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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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beworben. Außerdem hatte sein Verbrechen nichts mit eimerweise Blut zu tun. Das ist es, was die Menge zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Aber Eulrich Janken war da, oh ja. Er hat keine einzige Kehle durchschnitten, aber trotzdem hat er die Stadt ausbluten lassen, Tropfen für Tropfen.«
     
    Vetinari hatte sämtliches Eiweiß entfernt und aufgegessen und das Eigelb unberührt schimmernd übrig gelassen.
     
    Was hätte ich getan, wenn ich Vetinari wäre und festgestellt hätte, dass mein Gefängnis zur Lachnummer geworden ist? Es gibt nichts Besseres als Gelächter, um Autorität zu zerstören, dachte Feucht. Aber viel wichtiger war, was er getan hätte, wenn er er gewesen wäre, was er natürlich nicht war ...
     
    Klar, man hängte einfach jemand anderen. Man suchte sich irgendeinen Schurken von ungefähr gleicher Größe aus, der im Bau auf den Hanfseiltango wartete, und schloss mit ihm einen Handel ab. Nun gut, er würde in jedem Fall baumeln, allerdings unter dem Namen Eulrich Janken. Dann gab man die Nachricht aus, dass der Ersatzmann begnadigt worden, aber leider durch einen Unfall oder so ums Leben gekommen war, und seine liebe alte Mama oder seine Frau und Kinder bekamen einen anonymen Beutel voller Knete und mussten nicht die ganze Schande ertragen.
     
    Und dann würde die Menge ihre Hinrichtung bekommen. Bellister würde mit etwas Glück eine neue Anstellung finden, vielleicht als Spucknapfwäscher, und der Gerechtigkeit - oder etwas in der Art - wäre Genüge getan. Die Botschaft würde ankommen, dass Verbrechen gegen die Stadt nur von jenen in Erwägung gezogen werden sollten, die einen Hals aus Gußeisen hatten, und selbst dann nur vielleicht.
     
    Feucht wurde sich bewusst, dass er sich den Hals rieb. Manchmal wachte er nachts auf, sogar jetzt noch, unmittelbar nachdem sich unter seinen Füßen die Leere geöffnet hatte ...
     
    Vetinari sah ihn an. Sein Gesichtsausdruck war zwar nicht gerade ein Lächeln, aber Feucht hatte das kribbelnde Gefühl im Nacken, dass, wenn er versuchte, wie Vetinari zu denken, Seine Lordschaft diesen Gedanken folgte und wie eine große schwarze Spinne auf einem Bananenbüschel überall herumhuschte, wo er eigentlich nichts zu suchen hatte.
     
    Dann traf ihn die Gewissheit wie ein Schlag. Eulrich wäre ohnehin nicht gestorben. Nicht mit einer solchen Begabung. Er wäre durch die Klappe in ein neues Leben gefallen, genauso wie Feucht. Er wäre aufgewacht und hätte das Engelangebot erhalten, was für Eulrich ein nettes, helles Zimmer gewesen wäre, dazu drei Mahlzeiten am Tag, die prompte Leerung seines Nachttopfs und so viel Farbe, wie er brauchte. Aus Eulrichs Perspektive wäre es der Himmel gewesen. Und Vetinari... hätte den besten Fälscher der Welt bekommen, der nun für die Stadt arbeitete.
     
    Oh, verdammt! Ich bin ihm in die Quere gekommen. Ich bin Vetinari in die Quere gekommen!
     
    Die orange-goldene Kugel des verschmähten Eigelbs schimmerte auf Vetinaris Teller.
     
    »Machen deine wunderbaren Pläne für das Papiergeld Fortschritte?«, sagte Seine Lordschaft. »Ich höre sehr viel darüber.«
     
    »Was? Oh, ja. Äh, ich hätte gerne deinen Kopf auf dem Ein-Dollar-Schein, bitte.«
     
    »Aber natürlich. Ein guter Platz für einen Kopf, wenn man all die anderen Stellen bedenkt, wo man einen Kopf ablegen könnte.«
     
    Zum Beispiel auf einem Spieß, ja. Er braucht mich, dachte Feucht, als er die Drohung, die eigentlich gar keine war, verstanden hatte. Aber wie sehr?
     
    »Hör mal, ich ...«
     
    »Möglicherweise kann dein fruchtbarer Geist mir helfen, ein kleines Rätsel zu lösen, Herr Lipwig.« Vetinari tupfte sich die Lippen ab und schob seinen Stuhl zurück. »Folge mir, bitte. Drumknott, hol den Ring, bitte. Und natürlich die Zange, für alle Fälle.«
     
    Er trat hinaus auf den Balkon, gefolgt von Feucht, und lehnte sich mit dem Rücken zur dunstigen Stadt gegen die Brüstung.
     
    »Es ist immer noch sehr bewölkt, aber ich glaube, die Sonne wird jeden Augenblick durchbrechen, meinst du nicht auch?«, sagte er.
     
    Feucht blickte zum Himmel auf. Irgendwo in den Dunstschwaden war ein blassgelber Fleck zu erkennen. Was hatte der Mann vor?
     
    »Ja, bestimmt schon sehr bald«, sagte er vorsichtig.
     
    Der Sekretär reichte Vetinari ein kleines Kästchen.
     
    »Das ist der Kasten für deinen Siegelring«, sagte Feucht.
     
    »Sehr gut, Herr Lipwig. Wie immer von guter Beobachtungsgabe! Nimm ihn.«
     
    Vorsichtig nahm Feucht den Ring mit zwei

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