Schoener Schlaf
nicht?«
»Machen wir«, behauptete der Beamte.
Als Anna gegangen war, legte er den Zettel mit der Autonummer ganz unten in die Ablage.
Kapitel 20
Die vielen ungenutzten Kostüme, die vielleicht auf dem Müll landen würden, gingen Belinda Stork nicht aus dem Kopf. Sie musste es erneut versuchen und fuhr wieder nach Berghof â diesmal direkt zu dem Haus von Leon Fabry.
Sie hatte den Anblick des Neffen in Frauenkleidern inzwischen verdaut. Der Kerl hatte einen Knall, aber einen Knall hatten viele.
Seinen Lieblingsfummel kann ich ihm ja lassen, dachte sie und grinste, während sie den Wagen vor Fabrys Haus einparkte. Verschlossene Fenster trotz der Hitze.
Er ist nicht da, dachte sie und war merkwürdig erleichtert. Das Tor zwischen StraÃe und Vorgarten war verschlossen. Sie drückte die Klingel. Einmal und dann noch einmal.
Belinda Stork schaute erneut zu den Fenstern. War da nicht eine Bewegung hinter der Gardine im Erdgeschoss gewesen?
»Ja, bitte?«, fragte eine Männerstimme.
»Guten Tag, Herr Fabry. Mein Name ist Belinda Stork. Ihre verstorbene Tante und ich waren gut bekannt. Sie hat Kostüme für meine Schauspieler geschneidert.«
»Und?«
»Ich würde Ihnen die Sachen gern abkaufen. Könnten wir darüber mal in Ruhe reden?«
Es summte und sie drückte das Tor auf.
*
Restaurator Meyer zwei hatte die fotografische Reproduktion der bleichen Frauen beendet. Für die Freilegung teilte er seinen Tag in zwei Schichten ein: Morgens arbeitete er ab sechs Uhr bis zum Mittag. Spätestens dann waren seine Augen und Hände ermüdet und er legte sich drei Stunden hin. Ein leichtes Essen und es ging weiter. An jedem Abend machte er mit der groÃen Agfa-Reprokamera und der Hasselblad Aufnahmen vom aktuellen Zustand des Bildes.
Die Ãbermalungen zu entfernen, war keine leichte Aufgabe. Die mit Ei oder Kasein gebundenen Farben hatten eine solche Härte erreicht, dass er ein Skalpell benutzen musste. Scharfe Lösungsmittel konnten den Farben des unteren Bildes Schaden zufügen. Freilich musste er unter dem Stereomikroskop schneiden, was überaus anstrengend war.
Sucher und Leist beobachteten die Fortschritte.
»Können Sie nachher auf der Pressekonferenz schon Signifikantes sagen?«, fragte Sucher.
»Keine Sorge«, gab Meyer zurück. »Wir wollen doch einen langsamen Striptease, damit die Presse etwas davon hat.« Seine Augen waren rot. »Aber es geht dennoch alles viel langsamer, als ich dachte.«
»Brauchen Sie Hilfskräfte? Für die groben Arbeiten?«
»Danke, Chef. Doch daraus wird nichts. Erstens gibt es keine groben Arbeiten bei diesem Projekt«, wehrte Meyer zwei ab. »Und zweitens lasse ich sowieso keinen an dieses Bild heran.«
»Verstehe«, lächelte Sucher.
»Was wissen Sie über das Motiv des Bildes?«, drängelte Leist. »Was zeigt es?«
»Es ist noch nicht viel zu erkennen. Unter manchen Retuschen liegt eine Firnisschicht â dann ist es kein Problem, sie von der Originalschicht abzuheben. Aber an einigen Stellen hat der Maler direkt auf die Ãlfarben gemalt. Nicht umsonst sage ich immer: Eier und Quark gehören auf den Tisch und nicht auf Bilder. Wenn ich aber auf die Signatur von Vermeer stoÃe, sage ich Ihnen natürlich sofort Bescheid«, versprach er.
Wenige Stunden später war es so weit: Die Pressemeute fand sich in der Kunsthalle ein. Viele Telefonate waren die Folge gewesen, weil die Journalisten wissen wollten, was die Ankündigung bedeutete. Doch Leist hielt dicht und ihr Konzept ging auf. Die versprochene Sensation hatte ungewöhnlich viele Medienvertreter angelockt.
Anna und Angelo verteilten die Pressemappen auf den Tischen und lieÃen die Anwesenheitsliste herumgehen.
»Spannend, was?«, raunte Angelo Anna zu. »Bisher hatten unsere Pressekonferenzen etwas vom Esprit der Vorstandssitzung eines Karnickelklubs. Aber heute ist hier echt was los. Wo ist eigentlich dein Onkel?«
»Er ist lieber zu Hause geblieben«, flüsterte Anna zurück. »Achtung, es geht los.«
Leist, Sucher und Meyer platzierten sich hinter ihren Tischkarten. Anna und Angelo setzten sich ebenfalls.
Sucher begrüÃte die Anwesenden und übergab dann die Leitung der Pressekonferenz an seine Stellvertreterin.
Rebecca Leist räusperte sich und lächelte.
»Unserer Kunsthalle ist es gelungen, zwanzig hochklassige Gemälde aus
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