Schoener Schlaf
worden, auch Hunde hatte man eingesetzt.
Annas Handtasche lag in einem Gebüsch. Jemand musste sie dort abgelegt oder über den Zaun geworfen haben. Annas Handy half auch nicht weiter, kein auÃergewöhnlicher Anruf war ein- oder rausgegangen.
Angelo Salieri und Manfred Sucher wurden befragt. Doch beide konnten keinerlei Anhaltspunkt liefern, was mit Anna geschehen sein könnte.
Die Mitglieder der Soko und die Staatsanwaltschaft kamen überein, die Medien zu informieren.
Ein Kollege der Kriminaltechnik meldete sich bei Kant. An den Haaren in Meyers Bürste gab es Anhaftungen. Schuppen, Staub, Spuren eines Haarwassers, aber auch einige tote Ameisen. Lasius fuliginosus.
*
Die Fenster waren mit Platten verdunkelt. Trotzdem fiel so viel Licht in den Raum, dass Anna einige Schemen erkennen konnte. Sie lag tatsächlich auf einer Matratze. An der Wand stand ein Tisch, darauf eine Flasche Wasser. Neben dem Tisch befanden sich zwei Stühle, auf dem Boden neben der Tür ein Eimer mit Deckel, darauf eine Rolle Klopapier.
Anna ging zum Fenster und spähte durch den Spalt an der Seite der Platte. Sie sah Himmel, Wolken und Autowracks.
»Hallo«, schrie sie. »Hallo! Hört mich jemand? Hilfe! Helfen Sie mir!«
Nichts.
Sie überlegte. Was konnte sie tun?
Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, aus diesem Loch rauszukommen. Sie prüfte die Wasserflasche. Der Verschluss war unversehrt, der Inhalt damit unverdächtig. Das Wasser erfrischte sie.
Was ist, wenn Meyer mich einfach hier verrotten lässt? Nicht mehr wiederkommt?
Ich darf keine Panik bekommen. Ich muss überlegen.
*
Meyer zwei erschien an diesem Morgen nicht zum Dienst und war auch telefonisch nicht zu erreichen. Sucher informierte Kant. Der erwirkte nun eine Durchsuchungsanordnung für Meyers Wohnung und Arbeitsplatz und leitete eine Fahndung nach Meyer ein. In der Küche der Restaurationswerkstatt fand man Kaffeereste in zwei Bechern. Sie wurden zur Analyse ins Präsidium gebracht.
Heidi Busch befragte die Mitarbeiter der Kunsthalle zu Meyers Gewohnheiten und seinem Umgang.
Von einer Sekretärin erfuhr sie, dass er sich mit Elke Hackmann, der vor sechs Jahren verschwundenen Museumspädagogin, angefreundet hatte.
»Warum sagen Sie das erst jetzt?«, fragte Busch.
»Mich hat niemand gefragt«, antwortete die Frau. »AuÃerdem war das keine Affäre oder so. Das hätte ich mitbekommen. Die beiden gingen manchmal mittags zusammen beim Chinesen gegenüber essen und haben einen Museumskurs für Kinder konzipiert, der gut ankam. Bis Elke dann plötzlich weg war.«
Kant lieà Meyers Spind aufbrechen. Kleidung, Zeitungsausschnitte, Fotos der sommerbergschen Bilder. Nichts Verdächtiges.
»Was können Sie mir über Meyer sagen, Herr Dr.  Sucher?«, fragte Kant anschlieÃend, als er in Suchers Büro saÃ.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Meyer zwei etwas mit dem Verschwinden von Frau Stern zu tun hat.« Der Direktor war sichtlich erschüttert. »Er hat sich Frauen gegenüber immer korrekt benommen.«
»Gibt es eine Personalakte?«
»Natürlich. Ich lasse sie holen.« Sucher telefonierte kurz.
»Könnte ich bitte ein Glas Wasser bekommen?«, fragte Kant. Die Kopfschmerzen peinigten ihn wieder.
Sucher telefonierte erneut.
Wenig später erschien eine Angestellte mit der Akte, einer Flasche Wasser und einem Glas.
Kant trank gierig. Am liebsten hätte er sich die Flüssigkeit über den Kopf gegossen. Doch er riss sich zusammen und blätterte die Akte durch.
Heinz-Werner Meyer. Fünfundvierzig Jahre alt. Laut Lebenslauf hatte er Abitur, ein nicht abgeschlossenes Studium der Kunstgeschichte und eine mehrjährige Ausbildung als Restaurator an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart. Er war Mitglied im Verband der Restauratoren und ohne Frau und Kinder.
Frustriert klappte Kant die Mappe zu.
»Ich sagte Ihnen doch, dass der Mann in keiner Weise auffällig ist«, kommentierte Sucher.
Kant kam nicht dazu, ihm zu antworten, denn sein Handy klingelte. Es war der Pförtner vom Eingang des Polizeipräsidiums.
»Hier ist jemand, der Sie persönlich sprechen will. Ein Herr Hackmann. Es sei dringend.«
Jens Hackmann wartete im Foyer. Er hatte einen Sechstagebart, geschwollene Tränensäcke und sah fertig aus.
»Ich möchte eine Aussage machen«, begann er.
»Kommen Sie
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