saß. »Das ist richtig, Herr«, sagte Herr Schnapper, dessen Gesicht den permanent aufmerksamen Ausdruck eines Nagetiers hatte. »Ich könnte auch jemand anderer sein, wenn du möchtest.«
    »Und du verkaufst Schweinefleischpasteten, Würstchen, Ratte-am-Stiel...«
    »Äh, ich handle einzeln damit«, stellte Schnapper richtig, »da ich schließlich ein Einzelhändler bin.«
    Feucht blickte ihn über die Dokumente hinweg an. Tristan Maximilian Sebastian Ignatius der Ruchbare Schnapper, ein Name, der größer als der Mann selbst war. Jeder kannte T. M. S. I. D. R. Schnapper. Er verkaufte Pasteten und Würstchen aus einem Bauchladen, normalerweise an Leute, die bereits alkoholabhängig waren und dann auch noch würstchenabhängig wurden. 
    Auch Feucht hatte schon gelegentlich eine Schweinefleischpastete oder ein Würstchen im Brötchen bei ihm gegessen, und diese bloße Tatsache interessierte ihn. Das Zeug hatte etwas an sich, das einen nach mehr verlangen ließ. Es musste irgendeine geheime Zutat sein, oder vielleicht wollte das Gehirn nur nicht glauben, was die Geschmacksnerven ihm sagten, und noch einmal diese Flut aus heißen, fettigen, nicht gänzlich organischen, leicht knusprigen Substanzen spüren, die sich über die Zunge ergossen. Also kaufte man noch eins.
    Und, man konnte es nicht anders sagen, es gab Zeiten, wenn ein Schnapper-Würstchen im Brötchen einfach das war, was man wollte. Traurig, aber wahr. Jeder kannte solche Momente. Manchmal war man im Leben so tief unten angelangt, dass ein paar lebenswichtige Sekunden lang diese Kakophonie aus seltsamen Fetten und beunruhigenden Konsistenzen der einzige Freund auf der ganzen Welt war.
    »Hast du ein Konto bei uns, Herr Schnapper?«
    »Jaherr, dankeherr«, sagte Schnapper, der die Einladung abgelehnt hatte, seinen Bauchladen abzustellen, und ihn wie einen Schutzschild vor sich hielt, während er saß. Die Bank schien den Straßenhändler nervös zu machen. Natürlich war es genauso gedacht. Das war der Grund für all die Säulen und den Marmor. Sie sollten den Leuten das Gefühl geben, nicht hierherzugehören.
    »Herr Schnapper hat ein Konto über fünf Dollar eröffnet«, sagte Beuge.
    »Und ich habe ein Würstchen für dein kleines Hündchen mitgebracht«, sagte Schnapper.
    »Wozu brauchst du einen Kredit, Herr Schnapper?«, fragte Feucht, während er beobachtete, wie Herr Quengler misstrauisch das Würstchen beschnupperte.
    »Ich möchte mein Unternehmen expandieren, Herr«, sagte Schnapper.
    »Du betreibst dein Geschäft schon seit über dreißig Jahren«, sagte Feucht.
    »Jaherr, dankeherr.«
    »Und deine Produkte sind, wie ich wohl behaupten kann, einzigartig ...«
    »Jaherr, dankeherr.«
    »Also kann ich mir vorstellen, dass du unsere Hilfe brauchst, um eine Kette von Franchise-Restaurants, die den Namen Schnapper benutzen dürfen, zu eröffnen, damit dort verschiedene Mahlzeiten und Getränke angeboten werden, wie sie für dich typisch sind«, sagte Feucht.
    Herr Quengler sprang vom Schreibtisch, wobei er das Würstchen vorsichtig im Maul hielt. Dann ließ er es in einer Ecke des Büros fallen und versuchte hektisch, es unter dem Teppich zu verscharren. Schnapper sah Feucht verständnislos an, dann sagte er: »Jaherr, wenn du darauf bestehst, aber eigentlich hatte ich eher an einen Schubkarren gedacht.«
    »Einen Schubkarren?«, sagte Beuge.
    »Jaherr. Ich weiß, woher ich einen gut erhaltenen aus zweiter Hand bekommen kann, mit Ofen und allem, was man braucht. Ist auch sehr hübsch bemalt. Will Einfalt steigt aus dem Backkartoffelgeschäft aus, wegen zu viel Stress, und er will ihn mir für fünfzehn Dollar überlassen, bar auf die Hand. Eine Gelegenheit, die ich mir auf keinen Fall entgehen lassen sollte, Herr.« Er warf einen nervösen Blick zu Herrn

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