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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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falsch«, raunte Kant zurück. »Das Gelände ist groß und nicht alles ist leicht einzusehen. Komm!«
    Er stützte seine Hand auf einen Baumstumpf und wollte weiter. Irritiert hielt er inne. Was war das? Hunderte von Ameisen liefen über seine Hand und den Ärmel.
    Auch Heidi Busch verstand. »Wir sind doch richtig, Chef.«
    *
    Der Polizeifunk war für Kay Schaumkuss eine hilfreiche Einrichtung. In der Regel hing er jeden Tag mehrere Stunden vor dem Gerät und verfolgte, was geschah. Obwohl die Polizisten über Funk nur knappe Rahmendaten austauschten, um Blaulicht-Schreiberlinge wie ihn nicht mehr als nötig zu füttern. Die Informanten im Präsidium lieferten jedoch im Bedarfsfall die Hintergründe der Kurzmeldungen. Zum Beispiel, dass Anna Stern auf einem verlassenen Industriegelände vermutet wurde und ein Großeinsatz durchgeführt wurde.
    Er sah sich das Gelände auf Google Earth an. Das Grundstück hatte eine Dreiecksform, grenzte an zwei Straßen und die Brauereibrache. Durch den Funk wusste der Reporter, wo das Spezialkommando Position bezogen hatte.
    Endlich hatte er die Exklusivgeschichte, die ihn ganz nach vorn bringen würde. Die Festnahme eines Serienkillers – und er live dabei!
    Schaumkuss machte sich auf den Weg. Er stellte den Kleinbus in einer Buschgruppe ab, die von der Straße aus nicht einzusehen war, packte seine Ausrüstung und stapfte zu Fuß weiter.
    Der Wind stand günstig. Er öffnete den Koffer und machte den Minihubschrauber startbereit. Die neue Drohne war kleiner, leiser und leistungsfähiger als die, die Fabry mit der Axt zerschlagen hatte. Sie hatte eine größere Reichweite, lieferte schärfere Fotos und er konnte sie als Betriebsausgabe von der Steuer absetzen.
    Der Hubschrauber ging in die Luft.
    Der Reporter setzte sich auf einen abgesägten Baumstumpf und beobachtete auf dem Display seines Tablets die Bilder, die die Drohne sendete. Verrostete Autowracks. Bauschutt. Plastikfässer. Kein schöner Ort zum Sterben, dachte Schaumkuss, aber der ideale Platz für eine unfassbare Story, die den Lesern das Blut in den Adern gefrieren lassen würde. Verfall und Tod. Verfall und Schönheit. Verfall und Sex. Oder irgendwas dazwischen.
    Was war das? Neben einem riesigen Berg von verrostetem Automüll stand ein kleines Gebäude, zu dem ein schmaler Weg führte. Auf dem Weg parkte ein Auto, das kein Schrottteil war. Das Kennzeichen war nicht zu erkennen.
    Schaumkuss drosselte die Fluggeschwindigkeit, ließ das Gerät tiefer fliegen und lenkte es zum Fenster. Der Hubschrauber sendete weitere Bilder: der Hinterkopf eines Mannes mit grauem Pferdeschwanz. Er hielt eine dunkelhaarige Frau in den Armen, die nicht ganz bei sich zu sein schien – Blut lief über ihr Gesicht –, aber sie lebte. Unverkennbar Anna Stern. Doch bei dem Mann handelte es sich nicht um Leon Fabry!
    Wie hypnotisiert starrte Schaumkuss auf das Tablet. Wer war das? Und was spielte sich da ab?
    Er steuerte die Drohne noch näher zum Fenster. Anna Stern blickte jetzt genau in die Kamera. Ihre Lippen bewegten sich zu einem stummen Schrei. Der Pferdeschwanzträger stutzte, ließ Anna los und wandte den Kopf Richtung Fenster. Schaumkuss drückte hektisch die Knöpfe der Fernbedienung und beorderte den Hubschrauber zu sich zurück.
    Schwer atmend packte der Reporter alles zusammen und nahm den Weg zurück zu seinem Fahrzeug. Prompt stolperte er über eine Baumwurzel, die sich aus dem Betonboden der verlassenen Brauerei nach oben geschoben hatte. Der Koffer mit der Drohne schrappte an der Wand lang.
    Er rappelte sich auf, griff sein Zeug und sah sich um. Stille. Zu viel Stille, um nicht Angst bekommen. Bleib ruhig, ermahnte sich Schaumkuss. Selbst wenn der Kerl die Drohne bemerkt hat, weiß er noch lange nicht, wer sie steuert und wo sich die Basisstation befindet.
    Anna Stern war in großer Gefahr – das stand fest. Er musste sich mit der Polizei zusammentun.
    Er erreichte seinen Kleinbus und erstarrte. Eine Frau stand dort – locker gegen den Wagen gelehnt. Als warte sie auf ihn.
    *
    Irgendetwas stimmte nicht, irgendwas lief schief. Meyer konnte das Gefühl nicht präzisieren. Natürlich verdächtigte ihn die Polizei. Doch er hatte einen zeitlichen Vorsprung. Bald würde Anna Stern für immer verschwunden sein. Leider konnte er ihren Abschied nicht so inszenieren, wie es ihr

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