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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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eines Meisters in Malerwerkstätten arbeiteten.
    Sucher schloss die Augen und überlegte. Warum deutete das Baby nach unten? Warum lag der Brief zerknüllt auf dem Boden?
    Er wusste von einem anderen zerknüllten Brief auf einem Gemälde aus der Zeit. Jan Vermeer hatte das Motiv verwendet und zudem ein erbrochenes Siegel neben das Papier gemalt. Das Werk hing in der Nationalgalerie in Dublin.
    Vermeer lebte zur selben Zeit in Delft, in der das Ammenbild entstanden sein musste. Hatte der unbekannte Maler bei Vermeer abgeguckt?
    Ein Brief – das musste ein Schlüssel sein, aber der Schlüssel zu was?
    Sucher dachte an seine erste intensive Begegnung mit dem Maler Vermeer, der so geheimnisvoll war und sich jeder endgültigen kunstgeschichtlichen Interpretation entzog. Jan Vermeers Gesicht und sein Leben waren weitgehend unbekannt. Im Gegensatz zu anderen Malern hatte er kein Selbstporträt angefertigt. Manche Vermeer-Forscher behaupteten zwar, der Maler habe sich selbst auf dem Bild Bei der Kupplerin dargestellt, das sich heute in Dresden befand. Auf dem frühen Werk – es stammte von 1656 – steht links ein fröhlicher Zecher mit langem Haar, einem Wams mit geschlitzten Ärmeln, einem weißen Kragen und einem schräg sitzenden Beret. Ein ähnlicher Mann taucht in dem Bild Allegorie der Malerei zehn Jahre später wieder auf: mit dem Rücken zum Zuschauer, wieder mit Kappe auf dem dunkelblonden Haar und dem im Rücken längs geschlitzten Überwams mit dem weißen Hemd darunter. Kühne Thesen von übereifrigen Wissenschaftlern – mehr nicht, so sah Sucher das.
    Das warme Wetter und das Versinken in den Gedanken an Vermeer machten ihn schläfrig. Er nickte ein.
    *
    Bornemann meldete sich bereits am Nachmittag. »Da haben wir es schon wieder«, erklärte er. »Die Tabletten enthalten Barbital!«
    Â»Also handelt es sich um Veronal.«
    Â»Veronal ist der Markenname. Entscheidend ist, der Wirkstoff ist derselbe wie bei Maja Schneider! Woher mag das Zeug stammen? Barbitalhaltige Arzneimittel sind weltweit nicht mehr im Handel.«
    Â»Dann hat es eben jemand selbst zusammengerührt.«
    Â»Das ist nicht so einfach. Barbital kann nur in einem dafür eingerichteten Labor hergestellt werden. Und zwar durch eine Synthese aus Diethylmalonsäurediethylester und Harnstoff. Die Reaktion findet unter Hitze …«
    Â»Verschonen Sie mich mit Dingen, die ich nicht verstehe«, unterbrach Kant. »Maja ist mit einem verbotenen Schlafmittel betäubt worden. Und Karin? Kann Barbital bei einer herzkranken Frau den Tod hervorrufen?«
    Â»Das kann man so pauschal nicht sagen. Über Wechselwirkungen mit Herzmitteln weiß ich nichts. Barbital ist ein Schlafmittel, Punkt.«
    Kant informierte Neumann, Weingarten und Busch über die neue Entwicklung.
    Â»Wenn wir noch mehr Veronal-Opfer hätten, wäre der Typ mein erster Serienkiller«, rief Heidi Busch mit leuchtenden Augen. »Wir sollten uns alle Todesfälle von jungen Frauen der letzten zehn Jahre vornehmen. Die geklärten und ungeklärten. Am besten im Umkreis von zweihundert Kilometern.«
    Â»Eine schöne Aufgabe für dich«, grinste Akif. »So bist du für die nächsten hundert Jahre beschäftigt.«
    Â»Frau Busch hat gar nicht mal so unrecht«, sagte Kant. Ȇberprüft bitte alle Vermisstenfälle, alle ungeklärten Todesursachen und natürlich die Gewalttaten, in denen Medikamente eine Rolle spielen. Junge Frauen von zwanzig bis vierzig. Das dauert keine hundert Jahre.«
    Â»Aber zehn«, maulte Akif.
    Â»Ich mach das schon«, übernahm Heidi Busch Verantwortung. »Müsste alles im Computer zu finden sein. Ich kann damit ja umgehen.« Die Betonung lag auf dem Wort ›ich‹.
    Weingarten und Neumann grinsten.
    Â»So kannst du uns wenigstens nicht in die richtige Polizeiarbeit reinspucken«, frotzelte Akif.
    *
    Anna war glücklich. Rebecca Leist hatte angerufen: Nur noch wenige Tage und sie konnte ein Büro in der Kunsthalle beziehen, um bei der Ausstellungsvorbereitung mitzuwirken. Noch blieb Zeit, sich ins Thema einzulesen. Anna holte die Bücher hervor, die sie nach ihrem abgebrochenen Kunstgeschichtestudium ganz oben ins Bücherregal verbannt hatte. Darunter fand sich auch ein Hochglanzbuch über Jan Vermeer.
    Anna war vor zwei Jahren mit einem kurzfristigen Liebhaber in Amsterdam im Reichsmuseum

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