Schöne Scheine
»Was? Oh. Ja, alles klar«, sagte er.
»Du solltest solche Personen nicht ermutigen, sich hier aufzuhalten, weißt du.«
Feucht schüttelte sich. »Da hast du allerdings Recht, Herr Beuge. Gehen wir jetzt zur Münze, ja?«
»Ja, Herr. Aber ich warne dich, Herr Lipwig, diese Männer werden sich nicht durch nette Worte gewinnen lassen!«
»Inspektoren ...«, sagte Herr Schattig zehn Minuten später und bewegte das Wort wie ein Bonbon im Mund herum.
»Ich brauche Leute, die Respekt vor den großen Traditionen der Münze haben«, sagte Feucht und fügte nicht hinzu: der Tradition, die Münzen sehr, sehr langsam zu machen und sich Arbeit mit nach Hause zu nehmen.
»Inspektoren«, sagte Herr Schattig wieder. Hinter ihm hielten die Männer aus den Verschlägen ihre Mützen in den Händen und beobachteten Feucht mit starrem Blick. Nur wenn Herr Schattig sprach, starrten sie auf das Genick dieses Mannes.
Sie alle befanden sich in Herrn Schattigs offiziellem Verschlag, der wie ein Schwalbennest hoch oben an der Wand errichtet worden war. Immer, wenn sich jemand bewegte, knirschte es.
»Und natürlich werden einige von euch weiterhin gebraucht, um die Heimarbeit zu überwachen«, fuhr Feucht fort, »aber im Wesentlichen wird eure Aufgabe darin bestehen, dafür zu sorgen, dass Herrn Rolles Männer rechtzeitig eintreffen, sich anständig benehmen und die Sicherheitsvorschriften beachten.«
»Sicherheitsvorschriften«, sagte Herr Schattig, als wollte er den Geschmack des Wortes prüfen. Feucht sah ein böses Licht in den Augen der Männer aufflackern. Es bedeutete: Diese Mistkerle werden unsere Münze übernehmen, aber sie müssen an uns vorbeikommen, wenn sie nach draußen wollen. Ho ho!
»Und natürlich könnt ihr die Verschläge behalten«, sagte Feucht. »Ich habe Pläne für Gedenkmünzen und andere Stücke, sodass eure Fähigkeiten keineswegs überflüssig geworden sind. Ist das ein faires Angebot?«
Herr Schattig schaute sich zu seinen Kollegen um und blickte dann wieder zu Feucht. »Darüber würden wir gerne reden«, sagte er.
Feucht nickte ihm und dann Beuge zu und führte sie über die knarrende und wankende Treppe zum Boden der Münze hinunter, wo bereits die Bauteile der neuen Druckerpresse gestapelt wurden. Beuge erschauerte leicht, als er das sah.
»Das werden sie nicht akzeptieren, weißt du«, sagte er mit einem unverhohlenen Unterton der Hoffnung. »Sie haben ihre Arbeit seit Jahrhunderten auf die gleiche Art und Weise gemacht! Und sie sind Handwerker!«
»Das waren auch die Leute, die ihre Messer aus Feuerstein hergestellt haben«, sagte Feucht. In Wirklichkeit war er über sich selbst erstaunt. Es musste an der Begegnung mit Krippling liegen. Die hatte sein Gehirn auf Hochtouren gebracht. »Weißt du, ich habe es nicht gern, wenn Fähigkeiten ungenutzt verkommen«, sagte er, »aber ich werde ihnen bessere Gehälter zahlen, ich biete ihnen anständige Arbeit, und sie dürfen weiter die Verschläge nutzen. Ein solches Angebot bekommen sie nur einmal in hundert Jahren ...«
Jemand kam die schwankende Treppe herunter. Feucht erkannte den Mann als Jung-Alf, der es erstaunlicherweise geschafft hatte, in der Münze angestellt zu werden, als er noch zu jung gewesen war, um sich zu rasieren, aber eindeutig schon alt genug, um Pickel zu haben.
»Äh, die Männer fragen, ob sie Dienstabzeichen kriegen«, sagte der Junge.
»Eigentlich hatte ich an Uniformen gedacht«, sagte Feucht. »Silberner Brustharnisch mit dem Wappen der Stadt und leichtes silbernes Kettenhemd, um Eindruck zu machen, wenn wir Besucher haben.«
Der Junge zog einen Zettel aus der Tasche und schaute darauf. »Was ist mit Klemmbrettern?«, fragte er.
»Gewiss«, sagte Feucht. »Und Trillerpfeifen.«
»Und, äh, das mit den Verschlägen ist definitiv?«
»Ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht«, sagte Feucht.
»Du bist ein Mann, der viele Worte spricht, Herr Lipwig«, sagte Beuge, als der Junge über die wacklige Treppe zurückhastete, »aber ich fürchte, dass sie uns in den Ruin treiben werden. Die Bank braucht Stabilität, Zuverlässigkeit... alles, was das Gold repräsentiert!«
Feucht fuhr herum. Es war kein guter Tag gewesen. Es war auch keine gute Nacht gewesen, wenn er es recht bedachte. »Herr Beuge, wenn dir nicht gefällt, was ich tue, darfst du gerne gehen. Du bekommst gute Zeugnisse und das gesamte Gehalt, das dir noch
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