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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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gewesen und hatte lange vor der Milchmagd gestanden: Eine junge, etwas rundliche Frau, das Haar unter einer weißen Haube verborgen, gießt Milch aus einem Krug in eine braune Schüssel. Sie konzentriert sich auf ihre Tätigkeit, hat die Augen gesenkt, bemerkt den Betrachter nicht. Links im Bild ein Fenster, durch das Licht auf die Frau und die graue Wand hinter ihr fällt. Die Milch fließt in einem schmalen Strahl aus dem Krug. Ein versteinerter Augenblick, als habe man einen Film für einen Augenblick angehalten.
    Anna begriff plötzlich, worin der Unterschied zwischen diesem Bild und denen aus Hans’ Sammlung lag. Vermeer zeigte kein Abbild der Person, das Bild war die Person. Eidos und Eidolon, Urbild und Trugbild. Er stellte eine Verbindung zwischen dem Sehenden und dem Gesehenen her. Das war weit mehr als simple Präsentation.
    Dagegen waren Hans’ Bilder laut und bunt, fast schon ein bisschen platt, voller Anekdoten und manchmal unfreiwillig komisch in ihrer spießbürgerlichen Attitude.
    Das Telefon klingelte. Anna ließ das Buch sinken, fast verärgert, dass sie gestört wurde.
    Eine Männerstimme fragte, ob sie mit Anna Stern verbunden sei.
    Â»Wer will das wissen?«, fragte sie.
    Â»Hier spricht Karlo Kant«, antwortete der Kommissar. »Ich habe Sie neulich abends im Keep-out angesprochen und mich ziemlich dumm benommen. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Darf ich Sie zum Essen einladen?«
    *
    Fabry übte sich weiter in Geduld. Er war froh, dass er nicht daran gedacht hatte, ein Buch mitzunehmen. Wer die Augen auf Zeilen richtet, kann nicht beobachten, was draußen abläuft. Immerhin trug er Kopfhörer, in die ein Radio eingebaut war. Er folgte einer Sendung des Kinderfunks. Eine Frau las aus einem Buch vor, in dem Gegenstände und Lebewesen aus Geschichten herausgelesen werden konnten und lebendig wurden.
    Am Haus gegenüber tat sich etwas.
    Anna Stern erschien auf ihrem Balkon. Sie wurde von den letzten Strahlen der Sonne beschienen und gab den Hängegeranien in den Balkonkästen Wasser. Sie zupfte Blüten und welke Blätter ab und warf sie in einen kleinen blauen Plastikeimer.
    Vor ihrer Haustür hielt ein blaues Auto. Fabry setzte die Kopfhörer ab und wartete.
    Zunächst stieg niemand aus. Der Fahrer schien zu telefonieren. Anna Stern stand noch immer auf ihrem Balkon, am Ohr ein Telefon. Sie blickte zu dem Auto hinunter. Fabry bekam Herzklopfen.
    Der Fahrer des Golfs kletterte aus dem Wagen, das Handy am Ohr, und lächelte zu Anna hinauf. Der Mann war der Polizist. Karlo Kant. Fabry fluchte. Anna und Kant nickten sich zu und beendeten ihr Telefonat. Kant ging zur Eingangstür und wartete dort. Nach etwa zehn Minuten trat Anna Stern aus dem Haus. Sie lächelte Kant an, gab ihm die Hand. Die Haustür fiel hinter ihr zu und beide liefen zu dem blauen Wagen.
    Fabry riss sich seine Fliege vom Hals und öffnete einige Knöpfe seines Hemdes. Ihm war heiß. Was wollte Anna mit diesem Polizisten? Und was wollte der Bulle von ihr? Fabry atmete schwer.
    Er bemerkte, dass Anna sich umgezogen hatte. Schwarze Hose, rote Bluse mit halb langen Ärmeln und schwarze Pumps. Das dunkle Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie hatte sich für diesen Polizisten schön gemacht.
    Der Wagen startete und fuhr los – direkt an seinem Wohnmobil vorbei. Sollte er den beiden folgen? Nein. Seine Mission verlangte eben noch mehr Geduld. Er setzte den Radiokopfhörer wieder auf und schaltete zum Klassik-Sender um. Das berühmte Air von Bach ertönte. Fabry geriet ins Träumen. Von Samt und Seide. Und Falten. Und Rüschen. Und Blau. Das Blau von Maria, der Muttergottes. So würde er Anna kleiden, wenn er sein Ziel erreicht hatte.
    *
    Karlo Kant war aufgeregt. Er war aus der Übung, wusste nicht mehr, wie man sich als Mann interessant macht, sich in Szene setzt. Anna gefiel ihm sehr. Das ungewohnte Gefühl verunsicherte und verspannte ihn.
    Er hatte lange geduscht, eins seiner Leinenhemden gebügelt und war in eine Designerjeans gestiegen. Eine sorgfältige Rasur und wenig Rasierwasser. Im Spiegel fand er sich einigermaßen ansehnlich. Seine Schläfen waren in den letzten Monaten fast weiß geworden und er hatte es nicht bemerkt. Aber es passte zum restlichen mittelbraunen, dichten Haar, das ihm zum Glück geblieben war.
    Anna. Er dachte an ein dummes Lied, das mal in die Charts Einzug

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