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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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Gläser waren zu Bruch gegangen. Der Tisch gehörte zu ihrem Bereich. Sie lief in die Küche und holte Schaufel und Handfeger.
    Die jungen Gäste machten keine Anstalten, ihr beim Zusammenfegen der Scherben zu helfen, und eine Entschuldigung hörte sie auch nicht. Anna ging in die Hocke, sah auf und begegnete dem Blick eines mittelalten Mannes, der in dem Moment den Biergarten betrat. Es war ihr unangenehm, sich halb auf dem Boden kriechend mustern zu lassen.
    Hastig wollte sie ihre Arbeit unter dem Tisch beenden, stellte sich dabei aber ungeschickt an, geriet in eine Scherbe und prompt tropfte Blut auf den Boden. Anna wurde wütend.
    Eine Hand reichte ihr ein Papiertaschentuch. Sie gehörte dem neuen Gast.
    Â»Danke«, murmelte sie und drückte das Tuch auf die Wunde. »Ich komme gleich zu Ihnen.«
    Kant nickte freundlich. Er hatte zufällig Anna Sterns Wagen vor der Kneipe parken sehen und plötzlich Durst bekommen. Diese Frau war seine Chance, an Hans Sommerberg heranzukommen.
    Anna Stern stand nun neben seinem Tisch, bedankte sich für die Erste Hilfe und fragte nach seinen Wünschen. Er betrachtete ihre lädierte Hand. Die Wunde war jetzt mit einem Pflaster bedeckt.
    Â»Was darf es sein?«, fragte sie.
    Â»Ein Wasser mit Kohlensäure und ein Glas trockenen Weißwein«, bestellte er.
    Sie notierte, ging zum Tresen und brachte das Bestellte.
    Die Zeit verging. Maja Schneider und ihre Schwester kamen Kant in den Sinn. Morgen würde er sich Belinda Stork noch einmal vornehmen. Vielleicht wusste sie mehr über Karin Schneider, etwas, was ein Licht werfen konnte auf den Mord an ihrer Schwester. Der Kommissar lauschte dem Stimmengewirr der anderen Gäste, ohne die Gespräche zu verfolgen. Anna lief mehrmals an ihm vorbei und bediente die anderen Gäste. Er bestellte ein zweites Wasser und einen Kaffee.
    Als sie die Sachen auf den Tisch stellte, fragte er: »Wann haben Sie heute Feierabend?«
    Â»Wenn der letzte Gast gegangen ist«, entgegnete sie.
    Â»Und wann geht der letzte Gast?«, fragte er.
    Â»Danke noch mal für das Taschentuch«, ignorierte Anna die Frage. »Wenn Sie es eilig haben, kann ich jetzt schon mal abkassieren.«
    Â»Ich habe es nicht eilig. Danke sehr.«
    Kurz vor Mitternacht war Kant selbst der letzte Gast. Er schaute nach Anna, konnte sie aber nirgends entdecken. Er bezahlte die Zeche bei einer ihrer Kolleginnen. Langsam schlenderte er zur nächsten Straßenecke und wartete – das Lokal im Blick.
    Die Kellnerinnen räumten auf, wischten die Holztische ab, ihre männlichen Kollegen rückten die Stühle gerade und ketteten sie mit Fahrradschlössern an die Tischbeine. Der warme Wind hatte aufgefrischt und vertrieb die Schwüle aus den Straßen.
    Schließlich verließ Anna das Lokal in Gesellschaft von zwei Kolleginnen. Er hörte die Frauen plappern und lachen und sich dann verabschieden.
    Anna kramte den Autoschlüssel aus der Handtasche. Sie sah Kant auf sich zukommen.
    Â»Was wollen Sie?«, fragte sie scharf.
    Â»Ich möchte mit Ihnen reden«, antwortete Kant.
    Â»Und deshalb lauern Sie mir auf?«
    Â»Ich lauere Ihnen nicht auf.«
    Â»Und wie nennen Sie das, was Sie tun?«
    Â»Ich versuche, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen«, antwortete Kant.
    Â»Kein guter Tag dafür.«
    Â»Wieso?«
    Â»Der Job hier in der Kneipe. Heute hatte ich meinen ersten Einsatz. Ich fing heute an, aber es ist schon wieder zu Ende. Der Lump bezahlt nichts. Er meinte, es gebe ausreichend Trinkgeld.«
    Â»Oh. Ist das denn erlaubt?«
    Ein Auto fuhr vorbei und das Licht der Scheinwerfer erhellte ihr Gesicht. Sie sah wild aus, ihr Haar kringelte sich im Nacken. Die Lippen waren klar umrandet, schimmerten dunkelrot.
    Â»Wer sind Sie? Was wollen Sie?« Ihre Fragen knallten wie Pistolenschüsse.
    Â»Mein Name ist Kant. Ich habe Sie neulich in Begleitung von Herrn Sommerberg gesehen«, sagte Kant.
    Â»Ja, und?«
    Â»Woher kennen Sie ihn?«
    Â»Was geht Sie das an?«, kam die schroffe Antwort.
    Kant bemühte sich um einen Plauderton. »Ich wusste gar nicht, dass er wieder in der Stadt ist. Ist er nur zu Besuch oder lebt er jetzt wieder hier? Ich kenne ihn von früher und habe ihn jahrelang nicht gesehen. Plötzlich ist er wieder da.«
    Â»Und was wollen Sie von ihm?«
    Â»Ich würde ihn gern sprechen.«
    Anna Stern schloss die Fahrertür auf.
    Â»Wissen Sie

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