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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Rüstung an sich genommen hatte, vielleicht war Janken verlegt worden ... Ach was, zum Henker damit! Wenn die Zeit drängte, musste man einfach das Glücksrad drehen und bereit sein, schnell wegzulaufen.
     
    Oder, in diesem Fall, den schweren Türklopfer mit beiden Händen ergreifen und ihn zweimal kräftig betätigen. Er wartete, bis - nicht ohne Schwierigkeiten - die Klappe vor einer kleinen Sichtluke in der Tür zur Seite geschoben worden war.
     
    »Was?«, sagte eine widerwillige Stimme, die aus einem düsteren Gesicht kam.
     
    »Abholung eines Gefangenen. Heißt Janken.«
     
    »Was? Es ist mitten in der verdammten Nacht!«
     
    »Hab ein unterschriebenes Formular 37«, sagte Feucht stur.
     
    Die Klappe vor der kleinen Luke wurde zugeknallt. Er wartete wieder im Regen. Diesmal dauerte es drei Minuten, bis die Luke erneut geöffnet wurde.
     
    »Was?«, sagte eine neue Stimme, die in Misstrauen mariniert war.
     
    Ach, sehr gut. Es war Bellister. Darüber war Feucht froh. Was er in dieser Nacht vor hatte, würde einigen der Wächter ziemlichen Ärger einbringen, und manche der Leute waren schon in Ordnung, vor allem die im Todestrakt. Aber Bellister war ein Schinder der alten Schule, ein Meister der kleinen Bösartigkeiten, einer der Wächter, die jede Gelegenheit nutzten, einem Gefangenen das Leben zur Hölle zu machen. Es reichte nicht, dass er einem in die Schale mit Haferschleim rotzte; er besaß nicht einmal den Anstand, es zu tun, wenn man ihn dabei nicht beobachten konnte. Auch die Schwachen und Verängstigten blieben von ihm nicht verschont. Und das Ganze hatte einen weiteren positiven Aspekt. Bellister hasste die Wache, und diese Ansicht beruhte auf Gegenseitigkeit. Das konnte man ausnutzen.
     
    »Soll hier einen Gefangenen abholen«, beklagte sich Feucht. »Und stehe schon seit fünf Minuten im Regen rum!«
     
    »Und das wirst du auch weiterhin tun, mein Sohn, und zwar genau so lange, bis ich bereit bin. Zeig mir den Wisch!«
     
    »Da steht was von Janken, Eulrich«, sagte Feucht.
     
    »Dann lass mich mal sehen!«
     
    »Man hat mir gesagt, dass ich ihn erst rausrücken darf, wenn ihr mir den Gefangenen übergeben habt«, sagte Feucht mit perfekt gespielter Sturheit.
     
    »Ach, Anwalt ist er auch noch! Na gut, Abel, lass unseren gelehrten Freund herein.«
     
    Die Luke ging wieder zu, und nach einigem Klappern und Klirren wurde eine kleine Pforte geöffnet. Feucht trat hindurch. Drinnen auf dem Gelände regnete es genauso heftig wie draußen.
     
    »Hab ich dich schon mal gesehen?«, fragte Bellister und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an.
     
    »Bin erst seit letzter Woche dabei«, sagte Feucht. Hinter ihm wurde die Tür wieder verriegelt. Das Scheppern der Bolzen hallte laut in seinem Kopf nach.
     
    »Warum bist du nur einer?«, wollte Bellister wissen.
     
    »Keine Ahnung, Herr. Da musst du meine Eltern fragen.«
     
    »Mach dich nicht über mich lustig! Eine Gefangeneneskorte sollte immer aus zwei Männern bestehen.«
     
    Feucht zuckte müde und völlig desinteressiert mit den Schultern. »Ist das so? Frag mich nicht. Mir hat man nur gesagt, dass er ein kleiner Pisser ist, der keinen Ärger machen wird. Du kannst es gerne nachprüfen, wenn du willst. Ich habe gehört, dass man ihn unverzüglich im Palast sehen will.«
     
    Der Palast. Daraufhin änderte sich das Schimmern in den bösen kleinen Augen des Wärters. Wer einigermaßen bei Verstand war, stellte sich nicht quer, wenn es um den Palast ging. Und für diese undankbare Aufgabe irgendeinen beschränkten Neuling in einer Nacht wie dieser loszuschicken ergab ebenfalls Sinn. Es war genau das, was auch Bellister getan hätte.
     
    Er streckte die Hand aus und verlangte: »Formular!«
     
    Feucht reichte ihm das dünne Papier. Der Mann las es, wobei sich seine Lippen sichtlich bewegten, offenkundig fest entschlossen, irgendeinen Fehler zu entdecken. Doch da war nichts, ganz gleich, wie sehr er darauf starrte. Feucht hatte eine Handvoll Formulare eingesteckt, während Herr Rolle ihm eine Tasse Kaffee gemacht hatte.
     
    »Er wird morgen Früh gehängt«, sagte Bellister und hielt den Zettel unter eine Laterne. »Was haben sie jetzt mit ihm vor?«
     
    »Keine Ahnung«, sagte Feucht. »Kannst du mal einen Zahn zulegen? In zehn Minuten fängt meine Pause an.«
     
    Der Wärter beugte sich vor. »Nur aus diesem Grund, mein Freund, werde ich die Sache überprüfen. Nur ein Mann als Eskorte? Schließlich kann man gar nicht vorsichtig genug

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