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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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denken Sie bitte darüber nach.«
    Â»Worüber sollte ich nachdenken?«
    Â»Ob Sie sich engagieren wollen.«
    Â»Wieso glauben Sie, dass Sie einen Vermeer gefunden haben?«, wollte Goldstein wissen.
    Â»Lapislazuli«, antwortete sie. »Und ein Hinweis im Bild selbst. Aber das werden Sie sehen.«
    Â»Es wäre ein Wunder, wenn es schon wieder einen Vermeer gäbe.«
    Â»Glauben Sie etwa nicht an Wunder?«
    Goldsteins Abneigung gegen die Frau kippte. Glauben Sie etwa nicht an Wunder? Was für eine Frage! Er war der Erste gewesen, der an die Junge Frau am Virginal geglaubt hatte.
    Â»Na gut. Ich werde mir die Fotos angucken«, versprach er. »Und mich dann bei Ihnen melden. Aber rufen Sie mich bis dahin nicht mehr an.«
    Goldstein duschte, kleidete sich an, nahm ein schnelles Frühstück und spazierte zu seinem Büro. Die nächsten Stunden beschäftigte er sich mit Bildern aus der Spätromantik, stellte Texte für den Katalog zusammen und redete mit den Besitzern.
    In der Mailbox schlummerte noch immer die Mail der deutschen Provinzfrau. Er druckte Text und Fotos aus und schob alles in seine Aktentasche.
    Goldstein fuhr den PC herunter und verließ das Bürogebäude. Unten saß der Pförtner, grüßte und fragte, ob alles in Ordnung sei. Das Englisch des Mannes war so schlecht wie Goldsteins Holländisch.
    Er lief in sein Hotel, ließ sich den Schlüssel geben, hatte aber plötzlich keine Lust mehr, auf sein Zimmer zu gehen. Aus der Hotelbar drang schwülstige Barmusik. Er ließ sich locken.
    Die Holländer hatten es geschafft, der Bar ein altenglisches Ambiente zu verpassen: Lederfauteuils, Mahagoniimitat an den Wänden und viel blank geputztes Messing. Es herrschte kaum Betrieb. Der Barmann wischte vor lauter Langeweile auf dem Tresen herum.
    Goldstein ließ sich in einen Sessel fallen, stellte die Aktentasche auf den Tisch und rief dem Barkeeper dann »Genever« zu. Er war schließlich in Holland und es gehörte sich ja wohl, die Landessitten zu respektieren.
    Der Schnaps kam und seine Wirkung setzte fast zeitgleich mit der Ankunft im Magen ein. Goldstein entspannte sich. Jetzt konnte er sich die Fotos des angeblichen Vermeer anschauen, ohne einen Lachanfall zu bekommen.
    Er zog die Unterlagen aus der Tasche.
    Bleiche Ammen, eine verkrampfte Hausfrau, zwei Kleinkinder, eingewickelt wie Mumien, und ein schwarz gekleideter Mann. Ein hässliches Bild. Der Hintergrund war – bis auf ein kleines Fenster mit Lichteinfall – dunkel. Das war ein Hinweis auf Todeserwartung und Ewigkeit. Das Licht in der Finsternis, ein Stück Hoffnung. An der Wand über dem Kamin krabbelte eine Spinne – die Metapher für Gefahr und das Böse.
    Was – zum Teufel – hatte diese dilettantische Pinselei mit Vermeer zu tun?
    Was hatte Frau Leist dazu geschrieben? Die komplette Übermalung stammte aus dem 17.   Jahrhundert, Experten würden gerade das Gemälde darunter freilegen und das könnte, ja, könnte, vielleicht …
    Goldstein lehnte sich zurück. Klassisches Vermeer-Fieber, dachte er.
    Er las die Mail zu Ende. Leist berichtete von übermaltem Lapislazuli und machte noch auf eine Besonderheit aufmerksam. Das Baby deutet auf ein zerknülltes Papier, das auf dem Boden liegt.
    Der Ausdruck war nicht besonders gut und das Licht schummrig. Goldstein rückte zur Lampe, die über ihm ans Mahagoniimitat geschraubt worden war.
    Da lag tatsächlich ein zerknülltes Stück Papier. Wie auf dem Dubliner Vermeer!
    Schwer atmend ließ Goldstein das Foto auf seine Schenkel sinken. Ihm war nicht gut und er winkte nach dem dritten Genever. Ich bin doch nicht immun gegen das Fieber, stellte er fest.
    Kapitel 19
    Belinda Stork war unterwegs nach Berghof. Auf den Straßen herrschte nur wenig Verkehr. Sie wollte die Kostüme von Luise Kranach für den Bühnenverein sichern, bevor der Neffe alles wegwarf oder verkaufte oder verbrannte.
    Stork vertraute auf ihre Überzeugungskraft. Reden konnte sie schließlich. Leider wusste sie nicht, wie der Mann hieß, musste sich also im Dorf erkundigen.
    Sie stoppte an einer Tankstelle am Ortseingang. Nachdem sie ein paar Liter gezapft hatte, ging sie zum Kassenhäuschen, das sich Servicecenter nannte. Verbrauchte Luft schlug ihr entgegen. An verstreut platzierten Bistrotischen lümmelten sich Bier trinkende Männer.
    Sie bezahlte und fragte nach

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