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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Beuge und fügte hinzu: »Ich könnte dir einen Dollar pro Woche zurückzahlen.«
    »Zwanzig Wochen lang«, sagte Beuge.
    »Siebzehn«, sagte Feucht.«
    »Aber der Hund hat gerade versucht...«
    Feucht tat den Einwand mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Abgemacht, Herr Schnapper?«
    »Jaherr, dankeherr«, sagte Schnapper. »Und das ist eine gute Idee, das mit der Kette und so weiter, und ich danke dir. Aber ich finde, dass es sich in diesem Geschäft auszahlt, mobil zu bleiben.« 
    Herr Beuge zählte widerwillig fünfzehn Dollar ab, und sobald sich die Tür hinter dem Händler geschlossen hatte, setzte er zum Reden an. »Nicht einmal der Hund wollte ...«
    »Aber Menschen tun es, Herr Beuge«, sagte Feucht. »Und das ist das Geniale daran. Ich glaube, er macht das meiste Geld mit seinem Senf, aber er ist ein Mann, der weiß, wie man das Brutzeln verkauft. Es ist eine Branche, in der die Verkäufer die Preise bestimmen.« Der letzte Kreditkandidat wurde zunächst von zwei muskelbepackten Männern angekündigt, die sich links und rechts von der Tür aufbauten, dann durch einen Geruch, der sogar die hartnäckige Duftnote eines Schnapper - Würstchens übertönte. Es war gar kein ausgesprochen unangenehmer Geruch, sondern einer, der einen an alte Kartoffeln oder verschüttete Keller erinnerte, das, was herauskam, wenn man mit einem richtig üblen Gestank anfing und dann kräftig schrubbte, ohne Hoffnung, ihn völlig wegzubekommen. Er umgab König wie ein Herrschergewand. Feucht war erstaunt. Man nannte ihn den König des Goldenen Flusses, weil die Grundlage seines Vermögens das war, was seine Männer täglich an Urin aus jeder Gaststätte in der Stadt zusammentrugen. Die Kunden bezahlten ihn, damit er die Ware fortschaffte, und die Alchimisten, Gerber und Färber bezahlten ihn, damit er sie mit der Ware belieferte. Aber das war nur der Anfang gewesen. Paul Königs Männer entsorgten  alles.  Man sah ihre Karren überall, vor allem in den Morgenstunden. Jeder Lumpensammler und Müllwühler, jeder Latrinenleerer und Jauchetaucher, jeder Altmetallhändler ... man arbeitete einfach für Paul König, hieß es, weil ein gebrochenes Bein schlecht fürs Geschäft war. Es hieß, wenn man einen Hund auf der Straße sah, der auch nur ansatzweise angespannt wirkte, zog einer von Königs Männern sofort eine Schaufel hervor, um sie ihm unter den Hintern zu halten, weil man für erstklassigen Hundekot bis zu 9 Cent pro Eimer von den führenden Färbern der Stadt bekam. Sie bezahlten Paul. Die Stadt bezahlte Paul. Jeder bezahlte Paul. Und was er ihnen nicht in etwas wohlriechenderer Form wiederverkaufen konnte, landete auf seinen riesigen Komposthaufen flussabwärts, von denen an Frosttagen so gewaltige Dampfwolken aufstiegen, dass sie von den Kindern »Wolkenfabriken« genannt wurden.
    Abgesehen von seinen angeheuerten Helfern wurde König von einem dürren jungen Mann begleitet, der eine Aktentasche an sich drückte.
    »Ein nettes Büro hast du hier«, sagte Paul und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Feucht. »Sehr ordentlich. Meine Frau hat mich schon bedrängt, genau solche Vorhänge zu besorgen. Ich bin Paul König, Herr Lipwig. Ich habe gerade fünfzigtausend Dollar auf deine Bank gebracht.«
    »Vielen Dank, Herr König. Wir werden sehr gut darauf aufpassen.«
    »Tut das. Und nun möchte ich mir gerne einhunderttausend leihen«, sagte Paul und zog eine dicke Zigarre aus der Tasche.
    »Hast du irgendwelche Sicherheiten, Herr König?«, fragte Beuge. Paul König sah ihn nicht einmal an. Er entzündete die Zigarre, paffte, bis sie zum Leben erweckt war, und deutete dann damit in Beuges ungefähre Richtung.
    »Wer ist das, Herr Lipwig?«
    »Herr Beuge ist unser Hauptkassierer«, sagte Feucht und wagte es nicht, in Beuges Gesicht zu blicken.
    »Also ein Angestellter«, sagte Paul König abfällig, »und das war eine typische Angestelltenfrage.«
    Er beugte sich vor. »Mein Name ist Paul König. Mehr Sicherheit braucht ihr nicht, und in dieser Stadt sollte sie gut genug für hundert Riesen sein.  Paul König.  Jeder kennt mich. Ich zahle, was ich schuldig bin, und nehme, was man mir schuldig ist, darauf gebe ich mein Wort. Mein Händedruck ist mein Vermögen. Paul König.« Er schlug mit den großen Händen auf den Tisch. Mit Ausnahme des fehlenden kleinen Fingers der rechten Hand hatte er an jedem Finger einen schweren Goldring, und in jeden Ring war ein Buchstabe graviert. Wenn man sie auf sich zukommen sah,

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