Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
zusteht!«
     
    Beuge sah aus, als habe man ihm eine Ohrfeige verpasst. »Gehen? Ich soll die Bank verlassen? Wie könnte ich so etwas tun? Wie kannst du es wagen?«
     
    Über ihnen wurde eine Tür zugeschlagen. Sie blickten auf. Die Männer aus den Verschlägen kamen in feierlicher Prozession die Treppe hinuntergestiegen.
     
    »Jetzt werden wir ja sehen«, zischte Beuge. »Das sind Männer von zuverlässigem Wert. Sie lassen sich niemals auf deine verrückten Angebote ein, Herr ... Zirkusdirektor!«
     
    Die Männer hatten das Ende der Treppe erreicht. Schweigend blickten alle zu Herrn Schattig, der wiederum zu Feucht blickte.
     
    »Die Verschläge bleiben, ja?«
     
    »Ihr gebt nach?«, sagte Herr Beuge entgeistert. »Nach Hunderten von Jahren?«
     
    »Al-so«, sagte Herr Schattig gedehnt, »die Jungs und ich haben uns ein bisschen unterhalten, und, nun ja, in Zeiten wie diesen muss man an seinen Verschlag denken. Und mit den Heimarbeitern bleibt alles, wie es ist, richtig?«
     
    »Herr Schattig, für den Elim würde ich auf die Barrikaden steigen«, sagte Feucht.
     
    »Und wir haben letzte Nacht mit den Leuten vom Postamt gesprochen, und sie sagen, wir können auf Herrn Lipwigs Wort vertrauen, weil er so geradeheraus wie ein Korkenzieher ist.«
     
    »Ein Korkenzieher?«, sagte Beuge schockiert.
     
    »Ja, darüber haben wir uns auch gewundert«, sagte Schattig. »Sie sagen, dass er sich manchmal ziemlich windet, aber das ist in Ordnung, weil er auf jeden Fall den Korken rauskriegt!«
     
    Jeglicher Ausdruck wich aus Herrn Beuges Gesicht. »Oh«, sagte er. »Das ist offensichtlich ein Scherz, der das Urteilsvermögen trübt, und ich verstehe ihn nicht. Wenn ihr mich bitte entschuldigen würdet, ich habe noch sehr viel Arbeit zu erledigen.«
     
    Herr Beuge hob und senkte die Füße, als würde er auf einer sich verschiebenden Treppe gehen, und entfernte sich in ruckhafter Eile.
     
    »Nun gut, meine Herren, vielen Dank für eure Hilfsbereitschaft«, sagte Feucht, während er die sich entfernende Gestalt beobachtete. »Was mich betrifft, werde ich noch heute Nachmittag die Uniformen bestellen.«
     
    »Du bist ein Mann der schnellen Taten, Meister«, sagte Herr Schattig.
     
    »Wenn man stillsteht, wird man nur von seinen Sünden eingeholt!«, sagte Feucht. Die Männer lachten darüber, aber vor seinen Augen erhob sich das Gesicht von Krippling, und nur halb bewusst steckte er eine Hand in die Tasche und tastete nach dem Totschläger. Er würde noch lernen müssen, wie man ihn benutzte, weil eine Waffe, mit der man sich nicht auskannte, eine Waffe des Feindes war.
     
    Warum hatte er ihn überhaupt gekauft? Weil das Ding genauso etwas wie die Dietriche war: ein Zeichen, mit dem er sich selbst beweisen wollte, dass er noch nicht aufgegeben hatte, nicht ganz, dass ein Teil von ihm immer noch frei war. Es war wie mit den vorgefertigten anderen Identitäten, den Fluchtplänen, den Depots mit Geld und Kleidung. Sie sagten ihm, dass er das alles hier jederzeit verlassen konnte, um in der Menge unterzutauchen und sich vom Papierkram und den Dienstplänen und der ewigen Sehnsucht zu verabschieden.
     
    Sie sagten ihm, dass er es zu jedem beliebigen Zeitpunkt aufgeben konnte. Zu jeder Stunde, jeder Minute, jeder Sekunde. Und weil er es konnte, tat er es nicht... jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. Dafür musste es einen Grund geben.
     
    »Herr Lipwig! Herr Lipwig!« Ein junger Angestellter drängte sich durch die Menge in der Münze und blieb nach Luft schnappend vor Feucht stehen.
     
    »Herr Lipwig, im Saal befindet sich eine Dame, die dich sprechen möchte, und wir haben ihr schon dreimal gedankt, dass sie nicht raucht, aber sie tut es trotzdem!«
     
    Das Bild des vermaledeiten Krippling verflüchtigte sich und wurde durch ein viel hübscheres ersetzt.
     
    Ach ja. Das war der Grund.
     
    Fräulein Adora Belle Liebherz, von Feucht auch Spike genannt, stand mitten in der Schalterhalle. Er musste nur den Rauchzeichen folgen.
     
    »Hallo, du«, sagte sie, und das war auch schon die ganze Begrüßung. »Könntest du mich von all dem hier befreien?« Sie gestikulierte mit der nichtrauchenden Hand. Das Personal hatte die hohen Messingaschenbecher mit dem weißen Sand um sie herum aufgestellt.
     
    Feucht schob ein paar zur Seite und ließ sie heraus.
     
    »Wie war ...?«, begann er, wurde jedoch sofort unterbrochen.
     
    »Wir können unterwegs reden.«
     
    »Wohin gehen wir?«, fragte Feucht

Weitere Kostenlose Bücher