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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hin.
     
    Ha! Also war das alles nur eine Show, um mir Angst zu machen, dachte Feucht und warf den verdammten Ring in den Kasten. Bisher hatte er noch nie von Stygium gehört! Vetinari musste sich das alles ausgedacht haben ...
     
    Er spürte die Hitze und sah, wie der Ring aufglühte, als er in das Kästchen fiel. Der Deckel wurde zugeklappt und hinterließ ein rötliches Loch in Feuchts Sichtfeld.
     
    »Bemerkenswert, nicht wahr?«, sagte Vetinari. »Nebenbei bemerkt finde ich, dass es eine unnötige Dummheit von dir war, ihn die ganze Zeit in der Hand zu halten. Ich bin kein Ungeheuer, musst du wissen.«
     
    Nein, Ungeheuer spielen dem Gehirn anderer Leute keine Streiche, dachte Feucht. Zumindest nicht, solange sie sich noch innerhalb des Kopfes befinden ...
     
    »Ahm, was Eulrich betrifft, ich hatte nicht die Absicht...«, begann er, doch Vetinari hob die Hand.
     
    »Ich weiß nicht, wovon du redest, Herr Lipwig. Eigentlich habe ich dich nur in deiner Eigenschaft als Quasi-Stellvertreter des Direktors der Königlichen Bank zu einem Gespräch mit mir eingeladen. Ich möchte, dass du mir - das heißt, der Stadt - eine halbe Million Dollar zu zwei Prozent leihst. Natürlich steht es dir frei, mir diese Bitte abzuschlagen.«
     
    So viele Gedanken hetzten zum Notausgang in Feuchts Gehirn, dass schließlich nur noch ein einziger übrig blieb.
     
    Wir brauchen dringend größere Scheine ...
     
    Feucht eilte zur Bank und geradewegs zur kleinen Tür unter der Treppe. Normalerweise hielt er sich gern in der Krypta auf. Dort war es kühl und ruhig, abgesehen vom Gurgeln des Bluppers und den Schreien.
     
    Mit dem letzten Punkt stimmte etwas nicht, oder?
     
    Das rosafarbene Gift unfreiwilliger Schlaflosigkeit schwappte in seinem Kopf herum, als er ein weiteres Mal schneller lief.
     
    Der ehemalige Eulrich saß auf einem Stuhl und schien glatt rasiert zu sein, abgesehen von einem kleinen Spitzbart. Auf seinem Kopf war so etwas wie ein Metallhelm befestigt worden, von dem Drähte zu einem leuchtenden und klickenden Apparat hinunterführten, für den nur ein Igor das nötige Verständnis aufbringen würde. Die Luft roch nach Gewitter.
     
    »Was tust du diesem armen Mann an?«, schrie Feucht.
     
    »Ich verändere fein Bewufftfein, Herr«, sagte Igor und zog einen großen Hebel herunter.
     
    Der Helm summte. Klemme blinzelte. »Es kitzelt«, sagte er. »Und aus irgendeinem Grund schmeckt es nach Erdbeeren.«
     
    »Du jagst ihm einen Blitz in den Kopf!«, rief Feucht. »Das ist barbarisch!«
     
    »Nein, Herr. Barbaren find pfu fo etwaf gar nicht fähig«, sagte Igor ruhig. »Ich nehme aufflieflich die flimmen Erinnerungen herauf und fpeichere fie ...« Damit zog er ein Tuch beiseite, das einen großen Behälter mit grüner Flüssigkeit verborgen hatte, in der sich etwas Rundes befand, an dem weitere Drähte befestigt waren. »... hier drinnen.«
     
    »Du überträgst seinen Verstand in eine ... Zuckerrübe?«
     
    »Ef handelt fich um eine Fteckrübe, Herr«, sagte Igor.
     
    »Es ist erstaunlich, wozu sie in der Lage sind, nicht wahr?«, sagte eine Stimme neben Feuchts Ellbogen. Er schaute hinunter.
     
    Herr Klemme, nun ohne Helm, blickte freudestrahlend zu ihm auf. Er wirkte wie neu und hellwach, wie ein Schuhverkäufer der gehobenen Klasse. Igor war sogar eine Transplantation des Anzugs gelungen.
     
    »Geht es dir gut?«, fragte Feucht.
     
    »Bestens!«
     
    »Wie hat... es sich angefühlt?«
     
    »Schwer zu beschreiben«, sagte Klemme. »Aber es klang wie der Geruch von Himbeergeschmack.«
     
    »Tatsächlich? Na gut, dann wird wohl alles in Ordnung sein. Und es geht dir wirklich gut? Auch tief drinnen?«, fragte Feucht und wartete auf den grausamen Rückschlag. Er musste einfach kommen. Aber Eulr..., äh, Exorbit sah glücklich und zufrieden aus und schien voller Schwung zu sein, bereit, dem entgegenzutreten, was das Leben ihm vor die Füße warf, und es mit einem Tritt aus dem Weg zu räumen.
     
    Als Igor seine Drähte aufwickelte, hatte er einen sehr selbstgefälligen Ausdruck auf dem, was unter all den Narben vermutlich sein Gesicht war.
     
    Feucht verspürte schmerzhafte Gewissensbisse. Er war ein Junge aus Überwald, er war wie jeder andere den Vilinus-Pass heruntergekommen, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen - beziehungsweise, um vom Verdienst anderer Leute zu leben -, und er hatte kein Recht, die beliebten Vorurteile der Tieflandbewohner gegen die Sippe der Igors zu übernehmen.

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