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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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wartete. Nichts rührte sich. Er drückte den Lichtschalter. Aus mehreren Räumen schallten Meldungen der SEK-Männer: »Leer!«, oder: »Gesichert!« Die Werkstatt war aufgeräumt, weder Anna noch Meyer waren zu sehen. Eine Digitaluhr leuchtete orange.
    Jemand näherte sich in Begleitung eines Uniformierten. Es war Sucher. »Was ist hier los?«
    Â»Frau Stern ist verschwunden. Sie war zuletzt mit Meyer zusammen – hier in der Werkstatt. Wo ist Meyer? Wo wohnt er? Wir müssen ihn befragen.«
    Â»Kommen Sie«, sagte Sucher. »Wir fahren zu ihm. Es ist nicht weit.«
    Meyer öffnete die Tür. Er hatte schon einen Pyjama an und trug das graue Haar offen. Er sah aus wie ein Indianerhäuptling in Zivil.
    Â»Was ist passiert? Ist etwas mit den Bildern?« Er blinzelte müde, zeigte aber kein Erstaunen über die beiden schwarz gekleideten Polizisten, die neben Kant und Sucher vor ihm standen.
    Â»Wir suchen Frau Stern. Sie hatten heute Abend mit ihr eine Besprechung.«
    Â»Ja. Und nachdem wir alles erledigt hatten, ist sie gegangen. Ich habe dann noch aufgeräumt – also die Bilder weggepackt und abgeschlossen.«
    Â»Hat Frau Stern irgendeine Andeutung gemacht, ob sie noch irgendwohin wollte?«
    Â»Nein. Wir haben Texte abgeglichen und sehr konzentriert gearbeitet. Was ist denn eigentlich los?«
    Â»Wir möchten uns vergewissern, dass Frau Stern nicht in Ihrer Wohnung ist«, sagte Kant.
    Â»Wie bitte?«, rief Meyer. »Was sollte Frau Stern denn in meiner Wohnung machen?«
    Â»Meyer, lassen Sie den Kommissar«, bat Sucher. »Wir werden alles später klären.«
    Â»Wir sehen nach«, wies Kant die Kollegen an und stürmte durch den Flur. Zimmertüren wurden geöffnet und wieder erklangen die Rufe: »Leer!« Im Bad wurde Kant übel vor Angst. Er öffnete den Wasserhahn und trank einige Schlucke kaltes Wasser. Ich habe versagt. Total versagt. Anna, wo bist du?
    Seine Hände zitterten und Meyers Haarbürste fiel zu Boden. Die langen grauen Haare wirkten wie eine Einladung. Kant zog eine Tüte aus der Jackentasche und zupfte ein paar von den Borsten.
    Vielleicht sehe ich ja nur Gespenster, sagte sich der Kommissar. Anna hat nicht gemerkt, dass sie ihr Handy verloren hat, und nimmt noch einen Absacker in einer der umliegenden Kneipen. Langsam drehe ich durch.
    *
    Finsternis. Stille. Angst. Anna tastete den Untergrund ab, auf dem sie lag. Stoff, darunter eine Art Polsterung. Eine Matratze vielleicht.
    Ihr Rücken schmerzte, Blut pochte in ihren Ohren. Nach und nach sortierte sie ihre Erinnerungen. Meyer hatte ihr Kaffee gegeben und sie hatte getrunken. Was danach geschehen war, bekam sie nur bruchstückhaft zusammen. Einen schönen Schlaf hatte er ihr gewünscht und sie war tatsächlich sehr schnell sehr müde geworden.
    Die Treppe nach unten. Er hatte sie halb getragen und halb geschleift, in ein Auto gesetzt. Die Handtasche, die sie fest an sich gepresst hielt, entriss er ihr.
    Während der Fahrt war sie eingenickt und erst wieder aufgewacht, als der Wagen gehalten hatte. Nur schemenhaft hatte sie die Umgebung wahrgenommen, dunkle große Gebirge von alten Schrottautos hatten sich gegen einen Himmel abgehoben, an dem der Mond halb voll klebte. Vogelschreie, ferner Autolärm. Sein Arm um ihre Taille. Das Quietschen eines Türschlosses. Seine Stimme mit den Worten: »Ruh dich aus, ich bin morgen wieder da.«
    Wie lange hatte sie geschlafen? Die Ziffern ihrer Armbanduhr konnte sie nicht erkennen. Niemand würde sie hier finden.
    Verdammter Kant!
    Er hatte auf das falsche Pferd gesetzt. Nicht Fabry, sondern Meyer war der Killer. Er wird mich töten wie die anderen Frauen, dachte sie.
    Aber noch war es nicht so weit und sie würde alles tun, um Zeit zu gewinnen.
    Sie streckte die Arme langsam nach oben, um zu prüfen, wie hoch der Luftraum über ihrem Kopf war. Die Hände fanden keinen Widerstand. Sie setzte sich auf. Leichter Schwindel überkam sie. Es hat keinen Sinn, jetzt etwas zu unternehmen, dachte sie, ich muss erst ganz wach werden.
    Sie legte sich auf die Seite und schloss die Augen. Kant war ein solcher Stümper.
    *
    Die Fahndung, die noch in der Nacht ausgelöst wurde, brachte kein Ergebnis. Kants Verzweiflung wuchs.
    Gegen acht Uhr traf sich die Soko Kostüm im Besprechungsraum. Die Gegend um die Kunsthalle zwischen Garten und Parkplatz war noch einmal abgesucht

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