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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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und 65   Prozent bestehen blieb, die Beleuchtung durfte 200 Lux auf keinen Fall übersteigen, um die freigelegten Farben nicht zu schädigen. Neben der Glasvitrine patrouillierten zwei Wächter.
    Am Morgen pünktlich um zehn Uhr öffneten sich die Türen der Kunsthalle. Menschen strömten herein, neugierig auf die Ausstellung dieses besonderen Bildes, für das sich die meisten von ihnen unter normalen Umständen nicht interessiert hätten.
    Leists PR-Konzept ging auf. Die Zeitungen hatten groß und bunt berichtet, Radio und Fernsehen Beiträge und Filme gesendet und so bei erstaunlich vielen Menschen den Wunsch geweckt, bei der Enthüllung eines Geheimnisses dabei zu sein.
    Leist hatte Meyers Fortschritte dokumentiert, kostenlose Flyer informierten darüber. Sucher hatte eine örtliche Druckerei als Sponsor gewinnen können.
    Stationen einer Enthüllung – so hieß die Überschrift. Künftig würde das Publikum jeden Freitag neben der Ausstellung mit neuen Fakten über die Bildfreilegung versorgt werden.
    Leist und Salieri beobachteten von einer Empore aus, wie die Menschen plappernd und staunend vor dem Kasten standen, als hätten sie die Mona Lisa vor sich.
    Â»Es läuft sehr gut«, freute sich Rebecca Leist. »Drücken wir uns die Daumen, dass wir mit unserer Vermutung recht haben. Sonst werden wir zur Lachnummer des Jahres.«
    Â»Es wird schon gut gehen.« Angelo nahm ihre Hand. »Wir haben nie etwas von einem Vermeer verlauten lassen. Deine Aktion hat auch so eine Menge Charme. Was ist eigentlich mit deinem Freund Goldstein?«
    Â»Er ist durch meine Beschreibung ziemlich elektrisiert«, behauptete sie. »Er bringt seine Arbeit in Amsterdam zu Ende und will dann zu uns kommen. Ich erwarte in den nächsten Tagen seinen Besuch oder zumindest eine ausführliche Reaktion.«
    Â»Ich fahre jetzt nach Hause«, kündigte Angelo an. »Kommst du bald nach?«
    Â»Wenn die Besucher gegangen sind.«
    Sie sah ihm nach, wie er leichtfüßig die Treppe zum Ausgang nahm.
    Der Tag ging seinem Ende zu und langsam leerte sich die Halle. Das Bewachungspersonal drehte letzte Runden, um versteckte oder orientierungslose Besucher aufzuspüren. Zu dem üblichen Personal der Kunsthalle hatte die Versicherung fünf weitere Männer geschickt, die während der Öffnungszeiten die Werke bewachten und nachts im Gebäude patrouillierten.
    Meyer zwei hatte ein Argusauge auf das Bild gerichtet und er ließ es sich nicht nehmen, es abends höchstpersönlich in Empfang zu nehmen und in seine Werkstatt zurückzubringen. Dabei bedankte er sich bei den holländischen Meistern, dass sie so überaus handlich gemalt hatten. Fast jedes Genrebild konnte in einer Aktentasche oder unter einem Mantel verborgen weggetragen werden.
    Endlich war der letzte Besucher gegangen und die Türen konnten abgeschlossen werden.
    Leists Handy klingelte. Es war Sucher, der sie dringend in Meyers Werkstatt bat.
    Dort saßen Meyer und Sucher am Tisch. Das Ammenbild lag vor ihnen.
    Â»Was gibt es denn noch?«, fragte sie.
    Â»Die Sensation, die wir brauchen«, lächelte Sucher.
    Â»Da bin ich aber gespannt«, sagte Leist mit einem leisen Anflug von Ironie.
    Â»Ich habe gerade noch etwas entdeckt«, berichtete Meyer mit glänzenden Augen.
    Â»Tatsächlich?«
    Â»Schauen Sie selbst, Frau Kollegin.« Sucher nahm das Gemälde auf und hielt es ihr entgegen. »Oben rechts!«
    Leist trat mit dem Bild zum Licht. Meyer hatte das obere rechte Viertel fast gänzlich von der Übermalung befreit. Die helle Wand endete jetzt an einem dunkelbraunen Balken, offensichtlich einem Bilderrahmen. Das Gemälde zeigte dunkelgrüne Bäume in diffusem Licht.
    Â»Ein Bild im Bild«, stellte Leist fest. »Nichts Besonderes. Hatte man oft in der Zeit.«
    Â»Das ist richtig«, sagte Sucher.
    Â»Warten Sie, da ist noch etwas.« Meyer trat zu Leist hin – sie hielt das Bild noch immer in der Hand – und zog eine Schicht geschmeidigen Materials von der Oberfläche.
    Â»Lässt sich leicht abziehen. Ich habe das Zeug gestern provisorisch aufgetragen«, erklärte der Restaurator, »damit nicht jeder, der sich heute vor das Bild stellt, gleich alles mitbekommt. Schauen Sie sich diese Ecke hier mal an.«
    Â»Nehmen Sie die Lupe«, riet Sucher. Er stand auf und reichte ihr das Teil.
    Sechs Augenpaare saugten

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