Schoener Schlaf
und sah auf die Uhr.
DrauÃen hielt ein Wagen, dann noch einer. Die Türen klappten zu und man hörte erneut Schritte. Fabry stieà die Tür auf und nahm seine Sonnenbrille ab. Ihm folgte der schwarz gekleidete Bestatter, der die Tür ganz öffnete und mit dem Feststeller arretierte. Fabry begrüÃte Anna und stellte sich neben sie.
»Wenn Sie so weit sind, schreiten wir zur Tat.« Der Bestatter blickte in die Runde, aber niemand rührte sich. Mit einer professionellen Geste nahm der Mann die Urne auf, hielt sie mit beiden Händen vor dem Bauch und begab sich zum Ausgang. Die Herren warteten, bis Anna als Hauptleidtragende dem Bestatter folgte. Fabry hielt sich an ihrer Seite.
Es war ein schöner, sonniger Tag. Der kleine Zug folgte dem Kiesweg, bis der Mann mit der Urne auf eine Wiese trat und auf einen kleinen Hügel ausgehobener Erde zuging. Er stellte die Urne in das Loch, trat zurück und verbeugte sich vor der Stelle, an der die Asche von Hans Sommerberg nun ruhen sollte. Mit einer unauffälligen Geste wollte er Anna eine kleine Papiertüte in die Hand drücken. Das Zahngold. Anna wandte sich ab. Statt ihrer nahm Fabry die Tüte entgegen und steckte sie in die Jackentasche.
Bisher hatte niemand ein Wort gesagt. Doch nun begann Anna zu sprechen.
»Hans Sommerberg war mein Onkel. Mein lieber Onkel Hans. Er wusste zu leben und hat viele Jahre in Italien verbracht. Ihr habt ihn neu kennengelernt in den letzten Wochen und ihr seid gekommen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Heute scheint die Sonne, als wären wir in Italien. Onkel Hans hat sich den richtigen Tag ausgesucht für dieses Letzte. Ich danke euch.«
Plötzlich bemerkte Kant einen Mann zwischen den Gräbern. Es war Kay Schaumkuss. Er fotografierte die Gruppe am Grab und verschwand wieder, bevor jemand reagieren konnte.
Nun reichten alle Anna die Hand und sprachen ihr Beileid aus. Die Worte rauschten an ihr vorbei.
Die Trauergemeinde zerstreute sich.
Fabry begleitete Anna zum Ausgang.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte sie â um Freundlichkeit bemüht. Sie fühlte sich unwohl.
»Was machen Sie hier, Herr Fabry?«, tönte mit einem Mal hinter ihnen die Stimme des Hauptkommissars, der den beiden gefolgt war. »Können Sie nicht aufhören, Frau Stern zu belästigen? Ihre Dreistigkeit ist nicht mehr zu überbieten.«
»Bitte, Herr Hauptkommissar!«, wehrte sich Fabry. »Was soll diese Unterstellung?«
»Herr Fabry ist auf meinen Wunsch hier«, spielte Anna die Scharade mit.
»Sie haben aber Mut, Frau Stern! Ist es Ihnen gleichgültig, dass wir Herrn Fabry mehrerer Morde verdächtigen? Auch Sie könnten in Gefahr sein.«
»Das wird unsere überaus erfolgreiche Polizei bestimmt verhindern«, rief Anna höhnisch. »Und jetzt entschuldigen mich die Herren bitte! Scharmützeln Sie weiter â aber ohne mich.«
Ohne sich noch einmal umzusehen, stieg sie in ihr Auto und fuhr weg.
»Lassen Sie Frau Stern in Frieden«, wiederholte Kant.
»Ich denke überhaupt nicht daran«, lächelte Fabry. »Das Schicksal hat Frau Stern und mich zusammengeführt. Erinnern Sie sich? Sie ist mir vor die FüÃe gefallen. Aber ich werde ihr nichts Böses antun, darauf können Sie sich verlassen, Herr Hauptkommissar.«
*
Kants Handy klingelte. Anna.
»Fabry hat nicht gemerkt, dass unser Streit inszeniert war«, berichtete sie. »Er scheint wirklich davon überzeugt zu sein, dass ich mich besonnen habe und ihn doch nett finde.«
»Wann trefft ihr euch das nächste Mal?«
»Er will mir seine Gemäldesammlung zeigen.«
»Die Bilder, die er im Banksafe aufbewahrt?«
»Ich glaube schon. Er sagte jedenfalls, dass er sie erst heranschaffen muss.«
»Wie fühlst du dich? Kommst du mit der Situation klar?«
»Ja, aber lange halte ich das nicht durch.«
»Es hat doch noch gar nicht angefangen. Du musst keine Angst haben. Wir beobachten ihn und dich rund um die Uhr. Im Hintergrund ist eine Gruppe unserer ganz harten Jungs in Bereitschaft. Ein Sondereinsatzkommando. Irgendwann wird Fabry einen Fehler machen.«
»Das kann nur leider ein paar Jahre dauern«, seufzte sie. »Er ist zu schlau oder ganz einfach unschuldig. Aber wenn ich tot bin, wisst ihr ja Bescheid.«
»Ich liebe deinen trockenen Humor. Ich sehe auf dem Monitor genau, wo du und dein Auto sich befinden.
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