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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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betrifft. Verzeihen Sie, dass ich mich mit diesem Brief in Erinnerung bringe, aber ich hatte bei unserem letzten Telefongespräch den Eindruck, dass Sie sich durch meine nur freundlich gemeinte Fürsorge belästigt fühlten. Ich versichere Ihnen, dass mich allein die Sorge um Ihre Gesundheit und nichts anderes zu diesem Anruf gebracht hat. In einer Welt, in der Selbstsucht die Seelen der Menschen immer weiter vergiftet, wollte ich einen Kontrapunkt setzen. Ich bitte Sie, davon auszugehen, dass ich Ihnen freundlich gesonnen bin und Sie in keiner Weise belästigen will. Ich würde mich über ein paar Zeilen oder ein Zeichen von Ihnen freuen.
    Ihr Leon Fabry
    Anna legte den Brief zurück auf den Tisch. Komischer Kauz, dachte sie und runzelte die Stirn. Aber okay. Soll er sein Zeichen bekommen. Auf dem Briefbogen stand Fabrys Telefonnummer. Anna griff zum Handy und wählte. Der Ruf ging einige Male raus und sie wollte schon auflegen, doch dann meldete sich jemand: »Ja?«
    Â»Hier ist Anna Stern. Ich habe gerade Ihren Brief bekommen. Sehr nett, danke.«
    Â»Oh. Ich freue mich sehr, dass Sie anrufen. Wie geht es Ihnen denn? Was macht der Fuß?«, fragte Fabry.
    Â»Ich humpele noch immer«, gestand sie. »Und langsam wird das Essen knapp. Irgendwann wird man mich verhungert in meiner Wohnung finden.«
    Â»Soll ich für Sie einkaufen?«
    Sie begriff, dass ihre Äußerung, die ja nur witzig hatte sein sollen, bei Fabry anders angekommen war. Wie werde ich den Kerl nun wieder los?, dachte sie.
    Â»Bitte, nein. Das war nur ein Scherz. Es tut mir leid, wenn ich etwas unwirsch zu Ihnen gewesen sein sollte. Ich bedanke mich noch einmal und wünsche Ihnen alles Gute. Sie müssen sich nicht verantwortlich für mich fühlen und ich will nicht, dass Sie sich meinetwegen Umstände machen.«
    Â»Ich helfe gern«, bot Fabry an.
    Â»Das wird nicht nötig sein.« Sie bedankte sich jetzt mit entschiedenem Tonfall und legte den Hörer auf.
    Hoffentlich hat er das jetzt kapiert, dachte sie.
    Anna Stern döste auf dem Sofa vor sich hin, die Markise nahm dem Licht die Schärfe und in ihrem Körper breitete sich eine willenlose Gelöstheit aus. Der Fuß tat nicht mehr so weh, Umschläge mit essigsaurer Tonerde hatten die Schwellung zum Abklingen gebracht. Sie war schon im Halbschlaf, als es an der Tür schellte.
    Etwas mürrisch über die Störung schleppte sie sich zur Tür. »Ja, bitte?«, fragte sie durch die Sprechanlage.
    Â»Feinkostservice!«, tönte es ihr entgegen. »Wir haben eine Lieferung für Sie.«
    Â»Ich habe nichts bestellt«, entgegnete sie. »Sie müssen sich irren!«
    Â»Sind Sie nicht Frau Stern? Anna Stern?«, quäkte es.
    Â»Doch.«
    Â»Dann ist die Lieferung für Sie. Es liegt ein Brief dabei. Machen Sie doch bitte die Tür auf.«
    Anna überlegte. In den Zeitungen und im Fernsehen war viel über Trickdiebe zu lesen und zu sehen, die sich auf die unmöglichsten Arten Zutritt zu fremder Leute Wohnungen verschafften.
    Sie drückte schließlich den Türöffner, löste das Sicherheitsschloss aber nicht.
    Ein Mann kam die Treppe hoch, mit beiden Händen einen großen Korb haltend. »Für Sie!«, strahlte er. »Alles nur vom Allerfeinsten. Würden Sie mir den Empfang bitte quittieren?«
    Er stellte den Korb ab und reichte ihr ein Papier durch den Türspalt.
    Verdutzt unterschrieb Anna den Zettel.
    Â»Hier ist der Brief dazu«, sagte der Bote und zog ihn aus dem Korb.
    Anna öffnete den Umschlag.
    Gute Besserung und Guten Appetit wünscht
    Leon Fabry
    O nein!, dachte sie.
    Doch die Sachen im Korb waren teuer und frisch und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Von spanischem Schinken über französischen Käse bis hin zum russischen Kaviar und isländischen Lachs war alles vorhanden, was ein First-Class-Buffet zu haben hatte – angereichert mit tropischen Früchten wie Passiflora, Papaya und Granatapfel. Das knusprig-frische Baguette hätte selbst in Frankreich nicht schöner gebacken werden können. Eine Flasche Champagner und ein roter Rioja machten das Präsent perfekt.
    Anna arrangierte die Köstlichkeiten auf dem Esstisch. Ihr Magen knurrte wie ein wilder Hund. Sie probierte ein Stück von dem Weichkäse, der ihr entgegenfloss, als sie ihn anschnitt. Er zerging auf der Zunge, war sahnig und im Abgang eine Spur bitter.
    Sie

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