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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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mal zu Bett gehen, Mutter. Gute Nacht.« Er beugte sich zu ihr und küßte sie auf die Stirn.
    Sie legte ihm den Arm um den Nacken und hielt ihn fest. »Es hätte nichts draus werden können, Lieber.«
    »Gute Nacht«, sagte er noch einmal.
    Sie sagte: »Ich weiß noch sehr gut, wie weh die erste Liebe tut, mein Junge. Das vergißt man nicht.« Sie lächelte ihm zu, aber er verzog keine Miene. »Wenn du darüber sprechen möchtest... Manchmal hilft es, im Ernst.«
    »Danke, Mum.« Und nun brachte er doch ein Lächeln zustande. »Gute Nacht.«
    Sie ließ ihn gehen, es hatte keinen Zweck. Wie traurig! Sie und Gaylord hatten sonst immer miteinander sprechen können. Und nun? Das deutsche Mädchen war doch nicht zwischen sie getreten? Nein, es war nicht das deutsche Mädchen. Es lag daran, daß er kein Kind mehr war. Er war jetzt ein junger Mann. Er mußte seine Kämpfe allein ausfechten. Er hatte die Liebe kennengelernt.
    An der Tür drehte er sich noch einmal um. Sie lächelte ihm zu. »Gute Nacht, mein Liebes«, sagte sie, ehe er hinausging.
    Jetzt hätte sie gern geweint. Ihre geordnete kleine Welt - sie hatte so an ihr gehangen. Manchmal, ganz selten, hatte sie mit einem Anflug von Stolz gedacht, daß nicht jede Frau es fertiggebracht hätte, so reibungslos ein Haus zu führen, in dem ihr eigenwilliger alter Schwiegervater lebte, ihr Ehemann, den sie mit zahllosen erdichteten Gestalten teilen mußte, ein Heranwachsender Sohn und eine koboldartige Toch-ter, und dabei stets elegant und gepflegt auszusehen - und von allen im Haus geliebt zu werden.
    Und jetzt hatte ein junges, liebes und nettes Mädchen eine knappe Woche in ihrem geordneten Haus gewohnt, und schon war alles in Unordnung geraten. Gaylord war verzweifelt, und sie konnte nicht mehr mit ihm reden. Sie saß hier und wartete auf Jocelyn -und ein peinliches Gespräch, das sie mit ihm führen mußte, vorausgesetzt natürlich, daß er nicht gänzlich den Verstand verloren hatte. Beide, sie und Jocelyn, hatten es buchstäblich fertiggebracht, ihren alten Freund Charles Bunting zu verletzen, was unverzeihlich war, wie sehr er es auch herausgefordert hatte. Und obendrein war sie von einer Deutschen elegant abgefertigt worden.
    Sie mußte immer wieder an Charles denken, an den harten, festen Griff seiner Hände, als er sie an den Schultern gepackt hatte, den kratzigen Schnurrbart... an die Mischung aus Verachtung und Verehrung, mit der er sie behandelte. Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie ihn allmählich wie eine der wölfischen Schurken in alten Liebesromanzen sah, und darüber mußte sie nun doch lachen. Ausgerechnet Charles mit seinem Rolls-Royce und seinen maßgeschneiderten Tweeds!
    Das Lachen wollte jedoch nicht so recht gelingen. Der hungrige Kuß hatte sie aufgewühlt. Warum? Sie liebte ihren sonst so sanften und so freundlichen Mann von ganzem Herzen. Warum also war sie dann so verstört? Warum war ihr plötzlich alles fraglich geworden - ihre festgefügte kleine Welt, die Gelassenheit ihrer Ehe, die Art, wie sie lebten?
    Sie trank ihren Kakao aus. »Ich benehme mich wie eine Gans«, sagte sie sich energisch und stand auf.
     

12
     
    Es war Jahre her, seit Jocelyn zuletzt auf einem Fahrrad gesessen hatte. Er hatte gehofft, die Fahrt werde ihn erfrischen. Dem war nicht so. Nach irgendeinem sonderbaren Naturgesetz hat der Radler auch bei noch so ruhigem Wetter stets den Wind gegen sich. Und der Gedanke an May und das, was ihm mit ihr bevorstand, war auch nicht gerade ermunternd. Er hatte sie selten so empört gesehen wie in dem Augenblick, als er Charles den Schlag auf die Nase versetzt hatte.
    Als er ihr jetzt gegenüberstand, hatte sie deutlich die Trümpfe in der Hand. Er war verschwitzt und außer Atem und mußte blinzeln im hellen Licht. »Hallo, Liebling! « sagte er und kam sich dabei recht klein und armselig vor.
    Sie betrachtete ihn kühl. »Oh, gut«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.
    »Was meinst du damit?« >Gut< war sicher besser als >schlimm<, aber sehr tröstlich klang es trotzdem nicht.
    »Keine Beulen. Ich dachte, ihr hättet euch vielleicht wieder in die Haare gekriegt.«
    »O nein«, sagte er leichthin. »Es verlief alles sehr freundschaftlich - wir haben ein Gläschen zusammen getrunken, und dann bin ich nach Hause gefahren.«
    »Na fabelhaft! Ein anderer Mann belästigt deine Frau, und kaum ist eine Woche vergangen, da sitzt ihr zusammen und trinkt, als ob nie etwas gewesen wäre.«
    Sie hatte schon wieder Oberwasser. Wie

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