Schoener Schlaf
mit in mein Büro.«
Oben angekommen, legte Hackmann eine Zeitung auf den Tisch. Kay Schaumkussâ Foto von Sommerbergs Beerdigung. Sucher, Salieri, Anna Stern, Meyer und Fabry, halb verdeckt.
»Ich habe ihn wiedererkannt«, sagte Hackmann und deutete auf das Foto. »Den da. Er heiÃt Meyer. Ich habe ⦠ich habe früher Geschäfte mit ihm gemacht«, stotterte Hackmann. »Illegale Geschäfte.«
»Mal langsam, Herr Hackmann«, forderte Kant. »Fangen wir vorne an. Woher kennen Sie diesen Mann?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Wir haben Zeit«, log Kant.
»Vor sechs Jahren habe ich noch Medizin studiert. Ich hatte damals wenig Kohle und deshalb einen Nebenjob angenommen, bei einer Pharmafirma als Laborant. Wir waren frisch verheiratet und Elke verdiente in der Kunsthalle auch nicht gerade viel. Eines Abends holte ich sie ab und da war dieser Meyer, ihr Kollege. Wir kamen ins Gespräch und ich erwähnte meinen Job im Labor. Ein paar Tage später sprach er mich an und fragte, ob es schwer sei, eine bestimmte Droge herzustellen.«
»Veronal?«
»Stimmt genau! Woher wissen Sie das?«, bestätigte Hackmann. »Er wollte Veronal. War ganz versessen darauf. Angeblich hatte er Schlafstörungen. Ich empfahl ihm andere Sedativa und Benzodiazepine, doch er wollte das Barbital, das ja schon lange verboten ist. Er hat mich so lange bekniet, bis ich mich schlieÃlich bereit erklärt habe, ihm das Zeug gegen ein angemessenes Entgelt herzustellen. Heimlich, im Firmenlabor. Synthese aus Diethylmalonsäurediethylester und Harnstoff.«
»Wusste Ihre Frau davon?«
»Um Gottes willen, nein! Das hätte Elke nie gebilligt.«
»Warum machen Sie diese Aussage erst jetzt? Sechs Jahre, nachdem Ihre Frau verschwunden ist?«, schrie Kant los.
»Ich wusste doch nicht, dass die toten Frauen Schlafmittel im Blut hatten. Das stand doch erst jetzt in der Zeitung. Und als Elke verschwand, gab es noch gar keine toten Frauen.«
»Wo haben Sie Meyer das Veronal übergeben? In der Kunsthalle?«
»Aber nein! Da hätte ich Elke doch über den Weg laufen können. Ich hab es Meyer per Post geschickt. An seinen Arbeitsplatz.«
»Und wie sind Sie an das Geld für das Schlafmittel gekommen?«
»Auch per Post. Meyer legte die Scheine in ein Buch und schickte es mir.«
»Wie oft?«
»Das weià ich nicht mehr. Vor einem halben Jahr hatten wir den letzten Kontakt. Glauben Sie, dass Meyer mit dem Verschwinden von Elke etwas zu tun hat?«
Kant antwortete nicht, sonst wäre er explodiert.
*
Fast zeitgleich identifizierte das Labor in einem der Kaffeebecher Reste von Barbital. Die Nachricht überraschte die Soko nicht. Jetzt war klar, wie Meyer Anna hatte überwältigen können.
Die Mitglieder der Soko lieÃen sich die Papiere bringen, die die Kollegen in Meyers Wohnung sichergestellt hatten.
»Dann mal los«, sagte Neumann aufmunternd.
Aktenordner, Briefe, Kontoauszüge.
»Alles fein abgeheftet«, stellte Busch fest. »Herr Meyer ist ein ordentlicher Zeitgenosse.«
Kant griff sich den Ordner mit den Kontoauszügen, die anderen machten sich über den Rest der Papiere her.
Mietzahlungen, Versicherungen, Strom und Wasser, Bücherkäufe und die Abbuchung für einen Lotto-Dauerschein. Nichts Auffälliges. Kants Konzentration lieà nach. Die Kopfschmerzen meldeten sich wieder verstärkt und er bekam leichte Sehstörungen. Tief durchatmen und eine Pille einwerfen, dachte er, nur nicht schlappmachen.
»Was ist los, Chef?«, fragte Neumann. »Kopfweh?«
Kant nickte, griff in sein Jackett, zog die Tabletten hervor und zerkaute drei davon.
Heidi Busch reichte ihm ein Glas Wasser.
Kant lehnte sich zurück und wartete auf die Wirkung. Vor seinen geschlossenen Augen flimmerten die Ziffern der meyerschen Kontoauszüge. Miete, Strom, Wasser, Versicherungen, Pacht.
Pacht? Dreihundert Euro im Jahr.
»Moment«, rief er und sprang auf.
Kant blätterte in dem Ordner. »Hier! Meyer bezahlt Pacht für ein Grundstück! Zahlung an die Stadt. Wo befindet sich dieses verdammte Gelände?«
Weingarten nahm den Kontoauszug. »Das kann ich dir in zwei Minuten sagen, Chef.«
Kapitel 32
Plötzlich erfüllte Licht den Raum. Anna taten die Augen weh und sie blinzelte. Meyer hatte die Verdunklungsplatte von einem Fenster entfernt. Anna nahm seine Silhouette
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