Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Nachtstunde streiten? Vor allem, wenn es schon so früh am Morgen war. »Also heißt er jetzt Exorbit Klemme. Sorg dafür, dass er den Namen Janken völlig vergisst«, fügte Feucht hinzu, mit - wie er später erkannte - eindeutigem Mangel an Voraussicht, was die gegebenen Umstände betraf.
     
    Feucht schlich sich wieder hinauf bis zu seinem Bett, ohne ein einziges Mal in Deckung gehen zu müssen. Kein Wachmann ist in den frühen Morgenstunden in Bestform. Außerdem war das Gebäude sicher verschlossen, nicht wahr? Niemand würde hineinkommen.
     
    Unten im kryptischen Gewölbe starrte der ehemals als Eulrich bekannte Künstler auf Feuchts Skizzen und spürte, wie sein Gehirn zu brodeln begann. Es stimmte, dass er im strengen Sinne kein Wahnsinniger war. Er war sogar in gewisser Hinsicht sehr gut bei Verstand. Eine Welt, die viel zu hektisch, kompliziert und unverständlich war, um sich damit auseinandersetzen zu können, hatte er auf eine kleine Blase reduziert, die gerade groß genug für ihn und seine Palette war. Da drinnen war es nett und still. All der Lärm war weit weg, und sie konnten ihn nicht ausspionieren.
     
    »Herr Igor?«, sagte er.
     
    Igor blickte von einer Kiste auf, in der er gekramt hatte. In den Händen hielt er etwas, das wie ein Metallsieb aussah. »Wie kann ich dir pfu Dienften fein, Herr?«
     
    »Kannst du mir ein paar alte Bücher besorgen, mit Bildern von Göttern und Schiffen und vielleicht mit Stadtansichten?«
     
    »Aber ficher, Herr. Im Hohen Flag gibt ef einen antiquarifen Buchhändler.« Igor legte das Metallgerät beiseite, zog einen ramponierten Lederbeutel unter dem Tisch hervor und legte nach kurzer Überlegung einen Hammer hinein.
     
    Selbst in der Welt des neugeborenen Herrn Klemme war es immer noch so spät in der Nacht, dass es viel zu früh am Morgen war. »Äh, ich bin mir sicher, dass es Zeit hat, bis es hell geworden ist«, sagte er.
     
    »Ach, ich gehe immer nachtf einkaufen, Herr«, sagte Igor. »Wenn ich ef auf Fnäppchen abgefehen habe.«
     
    Feucht wachte viel zu früh auf, als Herr Quengler auf seinem Brustkorb stand und sehr laut mit seinem Gummiknochen quietschte. Daraufhin wurde Feucht ausgiebig besabbert.
     
    Hinter Herrn Quengler stand Gladys. Und hinter ihr zwei Männer in schwarzen Anzügen.
     
    »Seine Lordschaft ist einverstanden, dich zu sprechen, Herr Lipwig«, sagte einer der beiden in recht fröhlichem Tonfall.
     
    Feucht versuchte sich den Sabber vom Revers zu wischen, erreichte damit aber nur, dass der Anzug nun glänzte.
     
    »Will ich mit ihm sprechen?«
     
    Einer der Männer lächelte.
     
    »Oh jaaa !«
     
    »Eine Hinrichtung macht mich immer hungrig«, sagte Lord Vetinari, während er sorgsam ein hart gekochtes Ei bearbeitete. »Geht es dir nicht genauso?«
     
    »Ähm ... ich bin bisher nur einmal gehängt worden«, sagte Feucht. »Und da hatte ich keinen besonderen Appetit.«
     
    »Ich glaube, es liegt an der kühlen frühmorgendlichen Luft«, sagte Vetinari, der seine Erwiderung offenbar gar nicht gehört hatte. »Sie regt eindeutig den Appetit an.«
     
    Zum ersten Mal sah er Feucht an und setzte eine besorgte Miene auf. »Ach du liebe Güte, du isst ja gar nicht, Herr Lipwig! Du musst aber etwas essen! Du siehst angeschlagen aus. Ich hoffe doch, dass dir deine Arbeit nicht über den Kopf wächst!«
     
    Irgendwo auf dem Weg zum Palast muss ich in eine andere Welt eingetreten sein, dachte Feucht. Etwas in dieser Art musste passiert sein. Es war die einzige Erklärung.
     
    »Äh, wer wurde überhaupt gehängt?«, fragte er.
     
    »Eulrich Janken, der Fälscher«, sagte Vetinari und widmete sich wieder der chirurgischen Trennung von Eiweiß und -gelb. »Drumknott, vielleicht möchte Herr Lipwig etwas Obst. Oder diesen den Magen zerschlitzenden Brei aus Getreide und Nüssen, den du so gerne zu dir nimmst.«
     
    »In der Tat, Herr«, sagte der Sekretär.
     
    Vetinari beugte sich vor, als wollte er Feucht auffordern, sich einer Verschwörung anzuschließen: »Ich glaube, der Koch bereitet Bücklinge für die Wachen zu. Sehr kräftigend. Du siehst wirklich blass aus. Findest du nicht, dass er blass aussieht, Drumknott?«
     
    »Nicht nur blass, sondern fast schon bleich, Herr.«
     
    Es war, als würde einem langsam Säure ins Ohr geträufelt. Feucht dachte hektisch nach, aber das Beste, was ihm einfiel, war: »War es eine gut besuchte Hinrichtung?«
     
    »Nicht sehr«, sagte Vetinari. »Ich glaube, sie wurde nicht gut genug

Weitere Kostenlose Bücher