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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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- ich würde ihn glatt umbringen.«
    »Hast du das gehört, Jocelyn? Was habe ich dir gesagt? Komm, gib dein Glas, du trinkst doch noch einen?«
    »Danke, nein, ich muß ja fahren. Das heißt, ich -du, Liz, kann ich mir dein Rad borgen?«
    »Natürlich, Mr. Pentecost, gern. Ich hole es Ihnen.«
    Sie brachte ihm das Rad. »Du wirst dir wohl die Knie am Kinn stoßen«, sagte Charles. »Aber es ist ja nicht weit.«
    Sie winkten ihm und sahen ihm nach. Dann gingen sie wieder ins Haus. »So, nun laß mich mal dein Gesicht ansehen«, sagte Liz. »Na, es geht. Oh, Daddy, warum mußtest du auch alles verderben? Warum?«
    »Ich...? Ich habe überhaupt nichts verdorben. Jocelyn hat einen Augenblick verrückt gespielt, aber wir haben das schnell wieder in Ordnung gebracht. Männer betrachten so etwas ganz anders und viel gelassener als Frauen.«
    »Und Mrs. Pentecost? Ich finde das doch schrecklich peinlich! Und...« Sie wollte fragen: Was wird Gaylord denken? Aber sie sagte es nicht. Über Gaylord wollte sie mit niemandem sprechen. Sie trug seinen
    Namen in ihrem Herzen, und nur nachts murmelte sie ihn in die Kopfkissen.
    »Oh, ich hab eine gute Nachricht für dich! Die Frau vom Erlkönig ist heute abend plötzlich bei den Pentecosts erschienen, um ihre Tochter abzuholen. Morgen fliegen sie zurück nach Deutschland.«
    »Ist das wahr...? « Das war eine wunderbare Nachricht. Wenn Christine fort war, würde Gaylord vielleicht wieder Augen für sie haben. Vorausgesetzt natürlich, daß ihr Vater nicht alles verdorben hatte. Sie hätte ihm gern noch weitere Fragen gestellt, aber ihr Vater saß jetzt in Gedanken versunken in seinem Sessel und blickte ins Leere. Wenn er so aussah, hörte er doch nicht zu. Man konnte dann nur abwarten.
    Und plötzlich sah er sie fast erschrocken an und sagte: »Du mußt mir etwas versprechen, Liz.«
    »Ja, Daddy?«
    »Wenn du einmal einen Sohn hast, dann sorge dafür, daß er kein Puritaner wird. Aber wenn du es nicht verhindern kannst, dann sorge wenigstens dafür, daß er kein Künstler wird. Dann bring ihn lieber bei einer Bank unter.«
     

11
     
    Gaylord hatte zum erstenmal ein Mädchen geküßt. Und seine Welt stand in Flammen.
    Charles hatte May geküßt. Und May hatte ihm eine Ohrfeige gegeben. Es folgte eine kurze Auseinandersetzung, und dann taten beide, als ob nichts geschehen wäre. Sie waren Engländer, und Engländer sind fest davon überzeugt, daß man nur entschieden genug so tun muß, als sei nichts passiert, um eines Tages festzustellen, daß tatsächlich nichts passiert ist und die Welt sich so weiterdreht wie eh und je.
    Etwas aber war geschehen. May war jetzt vierzig, die guten Jahre lagen hinter ihr, und vor ihr lag, wie sie meinte, ein bequemes, aber ereignisloses Leben in der engen, begrenzten Welt ihrer Familie, ihrer Freunde. Nein, sie mußte zugeben, daß doch etwas geschehen war. Ihre erste Reaktion war zwar die Ohrfeige gewesen, aber andere Reaktionen hatten sich nur um Sekundenbruchteile später eingestellt: das Verlangen, die Arme um seinen Hals zu schlingen und ihn auf den Mund zu küssen, der Wunsch, in Tränen auszubrechen, zärtliche Worte zu murmeln, ihn zu trösten, weil er so einsam war, und zu Jocelyn zu laufen und sich weinend in seine Arme zu werfen. Doch die Ohrfeige hatte gesiegt und damit die Weichen gestellt: ein kurzer Wortwechsel, höfliches Betragen und schließlich ein paar ruhige, verständnisvolle Worte mit Jocelyn. Nur: Sie hatte nicht mit Jocelyn
    gesprochen. Zu ihrer eigenen Verwunderung hatte sie es immer wieder aufgeschoben - bis ihr plötzlich klar wurde, daß sie es zu lange aufgeschoben hatte, daß ihr die Dinge aus der Hand geglitten waren.
    Auch die Gefühle dieses Nachmittags hatte sie noch nicht richtig ordnen können - ihr fehlte die Zeit. Da war die Hitze, die lastende Schwüle, die plötzliche Gegenwart eines anziehenden Mannes, der sie liebte, der Schreck über den herabgestürzten Vogel - all das hatte sie beunruhigt und zutiefst verstört.
    Und nun auch noch Mrs. Haldt! Aber es half nichts, die Formen mußten gewahrt werden. »Trinken Sie eine Tasse Tee, Mrs. Haldt?«
    »Nein, danke, Mrs. Pentecost. Das Taxi wartet draußen - ich habe im Hotel zum Schwan in Ingerby Zimmer für uns genommen. Morgen vormittag fliegen wir nach Deutschland zurück. Christine, pack deine Sachen und bring sie zum Taxi hinaus. Wir wollen gleich aufbrechen.«
    Mit einem bösen Blick auf ihre Mutter verließ Christine das Zimmer.
    Mrs. Haldt saß sehr

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