Schönes Leben noch! (German Edition)
egal, was Sie von mir halten. Alles, was mich interessiert, ist meine Tochter, und ich werde mit allen Mitteln darum kämpfen, dass ich sie behalten darf.“
„Daran hätten Sie denken sollen, bevor Sie Mr Murphy angegriffenhaben.“
„Sie haben vollkommen recht“, erwiderte Mac. „Das hätte ich. Und wo wir schon bei den Schuldzuweisungen sind: Wo zum Teufel waren Sie?“
Hollis blinzelte. „Was meinen Sie damit?“
„Genau das, was ich gesagt habe. Wo waren Sie? Wo war das Sozialamt, während Andy Murphy seine Frau als Boxsack missbraucht hat? Warum sind Sie nicht da draußen und erteilen ihm eine Lektion in Sachen Aggressionsbewältigung? Wie können Sie es wagen, in Ihrem Büro zu hocken, während dieser Mann seiner schwangeren Frau die Knochen bricht?“
„Wir können nicht …“
„Sie können was nicht?“, unterbrach Mac ihn. „Sich einmischen? Sich kümmern? Wann wird es denn zu Ihrer Aufgabe? Denn wir beide wissen doch genau, was passieren wird. Andy zeigt ein klares Muster der Gewaltsteigerung, was bedeutet, dass es immer schlimmer wird, bis irgendjemand zu Tode kommt. Wie wahrscheinlich ist es, dass er dieser Jemand ist? Ich würde sagen, weniger als ein Prozent. Ich denke, dass entweder seine Frau oder sein Kind dabei umkommt. Und Sie sitzen hier mit all ihren Regeln und Richtlinien, ohne etwas zu unternehmen. Wie ist das zu rechtfertigen?“
Hollis starrte ihn sekundenlang schweigend an, ehe er eine Akte hervorzog. „Nach der Voruntersuchung in Ihrem Fall werde ich einen Brief an den zuständigen Richter schicken. Im Falle einer Verurteilung werden Sie natürlich das Sorgerecht für Emily verlieren.“
Mac stand auf. „Wie immer ist es Ihr Verständnis, das mir hilft, weiterzumachen.“
Er drehte sich um und verließ den Raum.
In ihm köchelte die Wut. Es musste doch eine Lösung geben. Es musste einen Ausweg geben. Verdammt noch mal. Selbst während er noch nach einer Antwort suchte, wusste er, dass er das alles selbst verschuldet hatte. Aber es musste doch …
Als Mac das Gebäude verließ, sah er Rudy Casaccio neben dem Streifenwagen stehen.
„Schönen guten Nachmittag, Mac“, sagte er. „Wie war Ihr Treffen?“
„Sie wollen jetzt lieber nicht mit mir reden.“
„Und genau da irren Sie sich“, erwidert Rudy unbeschwert. „Ich möchte unbedingt mit Ihnen reden, und ich denke, Sie möchten mir genauso gern zuhören.“
Mac wollte sich gerade daranmachen, die Autotür aufzuschließen, doch Rudy versperrte ihm den Weg.
„Hören Sie mir zu. Sie haben etwas, das ich will, und ich habe etwas, das Sie wollen.“
Eine entsetzliche Sekunde lang dachte Mac, Rudy hätte Em entführt. Das Blut sackte aus seinem Kopf, und vor lauter Wut sah er rot.
„Sie machen mir das Leben ziemlich schwer.“ Rudy tat so, als bemerke er Macs Reaktion nicht. „Ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn Sie mich endlich in Ruhe ließen. Im Gegenzug kann ich dafür sorgen, dass Hollis Bass verschwindet.“ Er lachte leise. „Natürlich nicht buchstäblich.“
Sein Verstand kehrte zurück. Hier ging es nicht um seine Tochter – jedenfalls nicht unmittelbar. Er bemerkte, dass er automatisch nach seiner Waffe gegriffen hatte. Jetzt entspannte er seine Hand und ließ sie nach unten fallen.
Mac warf seine Schlüssel in die Luft und fing wie wieder auf. „Nur um sicherzugehen, dass ich Sie richtig verstehe: Sie wollen die Freiheit, das organisierte Verbrechen nach Los Lobos zu bringen, und im Gegenzug sorgen Sie dafür, dass der Sozialarbeiter mich in Frieden lässt.“
„Wir sprechen hier von etwas Glücksspiel, nichts Großes. Keine Drogen. Ich bin absolut gegen Drogen.“
Wahrscheinlich braucht jeder seine Prinzipien, dachte Mac.
„Sie stecken in Schwierigkeiten, Mac“, fuhr Rudy fort. „Hollis ist nicht besonders gut auf Sie zu sprechen.“
Mac fragte erst gar nicht, woher er das wusste. In Rudys Leben ging es einzig darum, die richtigen Informationen zur richtigen Zeit zu haben.
„Vergessen Sie’s“, sagte er und schloss den Streifenwagen auf.
„Es sieht nicht gut für sie aus. Das muss Ihnen doch klar sein.“
Das war Mac sogar sonnenklar. Möglicherweise würde er Emily für immer verlieren.
„Sind Sie nicht mal ein kleines bisschen versucht?“, fragte Rudy.
Mehr als nur ein bisschen, dachte Mac. Er würde fast alles tun, um die drohende Gefahr abzuwenden, aber seine Seele würde er nicht verkaufen.
„Ich bin an Ihren Angeboten nicht interessiert“, erwiderte Mac und
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