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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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Anhaltspunkt, dachte Kant. »Vielen Dank«, sagte er. »Sie haben mir sehr geholfen.«
    Â»Das freut mich. Kommen Sie doch zu unserer Premiere«, lud Belinda Stork ihn ein.
    Â»Mal sehen«, blieb Kant unklar. »Können Sie den Premierentermin denn jetzt trotzdem halten?«
    Â»Ich habe eine Zweitbesetzung, die allerdings lange nicht so gut ist wie Jess…, wie Maja«, seufzte Stork. »Und ich muss mir für die Zweitbesetzung jemand Neues suchen. Bei über fünfzig Aufführungen pro Saison kann einer allein eine solche Rolle nicht stemmen. Aber ich hatte schon mal so einen Fall. Da ist mir die Hauptdarstellerin auf der Bühne tot zusammengebrochen. Damit bin ich auch fertig geworden.«
    Kant fuhr zum Präsidium, packte die ausgeliehenen Kunstbücher in eine Plastiktüte und machte sich auf den Weg zu Jessica Müller. Die Unklarheit mit den Namen machte ihm zu schaffen.
    Sie war zu Hause. Die junge Frau fiel aus allen Wolken, als sie erfuhr, dass Maja ihren Namen benutzt hatte.
    Â»Haben Sie irgendeine Idee, warum sie das getan haben könnte?«
    Â»Vielleicht wollte sie nicht, dass ihr richtiger Name auf den Plakaten stand«, rätselte Jessica. »Aber wieso? Eigentlich ist man doch stolz darauf, die Hauptrolle in einem Theaterstück zu spielen. Sie hat mir nie erzählt, dass sie Theater spielt.«
    Â»Ist Ihnen zu der toten Schwester noch etwas eingefallen?«
    Â»Nein, ich habe Ihnen schon alles gesagt. Ich weiß noch nicht mal deren Vornamen.«
    Â»Karin.«
    Â»Dann wissen Sie mehr als ich.«
    Auch Rechtsanwalt Matt Turner wusste nicht, dass seine Ex bei einer Freilichtbühne angeheuert hatte – so versicherte er Kant am Telefon. Und über die Schwester wusste er ebenfalls nichts. Kant sah keinen Grund, ihm nicht zu glauben.
    Kapitel 6
    Als das Telefon am Abend klingelte, hoffte Leon Fabry, es wäre Anna. Stattdessen meldetet sich Luise. Sie teilte ihm mit, dass sie die Fliegen fertig genäht habe.
    Fabry machte sich gleich auf den Weg.
    Es dauerte ziemlich lange, bis Luise die Tür öffnete. Als Fabry sie erblickte, wusste er sofort, dass sie ihrem geliebten Brombeerwein zugesprochen hatte, und zwar nicht zu knapp.
    Â»Lulu«, kicherte sie. »Komm doch rein, mein Prinz!«
    Â»Wenn wir Freunde bleiben sollen, Luise«, sagte er, »dann solltest du mich weder Lulu noch Prinz nennen. Das habe ich dir schon so oft gesagt. Warum tust du mir den Gefallen nicht?«
    Â»Du bist doch nicht wirklich böse mit mir, oder?« Sie schaute ihn aus ihren wässrigen Greisinnenaugen kokett an.
    Wenn du wüsstest, wie abstoßend und lächerlich du bist, dachte Fabry. »Ich will nur mein Zeug abholen«, meinte er reserviert.
    Â»Ist ja gut.«
    Er folgte ihr in die Werkstatt.
    Â»Ich hab es eilig«, insistierte er.
    Â»Ein bisschen Zeit musst du dir schon nehmen«, lallte die alte Frau. »Und ich will mich erst mal hübsch machen für dich.«
    Â»Hübsch? Um Gottes willen!«, wehrte Fabry ab.
    Â»Lulu! Setz dich da hin und warte!«, befahl Luise.
    Fabry seufzte, tat aber dann doch, was sie sagte. Es hatte keinen Sinn, sich mit dieser zänkischen Person anzulegen.
    Die Alte verschwand hinter dem Vorhang und er hörte sie herumkramen. Was veranstaltete sie da bloß?
    Auf dem Tisch lagen Bänder, Stoffe und Litzen. Fabrys Hände griffen in die Stoffe. Er prüfte das Material, hob es hoch und steckte seine Nase hinein.
    Nein, das roch nicht wie früher. Die Stoffhersteller von heute tauchten ihre Ware in chemische Bäder oder verpassten ihnen Appreturen, um darüber hinwegzutäuschen, dass sie nicht mehr die ursprünglichen Materialien verwendeten – die Seide wurde nicht mehr vom Seidenspinner produziert, der in Maulbeerbäumen lebte, die Baumwolle nicht mehr von den Feldern im südlichen Amerika geerntet und die Wolle war nicht gewachsen, um ein südamerikanisches Lama vor dem Kältetod zu schützen. Mit ein wenig Wehmut erinnerte sich Fabry an Maman, die ihn früher die Stoffe fühlen ließ, in die sie ihren kostbaren Körper einhüllte: kühle Seide, feine Wolle, matten Samt, zarten Batist oder raschelnden Taft.
    Â»Ich bin fertig«, sagte Luise Kranach. »Wie findest du mich?«
    Fabry schreckte auf. Die Alte hatte sich vor ihm aufgebaut und drehte sich – in einem zartrosa Empire-Kleid mit künstlich hoch geschnürter

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