Schönes Leben noch! (German Edition)
verblüfft aus. „Aber das tut sie auch. Sehr sogar.“
„Sie haben einen Spielklub installiert“, schrie sie. „Sie haben das organisierte Verbrechen in meine Stadt geholt, und wer das tut, kommt nicht ungestraft davon.“
Er lächelte. „Jill, Schätzchen. Beruhigen Sie sich. Sie sind doch nicht mal gerne hier.“
„Ach nein? Das ist vielleicht nicht meine Vorstellung vom Paradies, aber Sie haben nicht das Recht, den Leuten hier das Leben zu vermasseln. Wie konnten Sie das nur tun?“
Er runzelte die Stirn. „Ein paar Kartenspiele tun doch niemandem weh.“
„Aber sie verstoßen gegen das Gesetz.“
„Was hat das denn mit dem Ganzen zu tun?“
Sie konnte es nicht fassen. „Ich … Sie …“ Okay, sprechen konnte sie also auch nicht mehr.
Rudy legte ihr den Arm um die Schultern. „Sie nehmen das viel zu schwer, Jill. Ich habe mir nur einen kleinen Scherz mit Ihrem Freund erlaubt. Ich wusste, dass die Sache mit dem Spielclub ihn ärgern würde. Das ist alles. Mehr habe ich mir dabei nicht gedacht.“
Ihr Freund?
„Lassen Sie Mac da raus.“
„Natürlich. Wie Sie wünschen. Wir sind ja praktisch eine Familie. Ich möchte nicht, dass Sie sich Sorgen machen. Hey, wenn Sie hier kein Glücksspiel wollen, ist es schon so gut wie verschwunden.“
In ihrem Kopf drehte sich alles. Es gab nur eine Möglichkeit, wie sie „praktisch eine Familie“ sein konnten, und daran wollte sie gar nicht erst denken.
„Ich will nicht nur, dass das Glücksspiel von hier verschwindet, sondern Sie gleich mit.“
Sein freundlicher Gesichtsausdruck wurde hart. „Das ist nicht Ihre Entscheidung. Es gefällt mir hier, und ich werde nicht von hier weggehen.“
Verdammt, dachte sie. Zwingen konnte sie ihn leider nicht.
„Dann halten Sie sich wenigstens von meiner Tante fern.“
„Bev ist sehr wohl in der Lage, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.“ Er machte einen Schritt auf sie zu. „Was ist los, Jill? Wir waren doch immer Freunde.“
Waren sie das gewesen? Hatte sie sich wirklich erlaubt, mit jemandem wie ihm befreundet zu sein?
„Wir sind keine Freunde, und ich arbeite auch nicht für Sie. Ich will sogar nie wieder etwas mit Ihnen zu tun haben. Also lassen Sie Ihr Mandat dort, wo es ist. Ich bin mir sicher, dass Sie und Lyle sehr gut miteinander auskommen werden – so ähnlich wie Sie sich sind.“
Sie stieß die Flügel der Metalltür auf und ging durch den mittlerweile fast leeren Konferenzraum hinaus. Warum hatte sie so lange gebraucht, um die Wahrheit über Rudy zu erkennen? Jetzt war er nicht nur in ihrer Stadt, sondern hatte sich auch noch in das Leben ihrer Tante eingeklinkt. Wie in aller Welt sollte sie ihn nur wieder loswerden?
„Ich habe wirklich nur äußerst ungern recht, aber sehen Sie selbst“, sagte Hollis. Er verschränkte die Finger und legte dieHände auf seinen Schreibtisch.
Mac musste alle Selbstbeherrschung zusammennehmen, um ruhig auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben.
„Ich bin mir nicht sicher, welcher Umstand was bedingt“, fuhr Hollis fort. „Werden Männer mit hoher Gewaltbereitschaft von den Vollstreckungsbehörden angezogen, oder verändert der Beruf sie mit der Zeit?“ Er machte eine erwartungsvolle Pause.
„Ich bin der Letzte, der dazu eine Meinung haben sollte“, erwiderte Mac trocken.
„Ja, natürlich. Sie haben ja zuerst beim Militär gedient, nicht wahr?“
„Lassen Sie mich raten. Sie denken, dass das Militär ebenfalls Gewalt und Missbrauch fördert.“
„Militärische Institutionen helfen jedenfalls nicht.“
Mac ließ Hollis’ Erscheinung auf sich wirken – den schmächtigen Körperbau, die Brille, die streberhafte Ausstrahlung, die förmlich schrie: Komm und schikanier mich!
„Sie hatten es als Kind nicht leicht, oder?“, fragte Mac. „Ich wette, es sind keine vierundzwanzig Stunden vergangen, in denen Sie nicht verprügelt wurden.“
Hollis verkrampfte sich. „Sie könnten nicht falscher liegen. Ich habe als Kind viel Unterstützung und Liebe erfahren.“
„Zu Hause vermutlich schon, aber in der Schule sah das schon anders aus. Sie waren der Typ Junge, den ich während meiner Highschool-Zeit regelmäßig verdroschen habe, und das ist es auch, was Sie so ärgert.“
Hollis schob sich die Brille hoch. „Ich finde es interessant, dass
Ihre Geschichte der Gewalt schon so früh beginnt.“
„Das glaube ich Ihnen aufs Wort.“ Mac beugte sich vor und legte die flachen Hände auf den Schreibtisch. „Die Sache ist so, Hollis: Es ist mir
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