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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gehalten hatte.
     
    Alle Stockwerke der Bank öffneten sich zum Hauptsaal, der genauso wie im Postamt vom Boden bis zum Dach reichte. Manchmal, je nach Standort, konnte ein Wachmann in einem höheren Stockwerk das Stockwerk unter ihm sehen. Manchmal liefen die Wachen über nackten Marmor. Manchmal, in den oberen Stockwerken, überquerten sie kunstvoll geflieste Stellen, was wie Glockenschläge klang.
     
    Feucht verharrte lauschend und versuchte sich in den Rhythmus der Patrouillen einzufinden. Es gab mehr, als er erwartet hatte. Kommt schon, Jungs, ihr seid für die Sicherheit zuständig! Was ist mit der traditionellen allnächtlichen Pokerrunde? Wisst ihr nicht, wie ihr euch zu benehmen habt?
     
    Es war wie ein wunderbares Ratespiel. Viel besser als nächtliche Klettertouren, sogar noch besser als Extremniesen. Und das Allerbeste daran war: Wenn er erwischt wurde, tja, dann hatte er einfach nur die Sicherheit getestet! Gut gemacht, Jungs, ich bin euch nicht verborgen geblieben!
     
    Aber er durfte nicht erwischt werden.
     
    Ein Wachmann kam mit langsamen und bedächtigen Schritten die Treppe hoch. Dann beugte er sich über die Balustrade und zündete sich zu Feuchts Verärgerung einen Zigarettenstummel an. Feucht beobachtete ihn durch die Palmwedel, während er sich gemütlich gegen den Marmor lehnte und in den Hauptsaal hinunterschaute. Er war sich ziemlich sicher, dass die Wächter so etwas nicht tun sollten. Und schon gar nicht rauchend!
     
    Nach ein paar nachdenklichen Zügen ließ der Wächter die Kippe fallen, trat sie aus und setzte seinen Weg die Treppe hinauf fort.
     
    Zwei Gedanken kämpften in Feuchts Kopf um die Vorherrschaft. Der eine schrie etwas lauter: Er hat eine Armbrust! Schossen sie zuerst, damit sie später keine Fragen stellen mussten? Aber auch der zweite Gedanke machte sich hartnäckig mit vibrierender Entrüstung bemerkbar: Er hat die Kippe einfach auf dem Marmor ausgetreten! Diese großen Dinger aus Messing mit den Schalen voller weißem Sand stehen nicht ohne Grund überall herum, weißt du?
     
    Als der Mann über ihm verschwunden war, lief Feucht den Rest der Treppe hinunter, rutschte auf seinen Schuhen, die er mit den Staubtüchern umwickelt hatte, über den polierten Marmorboden, fand die Tür, die zum Keller hinunterführte, öffnete sie schnell und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, sie möglichst leise wieder zuzumachen.
     
    Er schloss die Augen und wartete auf Rufe oder Geräusche, die darauf hindeuteten, dass man ihn entdeckt hatte.
     
    Er öffnete die Augen.
     
    Er sah das gewohnte helle Licht am anderen Ende der Krypta, aber er hörte kein Wasserrauschen. Nur ein gelegentliches Tröpfeln unterstrich die Tiefe der ansonsten allumfassenden Stille.
     
    Feucht ging vorsichtig am Blupper vorbei, der leise klirrte, und wagte sich weiter in die unerkundete Dunkelheit hinter den wunderbaren Kurven und Wölbungen vor.
     
    Wenn wir ihn bauen, wirst du dann kommen?, dachte er. Aber der erhoffte Gott würde nie kommen. Es war traurig, aber in himmlischer Hinsicht auch etwas blöd. Natürlich. Feucht hatte gehört, dass es vielleicht Millionen von kleinen Göttern gab, die in der Welt herumtrieben. Sie lebten unter Steinen, wurden wie Pusteblumensamen herumgeweht, klammerten sich an den höchsten Baumästen fest... Und sie alle warteten auf den großen Moment, den glücklichen Durchbruch, der schließlich zu einem eigenen Tempel samt Priesterschaft und Anhängern führte. Aber hierher war niemand gekommen, und es war leicht zu erkennen, warum.
     
    Götter brauchten Glauben, keinen rationalen Verstand. Wenn man zuerst einen Tempel baute, war es, als würde man einem Mann ohne Beine wunderschöne Schuhe schenken. Einen Tempel zu bauen bedeutete nicht, dass man an Götter glaubte. Es bedeutete nur, dass man an Architektur glaubte.
     
    Etwas, das einer Werkstatt ähnlich war, befand sich am hinteren Ende der Krypta, rund um einen großen und uralten Kamin. Ein Igor arbeitete über eine helle blauweiße Flamme gebeugt und verbog vorsichtig ein Glasrohr. Hinter ihm wogte und sprudelte grüne Flüssigkeit in riesigen Flaschen. Igors schienen eine natürliche Affinität zu Blitzen zu haben. Man konnte einen Igor leicht erkennen. Sie gaben sich sogar alle Mühe, als solche erkannt zu werden. Es waren nicht nur die muffigen, staubigen alten Anzüge, nicht einmal der gelegentliche Extrafinger oder die ungleichen Augen. Es war der Umstand, dass man ihnen wahrscheinlich einen

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