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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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Gerade steuerst du die Kunsthalle an. Wir haben auch Fabrys Fahrzeug verkabelt – für alle Fälle.«
    *
    Sucher hatte zur Krisensitzung geladen. Er wollte das Prozedere der Ausstellung festlegen, nachdem Rebecca Leist so plötzlich ausgestiegen war und auch Sommerberg nicht mehr zur Verfügung stand.
    Â»Sollen wir das gestohlene Bild im Katalog erwähnen?«, fragte Sucher in die Runde.
    Â»Auf jeden Fall!«, sagte Meyer zwei. »Mit einem Appell an den Dieb, es zurückzugeben. Und Fotos von der fast fertigen Restaurierung.«
    Â»Ich überlege mir noch, ob das sinnvoll ist«, erwiderte Sucher. »Die Bildbeschreibungen der anderen Exponate sind fertig, Frau Stern?«
    Â»Ja, aber ich würde sie gern noch mal mit Herrn Meyer durchsprechen. Damit sich kein Fehler einschleicht.«
    Â»Wie sind Sie vorgegangen?«, erkundigte sich Sucher.
    Â»Nach Panofsky: Was ist dargestellt? Wie ist es dargestellt? und Was bedeutet es? «, antwortete sie. »Also nach Phänomensinn, Bedeutungssinn und Dokumentsinn.«
    Â»Sehr schön«, lobte der Direktor.
    Anna warf Salieri einen schnellen Blick zu. Er hatte ihr die ikonologische Methode, die in der modernen Kunstgeschichte verwandt wurde, erklärt.
    Â»Ich erweitere die Texte durch ein paar Ausführungen zum Goldenen Zeitalter in den Niederlanden, zu den politischen und sozialen Verhältnissen und der Symbolik in den Werken«, sagte Salieri. »Es gibt ja genug Quellen dazu. Ein paar Tage, dann bin ich fertig.«
    Â»Gut. Dann bleiben wir bei unserem Zeitplan«, entschied Sucher. »Ich denke, dass wir in vier Wochen so weit sind.«
    Â»Wann kann ich mit meinen Texten zu Ihnen kommen, Herr Meyer?«, fragte Anna.
    Â»Kommen Sie doch einfach gleich mit«, schlug der Restaurator vor.
    Meyer zwei hatte die neunzehn Gemälde nebeneinander auf Staffeleien gestellt. Anna bot sich ein wundervoller Anblick. Die Bilder waren gesäubert, ausgebessert und zum Teil neu gerahmt worden. Es war, als habe Meyer zwei einen jahrhundertealten Grauschleier von ihnen genommen.
    Â»Ich bin beeindruckt«, schwärmte Anna. Langsam schritt sie an den Exponaten vorbei, blieb schließlich vor einem Jacob Backer stehen. Ein Frauenbild, das durch die filigrane Maltechnik und die Lichtsetzung auffiel.
    Porträt einer unbekannten Frau – unter dieser fantasielosen Bezeichnung hatte Hans Sommerberg das Werk vor dreißig Jahren in Amsterdam gekauft.
    Â»Backer wurde lange unterschätzt«, wusste Meyer zwei. »Manche Historiker behaupten, dass er ein Schüler von Rembrandt war. Ich persönlich glaube das allerdings nicht. Backers Pinselstrich ist viel sanfter. Schauen Sie, wie perfekt er das Licht auf das Kleid der Frau gesetzt hat, sodass es silbern erscheint.«
    Â»Das Hervorstechende an seiner Kunst ist die Darstellung verführerischer Frauen.«
    Der Restaurator lächelte. »Ja, verführerisch. Mehr als verführerisch. Schauen Sie, wie die schmale Goldkette auf den Brüsten der Frau liegt. Sie scheint zu atmen. Und wenn sie aufstünde, würde die silbrige Seide des Kleides wie ein sanfter Wind rauschen …«
    Â»Sie sind ja ein echter Romantiker, Herr Meyer!«, staunte Anna.
    Â»Und Ihre Worte bringen die Schönheit sogar zum Lächeln – schauen Sie!«
    Beide starrten auf das Gemälde und tatsächlich schienen sich die blassen Lippen der Frau verändert zu haben.
    Auch Meyer zwei veränderte sich: Während der anschließenden Arbeit startete er sogar Flirtversuche. So hatte Anna ihn noch nicht erlebt.
    Sie fasste sich ein Herz. »Wissen Sie eigentlich, dass Frau Leist die Vereinbarung gebrochen hat?«
    Er schaute auf. »Was meinen Sie?«
    Â»Sie hat jemandem erzählt, dass mein Onkel den Vermeer abends mit nach Hause nimmt. Und kurz danach ist bei ihm eingebrochen worden.«
    Â»Das wundert mich nicht!« Meyer schnappte nach Luft. »Diese Frau hat immer falschgespielt und versucht, den Chef an die Seite zu drücken. Doch ihr fehlt die Fachkompetenz. Gut, dass sie gekündigt hat.«
    Â»Können Sie sich vorstellen, dass sie den Diebstahl des Bildes in Auftrag gegeben hat?«, fragte Anna.
    Â»Zuzutrauen wäre es ihr. Ich empfinde es als persönlichen Angriff, dass ich die Restauration nicht beenden kann.«
    Â»Mir fehlt der Vermeer auch. Ich habe noch nicht mal ein Foto von dem Bild.«
    Â»Das lässt sich

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