Schöne Scheine
Fingern auf. Er war schwarz und fühlte sich seltsam organisch an. Das V schien ihn anzustarren.
»Kommt dir daran irgendetwas ungewöhnlich vor?«, fragte Vetinari und beobachtete ihn sehr genau.
»Er fühlt sich warm an«, sagte Feucht.
»Ja, nicht wahr?«, sagte Vetinari. »Das liegt daran, dass er aus Stygium besteht. Gewöhnlich wird es als Metall bezeichnet, aber ich hege die starke Vermutung, dass es sich um eine Legierung handelt, und zwar eine, die auf magische Weise zusammengefügt wurde. Die Zwerge finden es gelegentlich in der Loko-Region, und es ist außerordentlich teuer. Eines Tages werde ich eine Abhandlung über diese faszinierende Geschichte schreiben, doch vorläufig will ich darüber nur sagen, dass es normalerweise nur für jene von Interesse ist, die sich aus Neigung oder aufgrund ihres Lebensstils hauptsächlich im Dunkeln bewegen - und natürlich für jene, die ein Leben ohne Gefahr nicht sehr lebenswert finden. Es kann töten, musst du wissen. Im direkten Sonnenlicht heizt es sich innerhalb weniger Sekunden bis zu einer Temperatur auf, die Eisen zum Schmelzen bringt. Niemand weiß, warum es das tut.«
Feucht blickte zum dunstigen Himmel auf. Das gut durchgebratene Spiegelei der Sonne verschwand wieder hinter einer Wolkenbank. Der Ring wurde kühler.
»Gelegentlich kommt unter jungen Assassinen die Mode auf, Stygiumringe zu tragen. Üblicherweise ziehen sie tagsüber einen schwarzen Handschuh über den Ring. Es geht um das Risiko, Herr Lipwig. Es geht darum, mit dem Tod in der Hosentasche zu leben. Ich schwöre, dass es Menschen gibt, die dem Reiz nicht widerstehen können, einen Tiger am Schwanz zu ziehen. Leute, denen mehr an kühler Eleganz liegt als an der Gefahr, ziehen natürlich einfach den Handschuh darüber. Wie dem auch sei, jedenfalls wurde vor knapp zwei Wochen der einzige Mann in der Stadt, der einen Stygiumvorrat besitzt und weiß, wie man es bearbeitet, spät nachts ermordet. Der Mörder hat anschließend eine Pfefferminzbombe gezündet. Was glaubst du, wer es getan hat?«
Ich werde nicht aufblicken, dachte Feucht. Das ist nur ein Spiel. Er will, dass ich ins Schwitzen komme. »Was wurde mitgenommen?«, fragte er.
»Die Wache weiß es nicht, weil, nun ja, das, was mitgenommen wurde, eben nicht mehr da ist.«
»Also gut, was wurde zurückgelassen?«, sagte Feucht und dachte: Auch er blickt nicht zum Himmel auf ...
»Einige Edelsteine und ein paar Unzen Stygium im Tresor«, sagte Vetinari. »Du hast gar nicht gefragt, wie der Mann ermordet wurde.«
»Wie wurde ...?«
»Mit einer Armbrust in den Kopf geschossen. Im Sitzen. Ist das aufregend, Herr Lipwig?«
»Also ein Killer«, sagte Feucht verzweifelt. »Es wurde geplant. Er hat irgendwelche Schulden nicht bezahlt. Vielleicht war er ein Hehler und hat versucht zu betrügen. Wir haben nicht genug Informationen!«
»Die hat man nie«, sagte Vetinari. »Mein Scheitelkäppchen kommt mit kaum merklichen Veränderungen aus der Reinigung zurück, und ein junger Mann, der dort arbeitet, stirbt bei einer Schlägerei. Ein ehemaliger Gärtner des Palasts kommt mitten in der Nacht hierher, um Drumknotts ziemlich abgetragene alte Stiefel zu kaufen. Warum? Vielleicht werden wir es niemals erfahren. Warum wurde vergangenen Monat ein Porträt von mir aus der Königlichen Kunstgalerie gestohlen? Wer hätte einen Nutzen davon?«
»Äh, warum wurde das Stygium im Tresor zurückgelassen?«
»Gute Frage. Der Schlüssel befand sich in der Hosentasche des Toten. Welches Motiv steckt also dahinter?«
»Nicht genug Informationen! Rache? Sollte er zum Schweigen gebracht werden? Vielleicht hat er etwas hergestellt, was er nicht hersteilen sollte. Kann man aus diesem Zeug einen Dolch machen?«
»Aha, ich glaube, jetzt wirst du warm, Herr Lipwig. Es geht nicht um eine Waffe, weil Stygium in einer Menge, die die eines Rings übersteigt, zur spontanen Explosion neigt. Aber er war ein durchaus raffgieriger Mann, das ist wahr.«
»Haben sie sich wegen irgendwas gestritten?«, fragte Feucht. Ja, mir wird langsam warm, danke schön! Und wozu die Zange? Um den Ring aufzuheben, nachdem er mir aus der Hand gefallen ist?
Das Licht wurde stärker. Er konnte schwache Schatten an der Wand erkennen, spürte, wie ihm der Schweiß über den Rücken lief...
»Eine interessante Überlegung. Gib mir bitte den Ring zurück«, sagte Vetinari und hielt ihm das Kästchen
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