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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aber Beuges Gesicht verdunkelte sich plötzlich wie durch eine Gewitterwolke.
     
    »Tatsächlich, Herr Lipwig? Wer hat dir erzählt, dass der Zirkus dem Zirkusdirektor gehört? Du befindest dich im Irrtum, Herr! Warum schließt du die anderen Anteilseigner von allen Entscheidungen aus?«
     
    »Weil sie nicht wissen, worum es bei einer Bank geht. Komm mit mir zur Münze, ja?« Er durchquerte den Hauptsaal, wobei er den Schlangen ausweichen oder sich hindurchwinden musste.
     
    »Aber du weißt, worum es bei einer Bank geht, Herr?«, sagte Beuge, während er ihm mit seinen ruckhaften Flamingoschritten folgte.
     
    »Ich lerne es gerade. Warum steht vor jedem Angestellten eine Schlange?«, wollte er wissen. »Das bedeutet, dass die ganze Schlange warten muss, wenn ein Kunde sehr viel Zeit beansprucht. Die Leute werden seitwärts von einer Schlange in die andere wechseln, und als Nächstes haben wir hier jemanden mit einer bösen Kopfwunde. Lass sie eine große Schlange bilden und sag den Leuten, dass sie zum nächsten freien Schalter gehen sollen. Die Leute haben kein Problem mit einer langen Schlange, solange sie sehen, dass sie in Bewegung bleibt - Entschuldigung, Herr!«
     
    Das sagte er zu einem Kunden, den er versehentlich angerempelt hatte. Der Mann fand das Gleichgewicht wieder, sah Feucht grinsend an und sagte mit einer Stimme aus der Vergangenheit, die eigentlich hätte begraben bleiben sollen: »Na so was! Wenn das nicht mein alter Freund Albert ist! Du hast dich richtig gut durchgemogelt, was?« Der Fremde spuckte die Worte durch schlecht sitzende Zähne aus. »Du in deinem glitschernden Antschug!«
     
    Feuchts ganzes Leben zog vor seinem inneren Auge vorbei. Dazu musste er sich nicht einmal der Mühe des Sterbens unterziehen, obwohl er sich fühlte, als würde er es tun.
     
    Es war Krippling! Es konnte nur Krippling sein!
     
    Feuchts Erinnerungen versetzten ihm einen Schlag nach dem anderen. Die Zähne! Diese verdammten falschen Zähne! Sie waren der ganze Stolz dieses Mannes. Er hatte sie aus dem Mund eines Greises gerissen, den er ausgeraubt hatte, während der arme Teufel am Boden lag und vor Angst starb! Er hatte gescherzt, dass sie ihren eigenen Willen hatten! Und sie schlotterten und schlürften und sprangen heraus und passten so schlecht, dass sie sich einmal in seinem Mund umgedreht und ihm in den Schlund gebissen hatten! Er nahm sie immer wieder heraus und redete mit ihnen! Und, aaargh, die fleckigen Zähne waren furchtbar alt und aus Walrosselfenbein geschnitzt worden, und die Feder war so stark, dass sie manchmal seinen Kopf zurückdrückte und man ihm in die Nase schauen konnte!!
     
    Alles kam ihm wieder hoch wie eine schlechte Auster.
     
    Er war einfach nur Krippling. Niemand kannte seinen Vornamen. Feucht hatte sich einmal mit ihm zusammengetan, vor vielleicht zehn Jahren, und einen Winter lang hatten sie in Überwald die alte Schwindelnummer mit dem Erbe durchgezogen. Er war viel älter als Feucht und hatte immer noch das ernsthafte persönliche Problem, das bewirkte, dass er ständig nach Bananen roch.
     
    Und er war ein übler Zeitgenosse. Profis hatten ihren Stolz. Es musste bestimmte Leute geben, die man nicht ausraubte, bestimmte Dinge, die man nicht stahl. Und man brauchte Stil. Wenn man keinen Stil hatte, schaffte man es nie.
     
    Krippling hatte keinen Stil. Er war nur dann gewalttätig, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gab, aber der Mann hatte eine allgemeine, verdorbene, schmeichlerische Bösartigkeit an sich, die auf Feucht einen tiefen Eindruck gemacht hatte.
     
    »Gibt es ein Problem, Herr Lipwig?«, sagte Beuge und sah Krippling böse an.
     
    »Was? Oh ... nein ...«, sagte Feucht. Es ist eine Feuerprobe, dachte er. Das verdammte Bild in der Zeitung. Aber er kann nichts beweisen, er kann mir gar nichs nachweisen.
     
    »Du befindest dich im Irrtum, Herr«, sagte Feucht und blickte sich um. Die Schlangen bewegten sich, und niemand achtete auf sie.
     
    Krippling legte den Kopf schief und sah Feucht mit amüsiertem Blick an. »Irrtum, Herr? Könnte sein. Ich könnte mich irren. Das Leben auf der Straße, jeden Tag neue Kumpels kennen lernen, du weißt schon - na gut, du weißt es nicht, weil du ja gar nicht Albert Schpangler bist. Aber es ist schon komisch, weil du sein Lächeln hast, Herr. Ist schwierig, ein Lächeln zu ändern, und das Lächeln trägt man schotschuschagen vor dem Gesicht mit sich herum, als würde man von hinten durchgucken schlürf. Genauso

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